There Will Be Cola

Run auf das schwarze Gold von Lüneburg

Es ist ein ungewöhnlich geschäftiges Spektakel, das sich in diesen düsteren Februartagen des Lockdowns in Niedersachsen darbietet. Eine solchartige Binnenwanderung junger Männer, das gab es hier zuletzt im 6. Jahrhundert v. Chr.: „Pumpversuch für Coca-Cola-Brunnen bei Lüneburg beginnt“, meldete die Brauseagentur dpa am Mittwoch und sorgte damit für einen Run, eigene Quellen zu bohren. In Lüneburg, das an jene Nester Amerikas im 19. Jahrhundert erinnert, die endlich die Segnungen der modernen Zivilisation erhielten. Historische Altstadt und Fachwerkhäuser? Weg damit! Hier kommen das Pumpwerk und die Baracken für Bockelsberg, Goseburg-Zeltberg und Kaltenmoor. In der Hoffnung, eine der seltenen Cola-Adern im Grundwasser zu erwischen, graben nun Jünglinge, deren Schnurrbärte durch ausströmendes Cola-Aroma zu sprießen beginnen, mit ihren Spitzhacken den gefrorenen Ackerboden auf, verkleiden Fördertürme mit selbst gesägten Brettern, immer bemüht, nicht die Apollinaris-Ader zu treffen. Alles in der Hoffnung, endlich die erlösende Cola-Fontäne zu erblicken. Und um der nächste Cola-Baron zu werden. Von welcher Cola-Sorte eigentlich? Pepsi? Fritz? Oder gar Vita? Eine ostdeutsche Brausequelle im hohen Norden, das wär’s doch.