KURZKRITIK: BENNO SCHIRRMEISTER über SHAKESPEARES RICHTFEST
: Bei Regen und Wind

Zwar gibt’s da so Sprüche, denen zufolge ein Richtfest nur zu begeh’n sei, wenn Wände stünden, aber die sind seit der Erfindung des Stahlträgers überholt, muss man immer dran denken. Und das Theater der bremer shakespeare company ist eine Stahlträgerkonstruktion.

Es gibt also keinen Grund, enttäuscht zu sein, dass, hey, ho! der Wind, durchs rote Gestänge pfeift, während Ensemblesprecher Peter Lüchinger im Sommernachts-Zimmermann-Kostüm vom Nachbardach aus das Schnapsglas zerschmettert, und dabei eine Rede donnert collagiert aus eigenen Worten und jenen Zettels, der ja, Ironie!, im Original Bottom heißt. Und dann regnet der Regen los, wie jeglichen Tag.

Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) hatte zuvor darauf hingewiesen, dass es nicht um die Errichtung einer Open-Air-Spielstätte gehe und sie ein so löchriges Bauwerk im Februar nicht abnehmen werde. Insgesamt will sie das werdende Haus auch „als politische Setzung“ gewürdigt wissen, als „Zeichen unserer Zuneigung zur company“.

Trotz komplizierter Pfahlgründung liegen die Arbeiten nur vier Wochen hinterm Zeitplan, die Stadt wird die Mehrkosten tragen: 300.000 Euro teurer soll’s wohl werden. „Schrecklich“, sagt Geschäftsführerin Renate Heitmann, „jede Kleinigkeit zieht die nächste Kleinigkeit nach sich“, wirkt aber nicht verzweifelt: „Ein Richtfest“, sagt sie, glückstrahlend im dunklen entkernten Foyer, wo sich alle vorm Guss unterstellen, „ist besser als eine Premiere.“ Objektiv hat sie damit zum Glück Unrecht.