Gitano aus Havanna

FLAMENCO Diego el Cigala kann es nur inbrünstig. Auch bei seinen Ausflügen in die Karibik

„Ich suche nicht, ich treffe und fühle“, sagt Diego el Cigala und schüttelt energisch den Kopf mit der pechschwarze Mähne. Fühlen und Empfinden, das sind die Vorraussetzungen, um seine raue, vor Melancholie vibrierende Stimme zu erheben. Das Gefühl als Transmissionsriemen zum Publikum – und kaum einer der Flamencosänger Spaniens schafft es derzeit so gut, das Publikum in seinen Bann zu ziehen, wie der 40-jährige Musiker, der mit seiner Mähne, der Vorliebe für schweren Goldschmuck und dunkle Sonnenbrillen alle Klischees eines Gitano erfüllt.

El Cigala, eigentlich Diego Ramón Jiménez Salazar, tritt dabei in die Fußstapfen von Flamenco-Legende Camáron de la Isla, ähnlich wie dieser erweitert er die Grenzen des Genres – allerdings in Richtung Lateinamerika und Afrika.

Jüngstes Beispiel für die Frischzellenkur, die er dem Genre verordnet hat, ist „Dos Lágrimas“. Ein Album, welches der in Madrid geborene Sänger mit einer ganzen Armada kubanischer Musiker eingespielt hat. Markanteste Gestalt darunter ist der kubanische Pianist Guillermo „Rubalcaba“ Gonzáles, der neben dem spanischen Flamenco-Star Regie führt.

Eigentlicher Pate des Albums ist jedoch mit Bebo Valdés ein anderer kubanischer Klavierheld. Der Altmeister hat el Cigala als Fremdenführer in eine neue musikalische Welt – die kubanische – eingeführt und ihm den Sound von gleich zwei Kontinenten, Afrika und Lateinamerika, an Herz gelegt. „Bis zum Treffen mit Bebo habe ich keine Ahnung gehabt, dass der kubanische Guaguancó mit der katalanischen Rumba verwandt ist und dass auch Bolero und Flamenco etwas gemein haben“, gibt el Cigala lächelnd zu.

2002 nahm er mit Bebo Valdés das preisgekrönte Album „Lágrimas Negras“ auf und seitdem hat ihn die Insel gepackt. Ausgerüstet mit Adressen von Bebo Valdés, der selbst im Exil lebt, hat er Havanna durchstreift und ist mit dessen Sohn Chucho im legendären „Karl Marx“, dem Wohnzimmer der Revolution, aufgetreten. Auf diesem Weg hat er kubanische Musiker en gros kennengelernt, darunter Juan Formell, den Bandleader der Salsakapelle „Los Van Van“, und Tata Güines, den jüngst verstorbenen Percussionisten mit den magischen Händen.

Am Montagabend stellt Diego el Cigala seinen inbrünstigen Mix aus Flamenco und kubanischen Rhythmen in der Fabrik vor. Bienvenido en Hamburgo!KNUT HENKEL

■ Mo, 28. 9., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36, www.fabrik.de