Die Berufene

Astrid Grotelüschen will zurück auf die große Bühne. 2013 will die einstige niedersächsische Agrarministerin in ihrem Oldenburger Heimatwahlkreis als Bundestags-Direktkandidatin antreten, verkündete sie jetzt über die Lokalpresse. Der Vorstand ihres CDU-Gemeindeverbandes in Großenkneten hat sich bereits für sie ausgesprochen: Dort rühmt man Grotelüschen, die Ende 2010 als Agrarministerin nach nur acht Monaten im Amt wegen ihrer Verstrickungen in die Geflügelindustrie grandios gescheitert war, als „die Kandidatin überhaupt“.

Den heimischen Wahlkreis hat die heute 48-Jährige bereits bei der Bundestagswahl 2009 gewonnen – nach 44 Jahren in SPD-Hand. In Berlin blieb sie dann allerdings nicht lange: Im Frühjahr 2010 machte sie Niedersachsens damaliger Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) zur Agrarministerin. Ein höchst umstrittener Zug: Grotelüschen, verheiratet mit einem der größten Putenbarone Deutschlands, jahrelang selbst im Familien-Firmengeflecht tätig, galt vielen vor allem als Lobbyistin der Branche. Studien über Missstände in der Geflügelindustrie wurden in ihrem Ministerium unter Verschluss gehalten. Als die Lohndumping- und Tierquälerei-Vorwürfe gegen die Grotelüschen-Betriebe nicht abreißen wollten, trat sie zurück. Wie schwer Grotelüschen, seither wieder Kommunalpolitikerin, der Abschied von der großen Politik fiel, zeigt ihre Homepage: Noch Monate nach ihrem Rücktritt präsentierte sie sich dort als Ministerin.

Mittlerweile wird das Aus als Ministerin auf www.astrid-grotelueschen.de erwähnt – und mit einer „monatelangen Kampagne gegen mich und meine Familie“ begründet, bei der sie „als Lobbyistin abgestempelt“ wurde. Das hat sie zwischenzeitlich offenbar verwunden: In Berlin, kündigt sie jetzt an, wolle sie vor allem „die Themen der Region nach vorne bringen“. Einblicke darein hat sie erneut im Familienunternehmen genommen: Dort ist sie seit ihrem Rücktritt zurück – statt in der Puten- jetzt allerdings in der Immobiliensparte. THA