Siedlerprotest gegen Gaza-Abzug bröckelt

In Gaza-Stadt beschießen Hamas-Aktivisten das Haus des Polizeichefs – wenige Stunden nach einem Abkommen

KFAR MAIMON/GAZA/JERUSALEM ap/dpa/afp ■ Nach zweitägigen Protesten gegen den geplanten israelischen Abzug aus dem Gaza-Streifen haben rund die Hälfte der Siedler ihre Aktion aufgegeben. Wie der israelische Rundfunk gestern berichtete, riefen Siedlervertreter die Mehrheit der Demonstranten in der israelischen Ortschaft Kfar Maimon dazu auf, ihren Marsch in den Gaza-Streifen abzubrechen. Um weitere Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften zu vermeiden, solle nur eine kleine Gruppe die Aktion fortsetzen.

Die Polizei hatte den Marsch untersagt, weil die Einreise von Israelis in den Gaza-Streifen einen Monat vor dem Abzug bereits verboten ist. Polizisten nahmen nach Zusammenstößen 16 der Demonstranten fest, die in Kfar Maimon in der Negev-Wüste von Sicherheitskräften eingekreist waren.

Eine Gruppe von Siedlern wollte die Aktion jedoch trotz des massiven Polizeiaufgebots fortsetzen. Siedlerführer Pinchas Wallerstein sagte gestern, rund 10.000 Personen wollten am Abend weiter zur jüdischen Siedlung Gusch Katif im Gaza-Streifen marschieren. „Wir haben Geduld, und wir werden warten“, sagte Wallerstein. Polizeisprecher Nissim Schaham sagte, solange die Abzugsgegner ihren Protestmarsch nicht fortsetzen, würden die Sicherheitskräfte nicht gegen sie vorgehen.

Das israelische Parlament lehnte gestern eine Verschiebung des für Mitte August geplanten Abzugs aus dem Gaza-Streifen mehrheitlich ab. 69 Abgeordnete stimmten nach erregter Debatte gegen drei entsprechende Gesetzesanträge ultrarechter Abgeordneten, 41 dafür. 2 Abgeordnete enthielten sich. Das Kabinett hat den Vorschlag bereits Anfang Juli abgewiesen.

Vertreter der Hamas und der regierenden Fatah-Partei einigten sich in Gaza-Stadt unterdessen auf die Beendigung der innerpalästinensischen Kämpfe. Das Abkommen wurde kurz nach Mitternacht bei einer Pressekonferenz in Gaza-Stadt bekannt gegeben, hieß es. Ein örtlicher Hamas-Funktionär sagte dabei zu, seine Kämpfer würden sich von den Straßen zurückziehen.

Nur wenige Stunden später weigerten sich Hamas-Aktivisten jedoch, an einer Polizeisperre in Gaza-Stadt anzuhalten, und eröffneten das Feuer auf das Haus von Polizeichef Raschid Abu Schbak. Auch das Haus des Fatah-Funktionärs wurde angegriffen, wie Kabinettsminister Sufian Abu Saida mitteilte.