Sylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen

Tischbein, Grundeis, Hütchen. Krummbiegel, Dienstag. Bei Krimi-Anhängern schrillen jetzt aufs Angenehmste alle Alarmglocken. Schließlich war es höchstwahrscheinlich Erich Kästners Geschichte „Emil und die Detektive“, die sie druff gebracht hat. Emil, dieser grundgute Junge aus Neustadt, dem bei seiner Reise nach Berlin im Eisenbahnabteil 140 Mark gestohlen werden. Der, weil er zu Haus etwas ausgefressen hat, nicht zur Polizei gehen will. Und der mit Hilfe von Gustav mit der Hupe und einer Horde Detektiven den Schurken stellt. Dieser Dieb trägt einen schwarzen Hut, und an seine Fersen heften sich am Sonntag um 14 Uhr eine Horde Nachwuchsdetektive in verteilten Rollen. Auf der Tour „Emils neue Detektive“ werden auch Nationalsozialismus und Kinderarbeit thematisiert. Und das Stadtbild von heute mit dem vor dem Zweiten Weltkrieg verglichen – da hat sich wohl einiges verändert. Aber am Nollendorfplatz sieht mancher Schauplatz noch aus wie damals vor 83 Jahren (ab 8 Jahre, bis 14 Jahre 5 Euro, dann 7 Euro).

Schön nachzuvollziehen ist das im Comic von Isabel Kreitz. Die Hamburger Comiczeichnerin hat Kästners Berliner Kinderbuchklassiker liebevoll als farbige Graphic Novel umgesetzt. Dabei orientiert sie sich stark an den Schwarz-Weiß-Illustrationen, mit denen Walter Trier 1929 die Originalausgabe bebildert hat. Die waren so prägend, dass man zunächst etwas fremdelt mit dieser fast sklavischen Hommage. Doch die Story gewinnt schnell an Fahrt, die Bilder entwickeln Sogwirkung, Kreitz hat die Details treffsicher gewählt, und der Vorkriegskids-Jargon bereitet auch heute Freude: Worte wie „kolossal“ und „Donnerknispel“ sollten wieder mehr verwendet werden, und mit dem Satz „Ich kleb dir eine, dass du scheintot hinfällst“ ist Respekt garantiert. Dazu macht Gustavs Hupe „möp“. Parole Emil!

www.stattreisenberlin.de/berlin/alle-stadtfuehrungen/stadtfuehrung/tour/49-emils-neue-detektive/ Treffpunkt Bahnhof Zoo, Empfangshalle, Anzeigentafel, mit Fahrschein. Erich Kästner/Isabel Kreitz, Emil und die Detektive, Dressler Verlag, 112 Seiten, 17,95 Euro