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wochenschnackLinke an die Waffen?

Dieser Vorschlag, unterbreitet in unserer letzten Wochenend-Ausgabe, sorgte für Diskussionen bei den Leser:innen

Sollen Linke da mitmachen? Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Bescheuerte Idee

Für Frieden und gegen Waffen sein und dann soll man zu Militär? Bescheuerte Idee. joaquim, taz.de

Nur andere Leute

@joaquim Gute Soldaten sollten pflichtbewusst UND tendenziell Pazifisten sein. Es spricht für ihre Urteilskraft und ihren Selbsterhaltungstrieb. Wer eigentlich nicht töten will, befolgt auch den sehr wichtigen Befehl „Feuer einstellen!“ zuverlässiger. Niemand, der bei Trost ist, möchte daher eine Armee, für deren Soldaten das nicht gilt.

Umgekehrt ist der logische Fehler der Verweigerungshaltung, dass die Armee nicht aufhört zu existieren, weil man selbst nicht mitmacht. Es werden nur andere Leute rekrutiert, die im Zweifel die Dinge anders sehen als man selbst. Es ist ein wenig wie beim Nichtwählen: Es stärkt faktisch immer diejenigen, die man selbst am allerwenigsten gewollt hätte.

Ich kann verstehen, wenn jemand, der sich gerne für das große Ganze einbringen möchte, bessere Alternativen für seinen Einsatz sieht. Aber dann darf sich eben keiner wundern, wenn sich gerade in den „gewaltbereiten“ Teilen der Staatsmacht die Rechten tummeln. Normalo, taz.de

Nicht generell

@joaquim Linke sind zwar für den Frieden (alle anderen allerdings meistens auch), aber nicht unbedingt in jedem Fall strikte Pazifisten und somit nicht generell gegen Waffen.

Saile, taz.de

Tiefere Gründe

Haben Sie mal etwas von der Ausbildung bei Polizei oder Militär mitbekommen? Die Idee ist ja nicht schlecht, aber es hat schon auch noch tiefere Gründe, dass Menschen mit einer „linksradikalen“, progressiven und herrschaftskritischen Einstellung sich eher ungern Stiefel in den Nacken setzen lassen. Und es auch selber eher nicht gern tun zwecks Kompensation. Das machen die anderen. Hannes Hegel, taz.de

Gerade richtig

@Hannes Hegel Gerade die sind dann aber in der Polizei oder beim Militär richtig.

Die, die Spaß dran haben, möchte ich dort nicht sehen. rero, taz.de

Stiefel im Gesicht

@Hannes Hegel Darum heißt es ja bei Brecht, dass, weil der Mensch ein Mensch sei, er Stiefel im Gesicht nicht gern habe sowie über sich keinen Herrn und unter sich keinen Sklaven sehen möchte.

Die Quintessenz meiner damaligen Kriegsdienstverweigerung ... wäre bei der Musterung nicht gut angekommen („Sie sind wohl Kommunist?!“), weshalb ich mich als etwas weltfremd-naiver christlicher Pazifist ausgegeben habe. Das hat dann überzeugt. Abdurchdiemitte, taz.de

Gegen Faschisten

@Abdurchdiemitte „Darum heißt es ja bei Brecht, dass, weil der Mensch ein Mensch sei, er Stiefel im Gesicht nicht gern.“

Brecht meinte damit in seinem Einheitsfrontlied eine Front!!! gegen Faschisten. Er meinte nicht, dass man sich von linker Seite von der Front gegen den Faschismus verkrümelt.

Brecht wäre heute ein vehementer Verfechter dafür, dass sich auch Linke an der Verteidigung der Demokratie beteiligen. Rudolf Fissner, taz.de

An Realität zerschellt

Grundsätzlich eine gute Idee. Es sind aber schon andere drauf gekommen. Mögen die genannten Forschungen (zu recht) ein konservatives Weltbild bei der Exekutive ausmachen – die Vorstellung, dass nur Rechte mit Machtfantasien bei Polizei und Militär anheuern, halte ich für die falsche Schlussfolgerung:

Ich habe im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis mehrere Menschen, die mit einem zum Teil radikal linken Weltbild zur Polizei gegangen sind. Teils aus den im Artikel genannten Gründen, teils mit „Helfersyndrom“ und dem Wunsch, wirklich etwas bewirken zu können.

Deren Weltbild ist schlicht an der Realität zerschellt. Samvim, taz.de

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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Helfersyndrom

@Samvim Kann ich nicht nachvollziehen, wie man als radikaler Linker zur Bundeswehr gehen kann, wenn man mit offenen Augen durch die Welt spaziert ... Helfersyndrom hin oder her. Abdurchdiemitte, taz.de

Studiert Jura!

@Abdurchdiemitte Es ist eine alte Idee, die mit dem Ende der Roten Ruhrarmee zwischen Freikorps-Erschießungskommando und Strasser-Querfront untergegangen ist.

Moderne Linke gehen anders damit um. Aktuell in USA gut zu sehen, wo sich Genoss*innen Telegram- und Gab-Accounts mit Profilbild einer hübschen jungen Frau erstellen und dann mit MAGA-Idioten flirten, bis diese ihnen ihre Souvenirfotos und -filmchen vom Capitol-Sturm rüberschicken ... Die wandern dann natürlich direkt weiter ans FBI.

Großartig auch die Infiltration von Parler durch antifaschistische Aktivist*innen. 80 Gigabyte Dokumentation einer rechtsterroristischen Verschwörung vor der Beweismittelvernichtung gerettet; die US-Strafverfolgungsbehörden haben gar keine Zeit mehr, Jagd auf Linke und Minderheiten zu machen ... rechtsradikale Cops und Soldaten fliegen zu Dutzenden auf und werden gefeuert.

Wer bei einer staatlichen Organisation aktiv mitmacht, unterstützt sie wahllos. Wer hingegen nur selektiv und situativ staatliche Strukturen als Mittel zum Zweck nutzt, behält die Handlungsfreiheit. Man muss schon Anarchist*in reinsten Wassers sein, um sich der Logik entziehen zu können: Jede Minute, in der die Polizei gegen Rechte ermittelt, ist eine Minute, in der sie keine Linken verfolgt.

Wenn Linke aber unbedingt Entrismus betreiben wollen, gibt es einen viel besseren Ansatz als Dienst mit der Waffe: Studiert Jura! Ajuga, taz.de

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