„Keine Außerirdischen“

Veggi-Stammtisch feiert fünften Geburtstag

■ 35, arbeitet als Erzieherin in einem Privathaushalt und hat im Jahr 2007 den Veggi-Stammtisch in Hamburg gegründet.

taz: Frau Friess, was kann man heutzutage eigentlich noch reinen Gewissens essen?

Marina Friess: Da gibt es jede Menge Dinge. Ich persönlich habe bei Obst und Gemüse aus Bio-Anbau das beste Gefühl. Ich muss das Fleisch auch nicht mit Tofu oder Seitan ausgleichen – man kann vollwertige Gerichte nur mit Gemüse kochen.

Bio klingt teuer. Kann sich das überhaupt jeder leisten?

Das geht, wenn man die vielen Sachen, die man nicht braucht, weg lässt. Sobald ein Produkt eine Zutatenliste hat, wurde es verändert. Es ist immer besser, die Sachen natürlich zu essen. Und die Grundzutaten kosten in der Regel nicht so viel – erst verarbeitet ist Bio teuer.

Ernähren Sie sich selbst vegetarisch oder vegan?

Ich hatte schon früh das Gefühl, dass es falsch ist, Tiere zu essen. Mit 18 wurde ich zur Vegetarierin. Heute ernähre ich mich rohvegan. Ich esse nichts, was tierischen Ursprungs ist oder auf mehr als 42 Grad erhitzt wurde, weil sonst Enzyme kaputt gehen. Eine Karotte schmeckt gekocht ganz anders als roh.

Sehen Sie darin auch eine Art missionarischer Aufgabe?

Nein, absolut nicht. Auch Fleischesser dürfen zum Stammtisch kommen und werden akzeptiert. Die Leute sollen sehen, dass Vegetarier und Veganer keine Außerirdischen sind, sondern Leute wie Du und ich. Wir betreiben auch Aufklärung, erzählen den Leuten zum Beispiel, wie Fische gefangen werden und freuen uns dann natürlich, wenn die Leute keinen Fisch mehr essen. Wir sehen das aber nicht als Mission, sondern achten darauf, dass die Leute selbst drauf kommen und eine freie Entscheidung treffen. INTERVIEW: MOKO

Der Veggi-Stammtisch isst zwei Mal im Monat zusammen, auch heute. Anmeldung unter www.groops.de/veggi-stammtisch-hh