wortwechsel
: Die Natur stirbt. Kinder kriegen trotz Klimakrise?

„Feiern bis zur Apokalypse?“ Gastautorin Luisa Neubauer sieht einige Coronareaktionen als Vorbotin für die große Klimakatastrophe, die andere schon jetzt denken lässt: Kinder? Nein

Kitas geschlossen! Mops Hagen wartet auf „sein Kind“. Wo? Auf einem Spielplatz in Hamburg Foto: Daniel Reinhardt/dpa

„Vom Umgang mit globalen Krisen: Fataler Jetztismus. Als Reaktion auf die Coronapandemie schalten viele in einen Gegenwartsmodus. Doch im Kampf gegen den Klimawandel müssen wir die Zukunft verteidigen“, taz vom 30./31. 1. 21

Klimapolitik sagt „Ja!“

Frau Neubauer hat einen beeindruckenden und zugleich bedrückenden Artikel verfasst. Sie zitiert Antonovsky und sein Modell der Salutogenese. Es sei entscheidend, Zusammenhänge des Lebens zu verstehen. Das fällt nun gerade schwer. Auch der zweite Aspekt, das eigene Leben gestalten zu können, wird überlagert durch Ängste und den Eindruck, fremdbestimmt zu werden. Das kann dazu führen, den Glauben an den Sinn des Lebens zu verlieren, sich nur noch ohnmächtig zu fühlen. Jetzige Coronapolitik, sagt Frau Neubauer, sei eine umfassende Verneinung. Klimapolitik hingegen ist eine umfassende Bejahung. Es geht darum, Zukunft zu verteidigen und zu gestalten. Kinder werden für alle möglichen Dinge funktionalisiert. Aber ihnen zuliebe braucht es Leute, auch einen Fünfundsiebzigjährigen wie mich, die nicht klein beigeben. Das gilt gerade in dieser so belastenden Zeit. Peter Stolt, Lohe-Rickelshof

Konsum statt Kinder?

Danke für diesen Beitrag. Er bringt das nicht erst neuerliche Agieren der Regierenden auf den Punkt: Konsum als Belohnung und Lebenszweck. Sascha auf taz.de

@Sascha Es ist vielleicht die Jugend, die einen die Welt in der kurzen Spanne seines (bewussten) Lebens als statisch sehen lässt. Ich sehe die Welt eher als eine dauernde Abfolge systemischer Wandel. Die Kunst ist nicht, aus der Trägheit des ewig Gleichen endlich einen systemischen Wandel hinzubekommen, sondern eher die andauernde Folge systemischer Wandel beherrschbar zu machen. Ich denke daher, dass es besser ist, diese Vielfalt auszuhalten. Auch die unklare Zukunft ohne die eine klare Utopie, der alle folgen. Das ist einerseits nicht so kraftvoll wie eine geeinte Menschheit hinter der einen gleichen Utopie, aber man bedenke auch die Gefahren bei zu viel Gleichtakt.

Markus Michaelis auf taz.de

Herkulesaufgaben

Das ist pures Wunschdenken. Wenn man Ernst machen will mit dem Klimaschutz, muss man von der Wachstumswirtschaft wegkommen – von einer Wirtschaft, an der derzeit alles, aber auch wirklich alles hängt. Es wäre eine Herkules-Aufgabe, die Homo sapiens eine Gestaltungskraft abverlangen würde, die er nie zuvor in seiner Geschichte unter Beweis gestellt hat. Und genau das ahnen wohl viele, weshalb sie lieber noch mal auf dem Vulkan tanzen, anstatt sich Perspektiven hinzugeben, die eigentlich nur Luftschlösser sind. Und ich kann das gut verstehen. Bislang kommen von den Klimaschützern immer nur „Visionen“, auch dieser Artikel geht nicht darüber hinaus – doch das reicht einfach nicht. Es fehlt ein konkretes Konzept für den Übergang zu einer auf Suffizienz basierenden Wirtschaft. ZMX52 auf taz.de

Traumtänzerei?

Weil „das Jetzt“ einem nicht schmeckt, sich gedanklich einfach in eine Zukunft zu flüchten, in der Corona gelöst ist und die alten Klima-Probleme wieder die Schlagzeilen bestimmen, ist eine gefährliche Traumtänzerei. Velofisch auf taz.de

„Soziale Folgen des Klimawandels: Die Kinderkrise. Von Gebärstreik über ökologische Erziehung bis zur Elternreue: Der Klimawandel ist zu einem Faktor in der Familienplanung geworden“,

taz vom 1. 2. 21

Keine Kinder mehr!

sehr geehrte frau schwarz und frau sontheimer, leider ist diese ansicht schlecht angesehen: wer sich als mann der vasektomie unterziehen will, muss – in bayern – mindestens 28 jahre alt sein oder alternativ zwei kinder gezeugt und anerkannt haben. bei vielen gilt er als einer, der sich nur vergnügen und keine verantwortung übernehmen will. dabei übernimmt gerade er verantwortung. und als frau geht es ähnlich: eine frau, die nicht gebiert, wird als karrieresüchtiges wesen markiert, die nur an der eigenen selbstverwirklichung arbeitet. verantwortung siehe oben. viele mütter gerieren sich als opfer, sie verzichten auf die karriere, und der mann macht sie. vielleicht hätten sie auch gar keine karriere gemacht, wären gescheitert? die karriere als mutter ist bombensicher und gesellschaftlich anerkannt. und da gibt es noch die alleinerziehende mutter (ich habe allen respekt vor frauen, die mutter- und berufsrolle ausfüllen), da tun mir aber meist die kinder leid.

Friedrich Thorwest, München

Gründe gibt es immer?

Schade, dass es vor 30, 50 oder 70 Jahren noch keine Instagram-Umfragen gegeben hat. Meist wären die Antworten wohl ähnlich ausgefallen. Kinder? Angesichts des Nachkriegshungers? Niemals. Kinder? Angesichts des Kalten Krieges? Niemals. Kinder? Angesichts der Umweltzerstörung? Niemals. Fly auf taz.de

Zu viele Menschen?

Die taz fragt ins Blaue hinein, „Spielt die Klimakrise eine Rolle, wenn ihr übers Kinderkriegen nachdenkt?“, und viele antworten. Diese Vielen sind aber viel zu Wenige, um aussagekräftig zu sein. Und es sind die Sensibilisierten, die antworten. Immerhin, langsam, allmählich wird das Tabu diskussionsfähig.

Der größere Teil der Menschheit weiß von der Gefahr des Klimawandels – und ist verunsichert. Die Weltbevölkerung hat sich seit 1700 circa viermal verdoppelt. Die jährliche Wachstumsrate des Homo sapiens ist von 0,2 (1700) über 2,2 (1960) bei heute 1,0 Prozent angekommen. Die Prognose für 2100 liegt bei 0,1 Prozent! Die Weltbevölkerung soll dann, also 2100, zwischen 7,7 und 15,6, im Mittel 10,9 Milliarden Menschen zählen. Die angestoßene Diskussion sollte ergeben, wie viele Milliarden der Planet nachhaltig tragen kann, wenn die gegenwärtige Zivilisationsstufe eingehalten würde. Mit 2 Milliarden wären wir nicht ins Anthropozän gerutscht. Klaus Warzecha, Wiesbaden