Und ewig grüßen die Achtziger

SYNTHIE-POP Sechs lange Popjahre haben sich „Zoot Woman“ für ihr Album „Things Are What They Used To Be“ Zeit gelassen. Viel hat sich am New-Romantic-Synthie-Pop nicht geändert

Geschickt spielen „Zoot Woman“ auf der Klaviatur der Sehnsüchte

VON MICHAEL SAAGER

Es ist ja nicht so, dass man etwas Neues von „Zoot Woman“ unbedingt erwartet hätte. Sechs lange Popjahre liegen zwischen „Zoot Woman“, dem zweiten Album, und ihrer neuen Platte „Things Are What They Used To Be“. Viel Zeit, in der sich eine Reihe neuer Trends wie Grime und Dubstep, Dancepunk, Nu Rave oder Rasselbanden-Indiepop etablieren konnten. Klar, nirgendwo ist es leichter, den Anschlusszug Richtung Zukunft der Gegenwart zu verpassen als im Popgeschäft.

Das müssten auch Johnny Blake (Gesang, Gitarre) und dessen Bruder, der Schlagzeuger Adam Blake wissen; vor allem aber der musikalische Kopf der Band, der 32-jährige Stuart Price, verantwortlich für die Kompositionen, die Produktion, Keyboard- und Bassspiel. Der Mann ist schließlich mit allen Popwassern gewaschen. Er produzierte 2005 Madonnas letztes einigermaßen interessantes Album „Confessions Of A Dancefloor“, verhalf Seal, den „Scissor Sisters“ und den „Killers“ zu einigem Erfolg. Da Stuart Price live sowieso aus dem schattigen Hintergrund agiert, glänzt er bei den Konzerten bisweilen durch Abwesenheit: Weil er nicht auffällt, fällt auch dies nicht weiter auf.

Durchaus auffällig ist, dass nicht nur bei „Depeche Mode“, sondern auch bei „Zoot Woman“, Kreativität (Price) und Glamour (Johnny Blake) extrem ungleich verteilt sind, die Performance das eine unbedingt verlangt, das andere gar nicht zu brauchen scheint, weil man es ohnehin nicht sehen kann.

Nicht sehen, dafür gut hören lässt sich „Things Are What They Used To Be“, das neue Album. Es hat Schwung und Kraft, hübsche Melodien und einprägsame Hooks. Es spielt geschickt und mit leicht unterkühltem Temperament auf der Klaviatur der kleinen und großen Sehnsüchte.

Weil sie die Klangfarben ein wenig dunkler gehalten haben und den Gesamtsound ein bisschen dreckiger und direkter, sich aber am Synthie-Pop mit New-Romantic-Touch der drei sonst nur wenig geändert hat, weiß man eines mit Sicherheit: „Zoot Woman“ sind in eine Sackgasse der Kreativität gefahren. Vielleicht wussten sie nicht, wie sie wieder herauskommen sollten. Ohne sich auf ein wirklich risikoreiches und selten reibungslos funktionierendes Spiel einzulassen: auf das Pop-Spiel der „Neuerfindung“

■ Di, 29. 9., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66