Mobil auf allen Rädern

HOCHBAHN Neues Rekordjahr bei Bussen und Bahnen. Berliner Tor soll zum Modellbahnhof für U- und S-Bahn, Mietwagen, Leihräder und Taxen werden

Die 1911 gegründete städtische Hamburger Hochbahn ist das größte Nahverkehrsunternehmen im Hamburger Verkehrsverbund (HVV).

■ Fahrgäste: 423,3 Millionen Passagiere im Jahr 2011.

■ Beschäftigte: etwa 4.400.

■ Umsatz: 449 Millionen Euro, davon 391 Millionen aus Ticketverkäufen.

■ Gewinne: keine. Pro Fahrgast entsteht ein Minus von 13 Cent, das die Stadt Hamburg ausgleicht.

■ Beteiligungen: Metronom, Nordbahn, Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) u. a.

Der Bahnhof Berliner Tor soll zum ersten Mobilitätsservice-Bahnhof in Hamburg umgebaut werden. Dieses Pilotprojekt kündigte der Chef der Hamburger Hochbahn (HHA), Günter Elste, am Freitag bei der Vorlage der Jahresbilanz 2011 an. Bereits im Frühjahr des Jahres 2013 solle der U- und S-Bahnhof zu einem „Modell komplementärer Mobilitätsangebote“ werden, erklärte Elste.

In Kooperation mit den Mietautofirmen Europcar und Car2go sollen dort 18 Wagen ständig vorrätig sein, die Kunden des HVV per Monatsabo nutzen können. Die Autos können lange vorher reserviert oder mit dem Handy aus der U-Bahn kurzfristig gebucht werden. Das Zusatzabo dürfte bei „etwa zehn Euro im Monat liegen“, schätzt Elste, und würde monatlich vom Konto abgebucht.

Hinzu kommen eine Stadtrad-Station, gesicherte Fahrradabstellplätze und aufgehübschte Taxenstände. „Damit machen wir das ambitionierteste Mobilitätsangebot in Europa“, schwärmt Elste. Er geht davon aus, dass dieses Pilotprojekt in spätestens zwei Jahren „zu einem sich selbst tragenden System“ geworden ist. „Wir wollen 10.000 zusätzliche Abonnements erreichen.“

Kurzfristig soll je ein Bahnhof in jedem Hamburger Bezirk nach dem Modell Berliner Tor umgebaut werden. Dazu zählen „wahrscheinlich“ die Fern- und S-Bahn-Bahnhöfe Harburg und Bergedorf, in den anderen Bezirken würden noch Gespräche geführt. „Bis 2020 wollen wir 30 Stationen umgerüstet haben“, kündigt Elste an und fügt wörtlich hinzu: „Für die Kunden wird das saubequem.“

Insgesamt war auch 2011 für die Hochbahn wieder ein Jahr der Rekorde. Seit 2006 steigen die Passagierzahlen Jahr für Jahr um mehr als zwei Prozent, in 2011 lag das Plus bei 2,8 Prozent. Von 365 Millionen Fahrgästen 2011 stieg das Aufkommen auf aktuell 423 Millionen, für das Jahr 2020 werden 525 Millionen Fahrgäste vorhergesagt. „Unser Problem ist, mit diesem Trend Schritt zu halten“, räumt Elste ein. Qualität, Pünktlichkeit, Geschwindigkeit und Sicherheit müssten ohne höhere Zuschüsse von der Stadt gewahrt werden. Zurzeit liegt das Minus der HHA bei 55,6 Millionen Euro. Damit hat die Hochbahn mit 89,2 Prozent den höchsten Kostendeckungsgrad Europas. Der liegt im Bundesdurchschnitt bei etwa 75 Prozent, in der EU bei knapp über 50 Prozent.  SVEN-MICHAEL VEIT