wortwechsel
: „One world?!“ Ist das Virus schlauer als wir?

Viren kennen keine Grenzen und Nationalitäten. taz-Korrespondent Andreas Zumach schrieb einen viel beachteten Kommentar zu Vakzin-Patentrechten und der „Ignoranz der Reichen“

Auftrag erfüllt? Leere Pfizer-BionTech-Covid-19-Impfstoffflaschen, Impfzentrum in Wien Foto: Lisi Niesner/reuters

„Corona und der Westen: Die Ignoranz der Reichen. Das Nein der Industriestaaten zur Aussetzung der Patentrechte ist nicht nur ein moralisches Versagen. Es ist auch kurzsichtig gedacht“,

taz vom 5. 2. 21

CureVac – die Hoffnung?

Lieber Herr Zumach, vielen Dank für Ihren Kommentar. Es ist richtig und wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Coronapandemie global ist und nur global erfolgreich bekämpft werden kann. Ich finde interessant, was CureVac zusammen mit Glaxo Smith Kline (GSK) vorhat. Beide wollen gemeinsam einen sogenannten multivalenten Impfstoff entwickeln, der auf künftige Virusvarianten reagieren können soll. Besonders interessant finde ich, dass CureVac sich schon seit Jahren mit den Problemen der Länder im Süden – nicht zuletzt über die Bill & Melinda Gates Foundation – beschäftigt. Bereits im letzten Jahr hat CureVac verkündet, dass sie bei der Entwicklung ihres Corona-Impfstoffs den Fokus auf einen geeigneten und bezahlbaren Impfstoff in Ländern des globalen Südens wie Afrika gerichtet haben. Manche werfen CureVac vor, dass sie so lange für den Impfstoff brauchen. Die Dosis, die CureVac entwickelt, soll sehr gering sein, der Impfstoff kostengünstig – und die Haltbarkeit muss in warmen Ländern gewährleistet sein. Das CureVac Vakzin ist bei 4 Grad haltbar, also bei Kühlschranktemperatur. Ich würde mich über eine ausführliche Berichterstattung zur CureVac-Strategie freuen. Christoph Melchers, Tübingen

WTO-Gipfel in Doha 2001

Der Erklärung des WTO-Gipfels 2001 in Doha zufolge darf jedes Land Zwangslizenzen für patentgeschützte Medikamente erteilen, wenn das für die Gesundheitsversorgung notwendig ist, etwa weil die Pharmazeutika unerschwinglich teuer sind. Es darf solche Zwangslizenzen sogar nutzen, um Generika von normalerweise patentgeschützten Medikamenten von Herstellern aus dem Ausland zu importieren. Diese Rechte wurden von Staaten wie Brasilien und Indien bei dem WTO-Gipfel in Doha mit breiter zivilgesellschaftlicher Unterstützung erstritten. WTO-Entscheidungen fallen im Konsens. Alle Industrienationen stimmten damals zu. Es ging um innovative HIV/Aids-Medikamente. Nach dem Doha-Gipfel verbesserte sich die Lage dann schnell. Zwangslizenzen spielten allerdings in der Praxis keine große Rolle. Die Drohung, dass sie kommen würden, reichte. Die Doha-Regeln gelten weiterhin.

Was hält Regionalorganisationen wie die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Ecowas) oder die ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) davon ab, kollektiv Zwangslizenzen auszusprechen? Gemeinsam wären afrikanische Regierungen in diesem Kontext jedenfalls stark genug. Was die Regierungen reicher Länder nicht ohne weiteres können, ist, mal eben die intellektuellen Eigentumsrechte privater Unternehmen außer Kraft zu setzen. Ihnen obliegt nicht die Entscheidung, ob das nötig ist, um kompetent auf eine Gesundheitskrise in souveränen Entwicklungsländern zu reagieren – und zwar selbst dann nicht, wenn es sich um eine globale Pandemie handelt. Das können – und müssen – die dortigen Regierungen selbst tun. Hans Dembowski, Frankfurt am Main

Die Entwicklungskosten?

Die Grundlagenforschung wird – von Steuergeldern bezahlt – an Universitäten gemacht. Dann gründen die For­sche­r:in­nen eine Firma, lassen sich die Fertigstellung der Entwicklung wieder vom Staat bezahlen und stecken die Profite in die eigene Tasche. Bravo.

Hannibal Corpse auf taz.de

@Hannibal Corpse Die Grundlagenforschung, das sind maximal fünf Prozent der Entwicklung. Patenteinnahmen bis die Kosten drin sind und dann Schluss? Wer bezahlt dann die 95 Prozente der Patente, die keine Einnahmen generieren?

Schnurzelpu auf taz.de

@Hannibal Corpse Ich denke, dass es genau anders herum ist: Die Biotechfirmen und Risikokapitalgeber haben vorfinanziert, und der Staat ist zehn Minuten vor zwölf bei den Firmen eingestiegen, die vielversprechende Produkte anbieten konnten. Rosinante auf taz.de

@Rosinante Falsch! Die Unis forschen schon lange an mRNA-Impfstoffen. Außerdem gab’s schon einige epidemische Coronaviren und die Bundesregierung hat bereits 2017 die Entwicklung von Impfstoffen gefordert, was natürlich folgenlos blieb. Knorkem auf taz.de

Lieber Geld als Leben?

„Geld oder Leben“, taz vom 5. 2. 21

Liebe taz, mit diesem heutigen Aufmacher haben Sie mir aus der Seele geschrieben, zugleich haben die schwarz auf weiß gedruckten Worte jeglichen Rest naiven Vertrauens in eine solidarische, soziale, demokratische, die Interessen der Bevölkerung wahrende politische Vertretung auf deutscher sowie europäischer Ebene leider vollends zerstört. Man muss epidemiologisch nicht fortgebildet sein, um zu erkennen, dass die Pandemie so lange nicht besiegt ist, solange nicht überall auf der Welt unabhängig von egoistischen kapitalistischen Interessen gleichzeitig Impfstoff zur Verfügung steht. Dies zu verhindern mit der Dreistigkeit, den Pharmariesen Gewinne auf Grundlage von milliardenschweren Subventionen zu sichern, ist unerhört. Brigitte Nock, Pliezhausen

Indien geht voran?

„Ein Piks für Indien. Doch viele Inder haben Angst vor dem Vakzin“,

taz vom 5. 2. 21

Liebe taz-Redaktion, mit großer Freude habe ich gelesen, dass es eine indische Firma gibt, die aktuell in einer einzigen Produktionsanlage monatlich 50 bis 60 Millionen Dosen des aktuell preiswertesten Corona-Impfstoffes produziert, demnächst 100 Millionen Dosen pro Monat – und dass weitere derartige Anlagen in den nächsten Monaten in Betrieb gehen sollen. Damit erübrigt sich ja wohl die Debatte um die Aufhebung des Patentschutzes für die Corona-Impfstoffe und die Angst davor, dass die Menschen im globalen Süden jahrelang vergeblich auf eine Impfung warten müssen. Ob eine Dosis 2 $ oder 1 $ kostet, wird da nämlich nicht der entscheidende Faktor sein.

Ute Finckh-Krämer, Berlin