LESUNG: VOM VERLIEREN DER FORM IM DUNKELN: In memoriam David Wojnarowicz
Am 22 Juli 1992 marschierten Hunderte Menschen durch das New Yorker East Village. Auslöser dieser spontanen Kundgebung war die Nachricht vom Tod des Künstlers, Schriftstellers, Filmemachers, Musikers, Aids-Aktivisten und Fotografen David Wojnarowicz.
Wie kaum ein anderer hatte der 1954 geborene Wojnarowicz in seiner Arbeit die schwulen und künstlerischen Subkulturen New Yorks der 80er Jahre reflektiert, in seinem Waterfront Journal den Begegnungen und Erfahrungen aus der Zeit, in der er auf der Straße lebte, eine literarische Form gegeben und die epidemische Ausbreitung des HIV-Virus in einen politischen Kontext gestellt. Bereits schwer von seiner Aids-Erkrankung gezeichnet, veröffentlichte er kurz vor seinem Tod das Buch „Close to the Knives“, ein mal wütendes, mal unvermutet leises Konvolut. Seine grimmige Neugier findet höchst unterschiedliche Erzählformen und Textsorten – von Interviews und kommentierten Fundstücksammlungen bis zu Betrachtungen des eigenen Sterbens. Zum 20. Todestag des hierzulande unnötig unbekannten Künstlers liest der Autor und Journalist Tim Schomacker aus der im mox&maritz-Verlag erschienenen deutschen Ausgabe von „Close to the Knives“.
■ Sonntag, 18 Uhr, Trauerraum
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