Zwischen Krimi-Fiktion und Wirklichkeit

Ein Reiseunternehmen bietet Touren über die Berliner Folgen des „Tatorts“ an. Morgen findet der nächste Spaziergang statt

VON DAVID BETGE

„Ich liebe diese Stadt!“ sagt der große, unrasierte Mann. Er steht im halb aufgeknöpften Hemd am Fenster und blickt in die Nacht – auf die große, gläserne Häuserfront des Sony Centers am Potsdamer Platz.

Der Mann heißt Till Ritter und ist Hauptkommissar in der ARD-Krimiserie „Tatort“. Die Szene gehört zum Einführungsfilm des Stadtspaziergangs „Tatort Berlin“, den der Verein StattReisen Berlin e. V. in Kooperation mit dem ARD-Infocenter und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg organisiert. Die Tour beginnt im ARD-Hauptstadtstudio. An diesem Tourtag sitzen 35 Teilnehmer der Tour vor den Bildschirmen.

Schnelle Autos und Verfolgungsjagden gehören genauso zum Berliner „Tatort“ wie verzweifelte Familienväter und randalierende Jugendliche. „Der Tatort Berlin will, neben spannenden Kriminalfällen, nicht nur die touristischen Attraktionen der Stadt zeigen, sondern auch die gesellschaftlichen und sozialen Aspekte des Berliner Lebens ansprechen“, so Zintgraf. Wie etwa einen „Tatort“, in dessen Mittelpunkt ein Mord im afrikanischen Migrantenmilieu steht.

Aber auch in den oberen Schichten der Gesellschaft ermittelt das Duo Ritter und Stark. So handelt der „Tatort“ „Eine ehrliche Haut“ von einem Bundestagskandidaten, der in den Verdacht gerät, einen Mord begangen zu haben. Im Laufe der Ermittlungen kommt es zu einer Medienkampagne, inszeniert von politischen Gegnern, gegen den beschuldigten Politiker. Hier zeige sich das „teilweise gefährliche Zusammenspiel von Politik und Medien“, erklärt Zintgraf vor dem „Politikereingang“ des Reichstags.

Im Cubix-Kino am Alexanderplatz kommt es zu einer Schießerei, als ein Mörder den Zeugen seiner Tat aus dem Weg räumen will. Das Opfer kann jedoch fliehen, verschwindet durch den Hinterausgang des Gebäudes und befindet sich plötzlich gut vier Straßen weiter entfernt. So eine „Schummelei“ ist nur für den Berlinkundigen zu erkennen und wird meist aus drehtechnischen Gründen angewandt, etwa wenn es Probleme mit der Drehgenehmigung gibt oder der Ort besser zu den Vorstellungen des Regisseurs passt.

Nach gut drei Stunden wird endlich das große Geheimnis gelüftet, nämlich wo sich die Büros der Fernsehkommissare befinden, und damit einer weiterer Trick der Filmemacher entlarvt. Außen- und Innenansicht des Kommissariats gehören nämlich zu zwei verschiedenen Gebäuden. Während die Außenaufnahmen an der Senatsverwaltung am Spittelmarkt gemacht werden, befinden sich die „Büros“ der beiden „Tatort“-Kommisare in der Industrie - und Handelskammer in der Fasanenstraße.

Der nächste Tatort-Stadtspaziergang ist für Sonntag ab 14 Uhr geplant. Weitere Führungen bis zum 27. November jeweils an zwei Sonntagen im Monat. Teilnahme 10 €. Anmeldungen unter Tel. 4 55 30 28 oder per E-Mail unter tagesausflug@stattreisen.de