Kämpfe um Damaskus und Aleppo

SYRIEN Soldaten und Aufständische versuchen, die Kontrolle über die beiden größten Städte zu erringen. Die Türkei schließt ihre Grenze für den Warenverkehr, und die UNO zieht die Hälfte ihrer Beobachter ab

AMMAN/BEIRUT/DAMASKUS rtr/afp | In Syrien entwickelt sich der Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad offenbar zu einem Kampf um die beiden größten Städte, Damaskus und Aleppo. In der Hauptstadt berichteten Einwohner und Aufständische am Mittwoch von Artillerie- und Raketenbeschuss im Vorort Al-Tel, der von den Rebellen gehalten wurde. Über dem Armenviertel Hadschar al-Aswad seien Kampfhubschrauber im Einsatz.

In Damaskus hat die Regierung in den vergangenen Tagen offenbar mehrere Viertel zurückerobert. „Über der Stadt kreisen jetzt Kampfhubschrauber“, sagte der Aufständische Rafe Alam am Mittwoch per Telefon von einem Hügel aus in der Nähe von Al-Tel. Der Angriff habe am Morgen begonnen, viele Menschen seien auf der Flucht. In der Stadt seien Strom und Telefonverbindungen gekappt worden.

Nach Angaben von Aufständischen zog das Militär im Norden Tausende Soldaten von der Grenze ab und rückte mit Panzern auf Aleppo vor. Bewohner der Stadt sprachen von Raketenangriffen und davon, dass Familien in Panik aus der Stadt flohen. Ein Bewohner zählte 20 Raketen, die vermutlich von Hubschraubern abgefeuert wurden. Seine Familie sei geflohen, sagte der Mann, der sich am Telefon Omar nannte. „Ich bin zurückgeblieben, um die Plünderer aufzuhalten.“

Wegen der zunehmenden Gewalt lässt die Türkei laut einer Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR nur noch Flüchtlinge über die Grenze, die für den Handel geschlossen worden sei. Zuvor hatte ein Vertreter des türkischen Handelsministeriums erklärt, die drei noch offenen Übergänge würden ab Mittwoch geschlossen. Die Aufständischen haben mehrere Posten unter ihre Kontrolle gebracht.

Nach Angaben der Opposition sagte sich ein Botschafter-Ehepaar von Assad los und suchte in Katar Zuflucht. Ein Sprecher des Syrischen Nationalrates sagte, Abdelatif al-Dabbagh habe die Vereinigten Arabischen Emirate verlassen und seine Ehefrau Lamia al-Hariri Zypern. Sie hätten ihre Flucht abgesprochen. Damit haben drei syrische Botschafter ihre Posten aufgegeben.

Unterdessen zog die UNO die Hälfte ihrer 300 Beobachter aus Syrien ab. Die Mission arbeite nun hinsichtlich Mitgliederzahl und Ausstattung „auf reduzierter Basis und tut, was sie kann“, sagte der Chef der UN-Blauhelmeinsätze, Hervé Ladsous, am Mittwoch in Damaskus.