brief des tages
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Ein Wolf, der reichlich Kreide frisst

„Rechts außen verhakt und blockiert“, taz vom 30. 11. 20

Dahinter, ob das knappe eins zu null für Meuthen den Demokraten in dieser Republik einen Grund zum Aufatmen liefert, würde ich gerne ein ganz dickes Fragezeichen setzen.

Mit Meuthen hat sich – meiner Meinung nach – der langfristig Gefährlichere durchgesetzt, jemand der mit Messer und Gabel essen kann, der zudem reichlich Kreide gefressen hat und der genug Selbstkontrolle besitzt, sich in TV-Runden nicht bis auf die Knochen zu blamieren. Jemand also, der präzise im von der AfD anvisierten gesellschaftspolitischen Zielbereich aufschlägt und der Partei hier, anders als alle Krawallbrüder und Dumpfbacken zusammen, der AfD bürgerliche Reputation und Akzeptanz verschaffen könnte. Wahlen werden, und das nicht erst seit Angela Merkel, in der Mitte gewonnen, und eine solche Entwicklung ist rechts des CDU-Kerns inzwischen wohl möglich geworden. Die nicht gerade geringe Zahl reaktionärer Staatsdiener unter den AfD-Mitgliedern wirkt schon dafür und die werden auch über dieses Wahlergebnis erleichtert sein.

Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh