Horte in Stein oder in Beton

KINDERBETREUUNG GAL-Politiker verteidigen die geplante Hort-Reform gegen Kritik: Das neue Modell gebe benachteiligten Kindern mehr Bildungschancen

Das ist geplant: Schwarz-Grün plant, ab 2011 allen Schulkindern bis Klasse 6 nachmittags bis 16 Uhr eine kostenlose Betreuung zu bieten. Dafür gibt es kein neues Geld. Laut Machbarkeitsstudie wäre das beim Personalschlüssel von 1 zu 25 realisierbar, wenn 40 Prozent der Kinder kommen.

■ So ist es heute: Es gibt rund 18.900 Hortkinder, das sind etwa 23 Prozent der Grundschüler. Der Zugang wird über Gutscheine geregelt. Den gibt es nur für Kinder berufstätiger Eltern und für wenige Kinder mit „dringendem pädagogischen Bedarf“.

In der Schulpolitik entsteht ein neuer Konfliktherd: In dem „Hamburger Bündnis für Hortbetreuung“ zusammengeschlossene Eltern und Erzieher wehren sich gegen die ab 2011 geplante Verlagerung der Nachmittags-Kinderbetreuung von den Kitas an die Schulen. Zur Veranstaltung des Bündnisses unter dem Titel „Der Senat stampft die Horte ein“ kamen vergangene Woche in Altona 120 Menschen.

Die Kritiker betonen, dass sie nicht gegen die Primarschulreform sind. „Wir sagen nur: erst die Schulreform. Und dann, wenn genug Geld dafür da ist, die Hortreform“, erklärt Sprecherin Isa Baumgart. „Frau Goetsch und Herr Wersich, überfrachten Sie das Schiff der Schulreform nicht, sonst droht es zu sinken!“, heißt es in einem offenen Brief des Bündnisses an die grüne Schulsenatorin und den schwarzen Sozialsenator. Neben organisatorischen Problemen moniert das Bündnis vor allem die geplante Verschlechterung des Betreuungsschlüssels von bisher einem Erzieher auf 17 Kinder hin zu einer Relation von eins zu 25. „Es sollen 12.000 Kinder zusätzlich betreut werden. Nur darf es nichts kosten“, kritisiert Diplompädagogin Kirsten Hitter. In Gesprächen hätten Behördenvertreter gesagt, dieser Personalschlüssel sei „in Beton gegossen“.

Bei aller Kritik mögen doch die Eltern nicht die Chance übersehen, die in der Reformidee liege, appellieren nun die GAL-Politiker Christiane Blömeke und Michael Gwosdz. Denn bisher haben fast nur Schulkinder berufstätiger Eltern Zugang zur Nachmittagsbetreuung. „Unser politischer Fokus liegt bei den Kindern, die kein behütetes Elternhaus haben“, sagt Blömeke. Deren Bildungs-Chancen würden durch die Nachmittagsbetreuung erhöht. „Das Ziel ist, das System gerechter zu machen“, sagt Gwosdz. „Da ist die Frage, ob einen Tick größere Gruppen tragbar sind.“

„Die Kritik, dass die Qualität verschlechtert wird, teile ich nicht“, sagt Blömeke. Denn durch Kooperation mit Vereinen würden zusätzliche Angebote an die Schulen geholt; es gebe Hausaufgabenhilfe und Förderangebote der Schulen. Auch würde der Hort nicht einfach eingestampft: „Dort, wo es gut funktionierende Hortverbünde gibt, etwa in Altona, sollen sie erhalten bleiben.“

Schulbehördensprecherin Brigitte Köhnlein verweist darauf, dass es bisher nur eine Machbarkeitsstudie gebe und erst jetzt ein detailliertes Konzept erarbeitet werde. Zur Frage, ob der Personalschlüssel von eins zu 25 beschlossene Sache sei, sagt sie: „In diesem Stadium ist nichts in Stein gemeißelt.“ KAIJA KUTTER