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OFF-KINOFilme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Ob einem die Jungfrau von Orléans wirklich sympathisch ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Mir sind religiöse Fanatiker, die mit Hurra in den Krieg ziehen, jedenfalls suspekt. Unbestritten hat Jeanne d’Arc allerdings über die Jahrhunderte hinweg eine Menge Künstler inspiriert, die die Figur der Jungfrau zum Transportmittel ganz unterschiedlicher Ideen machten. Cecil B. DeMilles Film „Joan the Woman“ etwa entstand 1916 während des Ersten Weltkriegs und verfolgt deshalb natürlich auch propagandistische Interessen: Miteinander verwoben wird die traditionelle Geschichte Jeannes, die sich im 15. Jahrhundert gegen die britischen Ansprüche in Frankreich militärisch zur Wehr setzt, mit der Story um einen britischen Soldaten, der in einem französischen Schützengraben des Ersten Weltkriegs am Vorabend eines vermutlichen Selbstmordkommandos vor sich hin sinniert und sich an Jeanne erinnert. Das Ganze mit DeMilles Talent für die große Show: episch, mit der für ihn typischen Verquickung von Religion (für Visionen aller Art ist die Doppelbelichtung das Mittel der Wahl), Spektakel und Statisten – dabei jedoch amerikanisch-modern wirkend und mit Gespür für lyrische Szenen. (26. 7. Lichtblick-Kino)

Die Situation des Künstlers in der Gesellschaft und die Demütigungen, die er dort erfährt, gehören zu den zentralen Themen des Werks von Ingmar Bergman. Im Mittelpunkt seines zeitweilig expressionistisch anmutenden Meisterwerks „Abend der Gaukler“ (1953) steht der Zirkusdirektor Albert (Ake Grönberg), der mit seinen fahrenden Artisten auf der untersten Stufe der Gesellschaft lebt und selbst von den kaum besser angesehenen Theaterleuten verachtet wird. All die Herabwürdigungen und Hierarchien spiegeln sich im Privatleben der Figuren wider: Alberts Geliebte Anne (Harriet Andersson) etwa strebt in ihrer Liebelei zum Schauspieler Frans (Hasse Ekman) vergeblich nach „Höherem“, und auch das bürgerliche Leben, nach dem sich Albert sehnt – und das hier von seiner Exfrau, einer Ladenbesitzerin, verkörpert wird –, ist eine für ihn unerreichbare Illusion. Was bleibt, sind weitere öffentliche Demütigungen und die Erkenntnis, dass man am Ende immer eine Kreatur finden kann, die noch wehrloser ist als man selbst. (Regenbogenkino)

Eine der charmantesten Regiearbeiten von Buster Keaton ist „The Navigator“ (1924), in dem sich die beiden reichen – und deshalb völlig lebensuntüchtigen – jungen Leute Rollo (Keaton) und Betsy (die bezaubernde Kathryn McGuire) allein auf einem im Ozean treibenden Passagierdampfer wiederfinden. Die Gags beruhen dabei stärker als in anderen Keaton-Filmen auf dem Umgang mit Requisiten, vor allem mit dem Schiff selbst, das Keaton für 25.000 Dollar kaufte und dessen schiere Größe immer wieder für komische Verwicklungen und brillante optische Gags herhalten muss. Am Ende spielte der Film „The Navigator“ innerhalb kurzer Zeit das Zehnfache seiner Herstellungskosten ein und erwies sich damit als Keatons größter geschäftlicher Erfolg. (OF, 27. 7. Babylon Mitte) LARS PENNING

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