brief des tages
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Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart

„Kandidiert und blamiert“, taz vom 27. 11. 20

Die Kombination von Foto und Überschrift („kandidiert und blamiert“) suggerieren, dass Veronika Kienzle die Verantwortung dafür zu tragen hat, dass demnächst ein CDU-Bürgermeister Stuttgart regieren wird.

Das ist falsch. Es ist vor allem die Schuld der Herren Schreier und Rockenbauch. Veronika Kienzle (die als Zweitplatzierte in fast allen anderen Bundesländern ganz selbstverständlich in die Stichwahl gekommen wäre) hatte versucht, die drei Kandidat*innen des ökosozialen Lagers auf eine Person zu verpflichten. Sie hatte natürlich gehofft, dass man sich auf sie geeinigt hätte, wäre aber bereit gewesen, auch zugunsten Schreiers oder Rockenbauchs zurückzustecken. Schreier aber war nicht bereit, gegebenenfalls auf seine Kandidatur zu verzichten. Rockenbauch wiederum wäre für Kienzle von seiner Kandidatur abgerückt, nicht aber für Schreier. So blockierten die beiden Männer sich gegenseitig. Die Frau resignierte. Warum wohl stellen Frauen nur 27 Prozent der Kommunalpolitikerinnen?

Franziska Dunkel, Stuttgart