Hurra, wir tippen noch!

Unser Wetterer Peter Grohmann trägt Krawatte, und auch uns ist ganz feierlich zumute: Hier geht die 500ste Kontext online. Wir sind ein bisschen fassungslos und ein bisschen stolz zugleich. Und widmen die Jubiläumsausgabe dem Thema, das eines der drängendsten ist: der weltweiten Klimaerhitzung.

Karikatur: Oliver Stenzel

Von unserer Redaktion↓

Ja, hurra, wir tippen immer noch! Als Kontext zwei Jahre überlebt hatte, haben wir erleichtert gefeiert. „Man könnte meinen, daraus spricht die Angst der Eintagsfliege“, sagte Festredner Joe Bauer 2013 im Thea­ter­haus, „der bleibt bekanntlich wenig Zeit für Partys zwischen Taufe und Beerdigung.“ Der Spötter von einst ist inzwischen unser Kolumnist, gute Sache finden wir, denn er passt zu uns.

500 Mal Kontext. Manchmal staunen wir selbst darüber. Jeden Mittwoch im Netz, jede Woche samstags in der taz, und keine Rede mehr von Eintagsfliege. Aber immer wieder die Frage, ob es gelungen ist, was wir uns vorgenommen haben: einen unabhängigen, kritischen Journalismus, der denen eine Stimme gibt, die etwas tun für eine gerechtere Welt, und denen, die nicht im hellen Licht stehen. Der versucht, der Wahrheit möglichst nahe zu kommen, wohl wissend, dass es den Stein der Weisen nicht gibt. Der Posi­tion bezieht, sich um Aufklärung über Zusammenhänge und Fakten bemüht, damit sich jede und jeder eine Meinung bilden kann. Der auch fragt, was aus der Aufregung geworden ist, wenn schon die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird. Die Latte hängt also hoch, und wir springen nicht immer drüber.

Aber so ganz falsch können wir nicht liegen. Immerhin wurden wir mit einem Text von Anna Hunger nominiert für den renommierten Theodor-Wolff-Preis. Unsere Meinung ist gefragt, wenn es um gemeinnützigen Journalismus geht. Und wenn ab und zu das Staatsministe­rium ins Schwitzen gerät, wie taz-Kollege Peter Unfried bei seiner Recherche zur 350. Kontext herausgefunden hatte, dann müssen wir wohl das eine oder andere richtig machen.

Das haben wir nicht alleine geschafft, auch wenn jede und jeder in der Redaktion mit Herz und Leidenschaft dabei ist. Wir haben das geschafft mit unseren AutorInnen, die sich, gemeinsam mit der Redaktion, für knappe Honorare und mit großem Engagement ins Zeug legen. Wir haben es geschafft mit unseren SpenderInnen, die wissen, dass guter Journalismus unerlässlich ist für eine demokratische Gesellschaft – und außerdem auch Laune machen kann. Die wissen, dass dieser dritte Weg zwischen Kommerzmedien und öffentlich-rechtlichem Rundfunk ein steiniger ist. Die uns auch in Corona-Zeiten weiter die Treue halten, weil es gerade jetzt eines Journalismus bedarf, der wachsam bleibt und sich nicht auf Kurzarbeit zurückzieht.

500-fachen Dank an sie alle. „Die Guten müssen zusammenhalten, damit sie weiter böse sein können“, schrieb uns einst der Kabarettist Max Uthoff ins Poesie­album. Und zu den Guten gehört auch und nicht zuletzt die Berliner taz, die der kleinen Schwester aus dem Süden Platz in ihrer Wochenendausgabe schuf und ihr von Anfang an unter die Arme griff. Danke nach Berlin.

Ja, wir tippen noch. Und wir wollen das feiern, indem wir unseren LeserInnen und unsere UnterstützerInnen etwas schenken: ein weiteres Dossier und eine umfangreiche Jubiläumsausgabe, die sich demselben Thema widmen: der Erderhitzung.

All die vielen Geschichten dazu, die ganze dicke Jubiläumsausgabe, haben wir leider nicht auf den vier taz-Seiten unterbringen können. Es lohnt sich, im Netz nachzulesen unter www.kontextwochenzeitung.de. Wir wünschen viel Vergnügen und hohen Erkenntnisgewinn.