: „Man langweilt sich nie“
KUNST Barbara Oberem betrieb fünf Jahre lang eine Galerie in Bonn. 2012 zog sie nach Bremen, um hier vermehrt junge Künstlerinnen und Künstler auszustellen
INTERVIEW RADEK KROLCZYK
taz: Frau Oberem, in Ihrer Galerie sind zurzeit Arbeiten der Münchner Künstlerin Heike Jobst zu sehen. Es ist Ihre dritte Ausstellung in Bremen. Wie war die Eröffnung?
Barbara Oberem: Sehr schön, es waren viele interessierte Gäste da. Die Eröffnungen sind meistens gut besucht. Das Leidwesen aller Galeristen ist die Leere danach.
Langweilt sich eine Galeristin dann während der Öffnungszeiten?
Als Galeristin langweilt man sich nie. Man hat immer sehr viel zu tun. Man muss Korrespondenzen erledigen, die nächsten Ausstellungen planen und natürlich auch etwas verkaufen.
Wie wird man eigentlich Galeristin?
Ich habe mich immer mit Kunst beschäftigt. Nach meinem Studium der Kunstgeschichte war ich lange freie Mitarbeiterin am Bonner Kunstmuseum und habe dort Führungen gemacht. Es entstand der Wunsch, näher an den Künstlern dran zu sein. Ich hatte im Kunstmuseum meine ersten intensiven Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst. Irgendwann begann ich als freie Kuratorin zu arbeiten. 2005 gründete ich meine Galerie in Bonn. Ich fing an, die Ausstellungen selbst zu planen.
Wen haben Sie in Bonn so alles ausgestellt?
Am Anfang eine Gruppenausstellung: „Bis an den Rand der Malerei“. Das waren Künstler, die im Geiste der Minimal Art arbeiteten. Gezeigt wurden Mischwesen zwischen Bild und Objekt. Viele Künstler habe ich über Jahre verehrt: Håkan Rehnberg, ein schwedischer Künstler, der auf dünnen Acrylglas-Platten malt, Signe Guttormsen aus Dänemark, später Martin Wöhrl aus München. Mit ihnen arbeite ich heute noch zusammen.
Wie ist Ihre Galerie angelaufen?
Die kleine Bonner Kunstszene stand damals geschlossen hinter mir. Alle freuten sich darüber, dass es endlich eine gute Galerie gab.
Gab es denn keine guten Galerien in Bonn?
Doch, früher gab es in Bonn einige sehr gute Galerien. 2005 hatten die meisten aber schon aus Altersgründen zugemacht.
Das Rheinland ist doch für eine lebendige Galerienszene bekannt.
Das Rheinland ist leider nicht so vernetzt, wie man sich das vorstellt. In Köln ist die Kunstszene recht groß, es gibt gute Galerien, auch wenn viele inzwischen nach Berlin gezogen sind. Die Art Cologne spielt auch eine wichtige Rolle.
Was hat es mit dem Umzug nach Bremen auf sich?
Das hatte familiäre Gründe. Mein Mann musste beruflich hierher.
Kannten Sie die Bremer Kunstszene?
Ich kannte hier niemanden.
Das ist aber mutig.
Zur Arbeit mit Kunst gehört immer Mut. Ich habe in Bremen bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Kunstszene hier ist sehr offen, alle waren sehr hilfsbereit und haben mich freundlich aufgenommen.
Sie planen neben dem Standort auch ihr Programm zu ändern. Warum?
Noch in den neunziger Jahren spürte man die Ausläufer der Avantgarde überall. Nun lösen sich Verbindlichkeiten der Moderne langsam auf. Es gibt heute eine große Vielfalt in der Kunst, keine einheitlichen Strömungen. Das hat mich, in meinem Alter, zunächst irritiert. Dann merkte ich aber, dass man sehr viel gewinnt. Man verändert die Herangehensweise und fragt sich: „Was berührt mich eigentlich wirklich?“ Ich verlasse mich bei der Auswahl der Künstler heute viel mehr auf mein Gespür und denke weniger an Programmatik. Ich möchte mehr junge Künstler in mein Programm aufnehmen. So eine Erfahrung habe ich mit Heike Jobst gemacht.
Deren Arbeiten Sie zurzeit ausstellen. Wie sind Sie an Heike Jobst geraten?
Ich habe sie 2008 in der Münchner Kunstakademie entdeckt. Dort zeigte sie eine Videoarbeit, die mich sehr beeindruckt hat. Man sieht einen verlassenen Bauernhof in Niederbayern, ein Gebäude mit zwei Flügeln, aus dem Knick kommt eine sehr elegante, schwarz gekleidete Frau auf den Betrachter zu, bleibt stehen und sagt nur „Entschuldigung!“ Das ist sehr offen, in mir weckte es viele Assoziationen. Ich habe dann Briefkontakt zu der Künstlerin aufgenommen. 2009 machte sie dann ihr Diplom, ich habe sie zu einer Gruppenausstellung in meine Bonner Galerie eingeladen. Die Ausstellung „Subtitle“ ist ihre erste Einzelausstellung bei mir.
Galerie Barbara Oberem,
Mendestraße 11, 28203 Bremen, www.galerieoberem.de
Die Ausstellung „SUBTITLE“ von Heike Jobst ist noch bis zum 11. 8. zu sehen