So gut wie niemand will Polizist werden

PERSONALPROBLEME Die Polizei kann nicht alle offenen Stellen besetzen. Für mehr Werbung fehlt das Geld

Die Hamburger Polizei hat Nachwuchsprobleme: Sie kann möglicherweise im kommenden Jahr nicht alle offenen Stellen besetzen. Laut Deutscher Polizeigewerkschaft (DPolG) gibt es für Polizeischüler in anderen Bundesländern attraktivere Bedingungen als in der Elbmetropole. Für den mittleren Polizeidienst liegen nach Informationen des Rundfunksenders NDR 90,3 bislang rund 270 Bewerbungen vor. Rund 1.500 werden gebraucht. „Das ist eine Katastrophe“, sagte DPolG-Vize-Landeschef Thomas Jungfer.

Laut Jungfer gerät die Hansestadt beim Werben um Polizeischüler immer mehr ins Hintertreffen. Für viele angehende Polizisten sei zum Beispiel Niedersachsen die bessere Alternative: Dort steigen Bewerber mit höherem Gehalt ein, sie zahlen weniger Miete und bekommen Zuschüsse zur Krankenversicherung. Ähnliche Anreize müsse es auch in Hamburg geben, forderte Jungfer.

Denn eine Werbekampagne für Polizeischüler wie im vorigen Jahr werde es wohl nicht geben. Diese hatte sich auch als totaler Flop erwiesen. Denn für die Werbeplakate „Gesucht! Gefunden!“ hatte die Polizei eigenes ein männliches Modell engagiert. Im vorigen Dezember wurden die Poster jedoch abgehängt und eingestampft. Denn das Fotomodel, das für die Ordnungshüter warb, war unter Verdacht geraten, nach einen Kiez-Besuch einer Bekannten 500 Euro aus der Handtasche geklaut zu haben. Erst vor dem Landgericht stellte sich heraus, dass er die Schuld für einen Freund auf sich genommen hatte.

Für eine neue Werbekampagnen fehlt laut Polizeisprecherin Ulrike Sweden zurzeit das Geld. Man suche zwar dringend geeignete Bewerber, dennoch sei die Kritik der Gewerkschaft verfrüht, da der große Schub an Bewerbungen auch im vorigen Jahr erst nach den Sommerferien gekommen sei.  (taz)