„Wie aus meiner Feder“

Shakespeare himself kommentiert die Wahl

alias William Shakespeare ist Ensemblemitglied der Shakespeare Company. F.: Archiv

taz: Mister Shakespeare, hat der Wahlkampf Sie gebannt?

William Shakespeare: Wahlkampf... Meine Figuren waren da viel heftiger, die haben sich auch blutig gestritten. Ob das nun demokratisch ist, weiß ich nicht – aber Demokratie hat es zu meiner Zeit auch nicht gegeben. Und überhaupt: Ich bin Brite! Als Ausländer darf ich hier ja nicht wählen.

Gar keine Überraschungen?

Das Aufregendste waren all die Fotos an den Wegrändern. Eine grandiose Ästhetik – keiner hat Falten. Wenn meine Figuren auf der Bühne so glattgebügelt aussähen, wäre das Publikum nach wenigen Minuten eingeschlafen.

Und die KandidatInnen selbst?

Wie heißt gleich Eure Königin? Angie – schon dieser Name! An mein Vorbild Elisabeth kommt sie nicht ran, auch wenn sie sich in der Männerwirtschaft gut geschlagen hat. Ihr Kontrahent dagegen ist ein Charakter wie aus meiner Feder: Ein guter Berater, aber nicht die Nummer Eins. Aber dieser Guido – die Figur hätte ich schon beim ersten Überarbeiten des Textes gestrichen.

Gab es denn nichts, das Sie fesseln konnte?

Ach, all das Gerede um die Weltwirtschaftskrise. Das soll eine Krise sein? Das Leben ist stürmisch, aber das ist noch keine Krise. Ein Schiff geht unter, aber es gibt eine neue Möglichkeit.

Auch die Atomkraft-Debatte packt Sie nicht?

Tja, die Atomkraft. Zu meiner Zeit schrieb ich: Und so werden Wolkenkratzertürme, Prachtpaläste, die heiligen Tempel sich verflüchtigen und kein Wölkchen hinterlassen. Leider ist das in dem Fall nicht so einfach.INTERVIEW: AG

Sonntag, 17 Uhr 30, Theater am Leibnizplatz