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Nachhaltig produziert, vermarktet und verpackt: H&M sucht neue Wege, etwa mit dem Konzept der Singular Society

Kompostierbar: Baumwolle Foto: H&M Group

Von Brigitte Werneburg

Mode ist untrennbar mit Plastik verbunden. Da hängen die Kleider aus synthetischen Materialien wie Polyester dann an Kleiderbügeln aus Plastik und auch die Etiketten für Preis und Materialangaben sind womöglich aus Plastik, gar nicht zu reden von der Tragetasche, in der wir unsere Beute nach Hause schleppen. Dazu kommen jetzt, wo wir nicht mehr in die Läden gehen können, weil Lockdown ist, die Plastikbeutel, in die die Ware gesteckt wird, um sie zu verschickten, und die dann oft genug nicht auf der Mülldeponie landen, sondern in den Ozeanen.

Dagegen sollen jetzt Tüten und Verpackungen aus zertifizierten Papier helfen, die recycelt werden können, um so die Abfallmenge zu reduzieren. Dabei handelt es sich um ein Testprojekt der H&M-Gruppe, das derzeit in seinen Distributionszentren in Großbritannien, den Niederlanden, Schweden, China, Russland und Australien erprobt wird.

Die neue Verpackung fand bislang bei den Marken COS, Arket, Monki und Weekday Verwendung. Demnächst soll &Other Stories dazukommen und last not least H&M. Unnötig zu erwähnen, dass ein solches Umsteuern durch H&M größte Relevanz, weil größte Reichweite hat. Umso erfreulicher, dass der schwedische Einzelhandelsriese im Moment darüber hinaus noch einige neue Konzepte erprobt, um die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu erhöhen.

Eines davon ist die Membership-Marke Singular Society mit Geschäft und Showroom in Stockholm und einer Website, auf der zu lesen steht: „Wir sind eine Gruppe von Brancheninsidern, die den größten Teil ihres Erwachsenenlebens in den Bereichen Mode, Lifestyle und Luxus-Einzelhandel bei einigen der größten Unternehmen der Welt verbracht haben und immer wider auf die gleichen (offensichtlichen) Fragen zurückkommen: Warum kaufen wir so viele Dinge, die wir nicht brauchen oder gar wollen? Warum ist Qualität so teuer? Ist es wirklich notwendig, eine Gewinnspanne von 600 Prozent (manchmal sogar mehr) aufzuschlagen, damit das Geschäft funktioniert, und wenn ja, warum erwirtschaften so wenige Einzelhandelsunternehmen einen Gewinn? Gewinnt hier überhaupt jemand?“

Daher habe man angefangen nachzudenken. Und habe erkannt: „Wenn wir unser Geschäftsmodell auf ein abonnementbasiertes Konzept umstellen, sind wir nicht darauf angewiesen, mit dem, was wir verkaufen, Geld zu verdienen, und können stattdessen von den monatlichen Gebühren leben. Das bedeutet, dass wir nicht der Billigproduktion hinterherlaufen müssen und uns auf Qualität und langfristige Beziehungen zu unseren Mitgliedern konzentrieren können.“

Konkret bedeutet es auch, dass denjenigen, die sich hier anmelden, „Zugang zu hochwertigen Produkten“ gewährt werden kann, und zwar zum „Preis der Herstellungskosten“. Bisher besteht das Angebot aus einem „sorgfältig kuratierten Sortiment hochwertiger, verantwortungsvoll hergestellter Produkte für zu Hause und für den Kleiderschrank“.

Verständlicherweise liegt der Fokus der Marke dabei auf zeitlosem Design. Nachhaltigkeit ergibt sich aber nicht nur dadurch, sondern vor allem durch die Vermeidung von Überproduktion, der man entgegensteuert, indem man über die Art der Mitgliedschaft die Anzahl der Produkte definiert, die man kaufen – und deren Umfang das Unternehmen so kalkulieren – kann. Eine einfache Mitgliedschaft kostet 9,50 Euro im Monat und erlaubt den Kauf von fünf Produkten pro Monat. Ein Plus-Mitgliedschaft für 19,50 Euro im Monat erhöht diese Zahl auf 25 Produkte.

Noch gibt es eine Warteliste für neue Mitglieder, da sie in der Anfangsphase nur schrittweise aufgenommen werden können.

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