Musikalischer Brückenbau

MUSIKFÖRDERUNG Seit elf Jahren ermöglicht das südafrikanische Projekt „Music is a great investment“ Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu musikalischer Ausbildung. Jetzt ist das Projekt mit zwei Ensembles und rund 100 Musikern erstmals in Hamburg zu Gast

Miagi soll auch das vielfältige musikalische Erbe Südafrikas in die Zukunft tragen

VON ROBERT MATTHIES

Die Idee ist ebenso einfach wie erfolgreich: Gemeinsam Musik zu machen, kann Unterschiede überbrücken und soziale Kompetenzen stärken. Und damit helfen, eines der größten Hindernisse für die Entwicklung der Post-Apartheids-Gesellschaft aus dem Weg zu schaffen.

Vor elf Jahren hat der südafrikanische Tenor Robert Brooks gemeinsam mit der finnischen Pianistin Ingrid Hedlund das Musikförderprogramm „Music is a great investment“ (Miagi) aus der Taufe gehoben. Seitdem ermöglicht er mit seinem sechsköpfigen Team Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen und ethnischen Gruppen, vor allem aber aus den Armenvierteln der Städte und den ländlichen Gebieten, einen Zugang zu Musik und musikalischer Ausbildung zu bekommen.

Neben klassischer Musik stehen dabei auch Jazz und traditionelle südafrikanische Musik auf dem Programm. Denn nicht nur den besten Musikernachwuchs des Landes will Miagi zusammenbringen und fördern, sondern auch dessen vielfältiges musikalisches Erbe in die Zukunft tragen. Etliche interkulturelle Projekte mit südafrikanischen und internationalen Musiker_innen, darunter Legenden wie Miriam Makeba, der Jazz-Schlagzeuger Louis Moholo und der türkische Pianist Fazıl Say, sowie Austauschprogramme mit renommierten Ensembles wie dem Linzer Brucknerorchester oder dem English Chamber Orchestra hat Miagi bereits initiiert.

Am Wochenende ist das Projekt zum ersten Mal für zwei Konzerte mit zwei Ensembles und rund 100 Musiker_innen zu Gast in Hamburg. Am Sonntagabend ist in der Fabrik zunächst das vor zwei Jahren aus den „Jazz Evenings“ des Miago Youth Orchestra entstandene New Skool Orchestra um den Klarinettisten und Saxophonisten Tshepo Tsotetsi zu hören, das vor allem Jazz mit den unterschiedlichsten Musiktraditionen seiner Mitglieder zusammenbringt und so eine ganz neue Art südafrikanischer Musik entwickeln will.

Am Montagabend ist dann das rund 90-köpfige Miagi Youth Orchestra selbst dran. Auf der Bühne allerdings wird dabei längst nicht für alle Platz sein. Unter der Leitung des österreichischen Jazz-Posaunisten und Komponisten Christian Muthspiel erklingt dessen symphonisches Poem „Out Of South Africa“ rund um Themen von Tshepo Tsotetsi deshalb aus allen Bereichen des Gebäudes. Zu hören sind außerdem Leonard Bernsteins Suite „On The Waterfront“, George Gershwins „An American In Paris“ und Claude Debussys „Prélude à l’ apres-midi d’ un Faune“.

■ The New Skool Orchestra: So, 29. 7., 21 Uhr; Miagi Youth Orchestra: Mo,30. 7., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36