Direkte Verbindung zu al-Qaida

Um den zweiten Hintermann der Anschläge zu finden, sind die Ermittlungen bis nach Pakistan ausgedehnt worden

DUBLIN taz ■ Der Hintermann der Londoner Bombenanschläge vom vorigen Donnerstag, bei denen mindestens 54 Menschen starben, hatte direkte Verbindungen zu al-Qaida. Er sei kurz vor den Anschlägen nach Großbritannien eingereist. Obwohl er aktenkundig war, hat die Polizei ihn nicht unter Beobachtung gestellt, weil er als „geringes Risiko“ eingestuft worden war. Einen Tag vor den Attentaten habe er Großbritannien wieder verlassen.

Das gab die britische Polizei gestern bekannt. Der Mann, der in Großbritannien als Sohn pakistanischer Immigranten geboren ist, soll enge Verbindungen zu einem der Teilnehmer einer Al-Qaida-Konferenz haben, bei der im vorigen Jahr in der nordwestlichen pakistanischen Provinz Waziristan eine Liste neuer Angriffsziele festgelegt worden sei.

Scotland Yard hat bisher nicht erklärt, woher diese Informationen stammen. Die Times spekulierte, dass der 29-jährige Mohammed Barbar dahinterstecke. Der Computerexperte, der in New York lebte, hatte voriges Jahr an der Konferenz in Pakistan teilgenommen und war einen Monat später in den USA festgenommen worden. Er gab zu, ein Schläfer von al-Qaida zu sein, kooperierte jedoch mit der Polizei. Aufgrund seiner Aussagen sind seitdem 13 Männer in Großbritannien verhaftet worden. Ein anderer Al-Qaida-Mann, Abu Faraj al-Libbi, der ebenfalls an der Konferenz teilgenommen hatte, ist vorigen Monat von Pakistan an die USA ausgeliefert worden. Er hat bisher jedoch die Aussage verweigert.

Forensische Untersuchungen haben gestern ergeben, dass der bei den Londoner Anschlägen verwendete Sprengstoff nicht aus militärischen Beständen vom Balkan stammt, sondern aus Zutaten bestand, die in jeder gut sortierten Drogerie erhältlich sind. Das gleiche Material war von den britischen „Schuhbombern“ Richard Reid und Saajid Badat benutzt worden und soll auch bei der Rekrutenausbildung in Al-Qaida-Lagern in Afghanistan verwendet werden.

RALF SOTSCHECK