unterm strich
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Steinschwänze aus der Vorzeit, Orden für Großkünstler – das geht noch (besonders wenn man sich vorstellt, dass Wenders nun immer zu den Ordenssitzungen spazieren muss, wo all die Wissenschaftler und Künstler uniformiert herumsitzen, und alle paar Minuten macht ein Orchester tata tata tata. Halt, das sind die Karnevalssitzungen. Bei den Ordenssitzungen von Pour le mérite werden Vorträge gehalten: „Der Zebrafisch und die Entwicklung der Wirbeltiere“ von Christiane Nüsslein-Vollhard etwa dieses Jahr.

Aber nun wird es bitter. Das Sommerloch lässt keine andere Möglichkeit. Jetzt wird hier ganz gnadenlos einfach weggemeldet, dass der Kammersänger Peter Schreier sich zu seinem 70. Geburtstag am 29. Juli vor allem eines vorgenommen hat: ein stressfreies Leben. Dass der Schauspieler Ron Holzschuh, 35, (auch bekannt aus der ARD-Vorabendserie „Verbotene Liebe“) jetzt auch Musik macht. Und zwar in einer Band mit dem unglaublich bescheuerten Namen Groovalishuss, die angeblich Soul, Jazz und Pop mischt und dazu Songs unter anderem von Seal, Alexander O’Neal und Sting covert

Interessanter dagegen neue Entwicklungen in der US-amerikanischen Orchesterlandschaft: Zur neuen musikalischen Leiterin des Baltimore Symphony Orchestra ist am Dienstag Marin Alsop berufen worden. Sie ist damit die erste Frau an der Spitze eines großen US-Orchesters. Der Verwaltungsrat habe sich mit überwältigender Mehrheit für Alsop als nächste Musikdirektorin entschieden, teilte der Vorsitzende des Gremiums, Philip English, mit. Der Verwaltungsrat setzte sich mit seiner Entscheidung über Widerstände auch aus Reihen der Musiker hinweg, die zum Teil öffentlich Kritik am Findungsprozess geäußert hatten.

Auch noch passiert: Die Berliner Spitzenkandidatin der CDU für die Bundestagswahl, Monika Grütters, plädiert als erste CDU-Politikerin offen für ein Bundeskulturministerium. „Die auswärtige Kulturpolitik und die Goethe-Institute wären besser im Kulturressort angesiedelt, das würde auch seine Aufwertung zu einem Bundesministerium rechtfertigen“, sagte sie der Berliner Zeitung vom Mittwoch. Die CDU-Politikerin fügte hinzu: „Das Auswärtige Amt will aber nicht davon lassen, Kultur und Bildung sind ein großer Etatposten und die beste Möglichkeit der deutschen Selbstdarstellung im Ausland – auch für die Minister.“ Damit stellt sich Grütters frontal zu der Haltung von Ländern wie Bayern und Baden-Württemberg, die schon einem Kulturstaatsminister ohne Ministerium jede Kompetenz absprechen und ein Bundeskulturministerium für verfassungswidrig halten.