Korruptionsaffäre verunsichert Infineon

Die Skandale um den Halbleiterhersteller nehmen kein Ende. Nun soll sich Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz bestechlich und untreu gezeigt haben – und zieht die Konsequenzen. Vorstandschef Wolfgang Ziebart drängt auf schnelle Klärung

VON BEATE WILLMS

Es ging Schlag auf Schlag. Erst am Freitagmorgen hatte die Münchner Staatsanwaltschaft die Zentrale des Chipherstellers Infineon durchsuchen lassen. Der Verdacht: Führende Manager hätten sich der Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung schuldig gemacht. Nur einen Tag später zog der Hauptbeschuldigte die Notbremse: Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz trat zurück – „mit sofortiger Wirkung“, wie es in der umgehend veröffentlichten Pflichtmeldung heißt. Dort wird auch betont, Infineon selbst sei „nicht Gegenstand der Ermittlungen“ und kooperiere „voll mit den Behörden“. Vorstandschef Wolfgang Ziebart erklärte, er gehe davon aus, dass der Aufsichtsrat Zitzewitz’ Rücktritt annimmt.

Die schnelle Reaktion auf beiden Seiten zeigt, dass sich die Infineon-Spitze keine negative Berichterstattung leisten will – und kann. Der Chiphersteller leidet nicht nur unter dem Auf und Ab der Halbleiterkonjunktur, sondern auch unter diversen Skandalen. 2004 musste er für Preisabsprachen in den USA eine millionenschwere Strafe zahlen, auch ein Patentstreit kostete Unsummen. Und nun scheinen Machenschaften rund um den vor einem Jahr geschassten Exvorstandschef Ulrich Schumacher Infineon wieder einzuholen.

Denn bei den aktuellen Vorwürfen geht es um die Motorsport-Events, die das Steckenpferd Schumachers waren und einen Großteil der Sponsorengelder verschlangen. Neben Zitzewitz nimmt die Staatsanwaltschaft derzeit auch den früheren Infineon-Manager Harald Eggers unter die Lupe, der nun den Schweizer Technologiekonzern Unaxis leitet. Dritter im Bunde ist Udo Schneider, Inhaber der Schweizer PR-Firma BF-Consulting und Betreuer der Infineon-Rennsportengagements.

Nach den bisherigen Erkenntnissen könnte Folgendes abgelaufen sein: Zitzewitz und Eggers drängten Lieferanten, zusammen mit dem Unternehmen Motorsportereignisse zu sponsern. Von den Sponsorengeldern zweigten sie dann mit Hilfe von Schneider im so genannten Kick-back-Verfahren einen Teil in die eigenen Taschen ab. Sie gönnten sich also quasi eine dicke, unversteuerte Provision – von bis zu 50 Prozent, wie es in Konzernkreisen heißt. Insgesamt soll es dabei laut Focus bei Zitzewitz um 259.000 und bei Eggers um 50.000 Euro gehen.

Schneider streitet die Beschuldigungen ab. Über seinen Anwalt ließ er verlauten, er begrüße die „Ermittlungen gegen Dr. von Zitzewitz und Herrn Eggers“, die Vorwürfe gegen ihn seien aber „falsch“. Die beiden anderen wollten der Presse nichts sagen.

Dass die Staatsanwaltschaft überhaupt auf die mögliche Bestechung aufmerksam wurde, ist laut Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld einem Rechtsstreit zwischen BF Consulting und Infineon über einen vorzeitig gekündigten Sponsorenvertrag zu verdanken, der vor dem Münchner Landgericht verhandelt wurde. In dessen Verlauf hatte Schneider nebenbei erwähnt, er habe Zitzewitz über drei Jahre hinweg 300.000 Euro zukommen lassen.