Komplett vergessen

Nienover liegt bei Uslar im oberen Weserbergland und war vor 800 Jahren eine Stadt. Jetzt wird sie ausgegraben

Dass es Nienover gibt, weiß auch Hans-Georg Stephan erst seit zwölf Jahren: 1993 hat der damals Göttinger, heute Hallenser Archäologie-Prof die Stadtwüstung im Kreis Northeim entdeckt – und mit ihrer Erforschung begonnen.

Seit gestern gräbt er wieder. Unterstützt von 50 Kollegen aus aller Welt legt er die Ruinen des mittelalterlichen Ortes frei, der rund 100 Jahre nach seiner Gründung unterging. Und der laut Stephan „völlig vergessen“ war. Bedeutend ist die Entdeckung vor allem, weil Städte viel seltener verwaisten als Dörfer: Zuverlässiges Basis-Wissen über ihre Entwicklung ist Mangelware. Nienover aber dokumentiert, weil es so früh durch Krieg zerstört wurde einen „Gründungs- und Planungszustand“, erläutert Projektleiter Stephan auf www.nienover.de. „Nach den bisherigen Funden können wir davon ausgehen, dass Nienover von einer blühenden Metallindustrie lebte.“ Unklar ist indes auch nach neun Jahren planmäßiger Grabungen, wo sich die Kirche befand. Fest steh nur, dass die Nienoveraner sie nicht vergessen haben: Die Pfarrei wird 1231 erstmals erwähnt. dpa/taz