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berliner szenenLockerheit als Gebot der Stunde

Freitagmittag, kein günstiger Termin für ein Bewerbungsgespräch. Das sah nicht nur ich so, sondern auch Alea selbst. Trotzdem begab sie sich an einem Freitag zum Potsdamer Platz, um dort in fiebriger Erwartung in den 8. Stock eines dieser Glaspaläste zu fahren, wo sie im schicken Wartebereich neben dem Empfang auf ihren Termin wartete, wie sie mir später erzählte.

Der Personalleiter hielt seine kleine Tochter auf dem Arm und überblickte müde das elende Häuflein, das sich traute, an diesem Freitag kurz vor Feierabend auf ein entscheidendes Gespräch zu warten. Er nickte höflich in die Runde und wandte sich wieder ab, um Töchterchen der Empfangssekretärin zu übergeben.

Alea saß eine vielleicht siebzehnjährige Schülerin in Begleitung ihrer Mutter gegenüber. Die Mutter sah besorgt aus, eine schlanke, konzentrierte Frau mit ängstlichen Augen in einem strengen Gesicht, während die Tochter zwischen Messenger-Diensten und der Aufmerksamkeit für die Mutter locker hin- und herschaltete. Zwei Frauen aus zwei Generationen, gut gekleidet, habituell dem Alter gemäß unterschiedlich, aber von derselben Klasse. Waren sie auch wegen des Jobangebots da? Oder gab es eine andere Verbindung?

Alea sah von ihrem Heft auf, als die Tochter in ein anderes Büro gebeten wurde. “Katharina Blum, bitte.“ Alea warf der Mutter einen erstaunten Blick zu: So hatte sie ihre Tochter genannt? Doch dann wurde auch schon sie selbst aufgerufen. „Alea Schmidt?“ Der Personalleiter grüßte sie noch einmal freundlich, hatte aber keine rechte Lust auf das Gespräch, das Wochenende stand vor der Tür, Lockerheit war das Gebot der Stunde. Also lud er sie in die Cafeteria ein, die sich im 1. Geschoss befand. Die Sache mit dem Job war ja eh schon geklärt, wie er sagte. René Hamann

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