: „Das wirkte grauenhaft auf mich“
SCHULD Theologe Wolfgang Huber über die Nazivergangenheit seines Vaters, Reue und über Bratkartoffeln ohne Fett
■ Huber junior: Wolfgang Huber wurde am 12. August 1942, vor 70 Jahren, in Straßburg geboren. Sein Vater war der NS-Staatsrechtler Ernst Rudolf Huber, seine Mutter die Rechtsanwältin Tula Huber Simons, eine Tochter des zeitweiligen Außenministers der Weimarer Republik, Walter Simons. Wolfgang Huber ist der jüngste von fünf Söhnen des Juristenpaares. Er studierte evangelische Theologie, wurde Professor in Marburg und Heidelberg und war von 1994 bis zu seiner Pensionierung 2009 Bischof der Kirche Berlin-Brandenburg und ab 2003 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.
■ Huber senior: Ernst Rudolf Huber wurde 1903 in Oberstein geboren und starb 1990 in Freiburg. Er zählte zu den führenden Verfassungsrechtlern in der Nazizeit und war einer der Wegbereiter der Nürnberger Gesetze. Er war Professor in Kiel, Leipzig und Straßburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg durfte er zunächst nicht arbeiten und bekam erst 1957 wieder eine Stelle in Wilhelmshaven, später in Göttingen. Seine „Deutsche Verfassungsgeschichte“ gilt as Standardwerk.
GESPRÄCH PHILIPP GESSLER
sonntaz: Herr Huber, Ihr Vater war neben seinem Doktorvater Carl Schmitt der führende Staatsrechtler der Nazis. Wie erklären Sie sich das?
Wolfgang Huber: Mein Vater Ernst Rudolf Huber hat als Erster aus seiner Familie studiert, er kam als Erster weg aus Idar-Oberstein. Das prägte seine Biografie. Er wollte es schaffen. Bis zu der tragischen Verkettung, dass er als Mann des Jahrgangs 1903 im Jahr 1933 den großen Schritt in der akademischen Karriere vollziehen wollte – und sich dazu veranlasst sah, sich schneller und vorbehaltloser an die Nazis anzupassen, als er das im Rückblick selbst richtig fand.
Das ist ein Urteil im Rückblick. Was sind Ihre frühen Erinnerungen an ihn?
In meinen frühesten Erinnerungen sehe ich ihn am Schreibtisch. Mein Vater war Professor im von Deutschland besetzten Straßburg gewesen. Nach dem Krieg war er mit seiner Familie in das Dorf Falkau in den Hochschwarzwald geflohen und konnte einen Teil seiner Bücher mitnehmen. Dann gab es dort einen Wasserrohrbruch, die geretteten Bücher des Vaters standen unter Wasser. Das war nicht nur für den Büchernarren eine Katastrophe – es war auch eine Schädigung seines Arbeitsinstruments. Wir haben einen Staubsauger zu einem überdimensionalen Föhn umfunktioniert. Mit dem wurden die Bücher dann tagelang getrocknet.
War Ihr Vater ein Antisemit?
Nehmen Sie als Beispiel die große Plattensammlung meiner Eltern: Es fing mit Bach an, es gab viel Klassik und ging bis zu Brahms und Richard Strauss. Aber wo hörte es auf? Es gab nichts von Mendelssohn oder Mahler. Das war wohl ein Generationenphänomen, ein Zeichen eines kollektiven Antisemitismus im Bildungsbürgertum. Es ist in meinen Augen ein wirklicher Skandal.
Aber Sie hatten immer eine enge Beziehung zu Ihrem Vater.
Er kümmerte sich um uns jüngste Söhne, weil er wegen seiner Rolle in der NS-Zeit nicht mehr arbeiten durfte und meine Mutter zur Arbeit ging. Ab 1947 machte er auch den Haushalt. Es fehlte oft das Nötigste. In Erinnerung habe ich seine Bratkartoffeln ohne Fett, nur mit Salz.
Schmeckt das?
Geht so.
Liebten Sie Ihren Vater mehr als Ihre Mutter?
Die Bindung zu meinem Vater war eng, da ich in dieser frühen Zeit mehr von ihm erzogen wurde als von der Mutter, erst recht als meine Mutter Rechtsanwältin war. Daran änderte sich auch nichts, als wir 1949 nach Freiburg zogen. Das Verhältnis zu meinem Vater hatte etwas Mühelos-Selbstverständliches. Ich hatte nie den Eindruck, er erzieht mich jetzt. Ein Höhepunkt war, wenn ich als kleiner Junge in seinem Arbeitszimmer Zeitung lesen und ihm dazu Fragen stellen durfte.
Eigentlich war er über viele Jahre arbeitslos.
Ja, er war stellungslos. Ich bewundere sehr, dass wir als Kinder die Frustration darüber nicht merkten, zumindest mir fiel sie nicht auf. Ich habe es nie so empfunden, dass mein Vater verunsichert war durch die Tatsache, dass meine Mutter einer Erwerbsarbeit nachging und lange Zeit das Entscheidende zum Familieneinkommen beitrug.
Ihnen ist nicht wirklich aufgefallen, dass er arbeitslos war.
Nein, mein Vater saß fast immer am Schreibtisch, außer an Sonntagen. Da schrieb er nur die Briefe persönlichen Charakters, mit seiner wunderbaren Handschrift.
Sind Sie streng erzogen worden?
Klar, aber nicht übertrieben streng. Der Stil meiner Mutter war strenger als der Stil meines Vaters. Sie wollte vom persönlichen Empfinden und Befinden ihrer Söhne nicht zu viel wissen. Viel später, in den Jahren nach dem Tod meines Vaters am 28. Oktober 1990, habe ich sie einmal gefragt, ob sie sich eigentlich dafür interessiere, wie es ihren Söhnen persönlich, in ihrem Innersten, gehe. Sie sagte: Nein, das finde sie indiskret.
Auf Bildung wurde viel Wert gelegt?
Damals musste Schulgeld bezahlt werden, auch für das Gymnasium in Freiburg. Nach bestandener Aufnahmeprüfung ging mein Vater mit mir zur Stadtkasse und zahlte das erste Schulgeld in meiner Anwesenheit ein. Nicht damit ich wusste, wie viel Geld es war, sondern damit ich wusste: Das kostet etwas und ist etwas wert.
Wann ist Ihnen die Rolle Ihres Vaters in der NS-Zeit bewusst geworden?
Als mir seine Werke „Verfassung“ und „Das Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches“ in die Hand fielen. Das war im sogenannten Archivkeller des Hauses, wo auch eine Tischtennisplatte stand. Das war wohl mit etwa 14 Jahren. Im Keller fand sich auch die alphabetisch abgelegte persönliche Korrespondenz. Jedes halbe Jahr sollte ich die neuen Briefe einsortieren und bekam dafür ein paar Mark. Viele Stunden habe ich im Keller verbracht – und dabei in seinen Werken intensiv gelesen.
Er wusste also, was Sie lesen würden?
Es gab eine zwinkernde Übereinkunft: „Du liest natürlich diese Briefe nicht.“ Die Bücher zu lesen hat er mir aber nicht verboten.
Wie haben Sie das Gelesene verstanden?
Es wurde mir klar, was sich in Gesprächen mit ihm später bestätigte, dass er zu Beginn der NS-Zeit von der Idee bestimmt war, den Bruch der Weimarer Verfassung dadurch zu heilen, dass er ein Verfassungsrecht konstruierte, ohne dass es eine Verfassung gab. Er wollte der Vorstellung nicht Raum geben, dass der Führer unumschränkte Macht habe; sondern er wollte unter anderem durch den Rückgriff auf überpositives Recht einen verfassungsrechtlichen Rahmen konstruieren. Er musste dann aber einsehen, dass er so nicht nur sich selbst kompromittierte, sondern etwas tat, was gar nicht zu halten war. Etwas, was dem Regime eminent half, aber innerlich haltlos war.
Haben Sie sich für das Gelesene geschämt?
Ja. Es gibt in seinem „Verfassungsrecht“ eine Stelle, noch vor den Nürnberger Gesetzen, über den rechtlichen Sonderstatus der Juden, die grauenhaft auf mich wirkte. Das musste als eine Legitimation dieser Entwicklung gelesen werden. Sie argumentierte ungefähr so: Die mindere Rechtsstellung der Juden sei im Interesse der Geschlossenheit des Staatsvolkes legitimiert. Darüber erschrak ich tief. Darauf geht auch mein Interesse am deutschen Widerstand, besonders an Dietrich Bonhoeffer zurück.
War es ein Schock für Sie, was Sie im Keller gelesen haben?
Es war ein Schock, doch keiner, der mich in meiner inneren Haltung zu meinem Vater schwankend gemacht hätte. Einerseits der Schock in der Eindeutigkeit, die ich da fand. Andererseits die Schwierigkeit: Wie soll man das als 14-Jähriger vor seinem Vater ansprechen, ohne dabei die Loyalität aufzukündigen?
Wann wurde seine Schuld dann endlich thematisiert?
Mein Vater suchte etwas später einen anderen Weg, uns mit seiner Einstellung zu diesen Themen zu befassen. Als er 1957 in Wilhelmshaven einen Lehrstuhl erhielt, wurde er gefragt, ob er Mitglied des Rotary Clubs werden wolle. Dazu muss man als neues Mitglied einen Ego-Bericht vorlegen. Diesen Bericht schrieb mein Vater sorgfältig auf und las ihn dann zu Hause den anwesenden Söhnen vor.
Wie haben Sie reagiert?
Es hatte etwas Befreiendes, dass er seinen Irrweg endlich klar zur Sprache brachte.
Hat einer der Söhne nachgefragt?
Ich kann mich nicht erinnern, dass einer von uns intensiv nachgefragt hätte.
Hatten Sie den Eindruck, dass Ihr Vater seine Schriften aus der NS-Zeit bereute?
Ja, den Eindruck habe ich. Mein Vater schrieb bald nach dem Krieg an seinen Lehrer Carl Schmitt, es sei notwendig, zu bereuen. Carl Schmitt aber hat noch nicht mal von fern daran gedacht. Das führte zu einem erneuten Bruch zwischen beiden.
War es in Ihrer Familie tabu, über die NS-Zeit zu reden?
Vielleicht lag das auch daran, dass wir ein Tabu unterstellt haben, weil es bei meiner Mutter diese Diskretionsphrase gab. Wenn es zu Hause auf das Thema NS kam, sagte meine Mutter oft: Das könnt ihr nicht beurteilen, ihr wart nicht dabei.
Ihr Vater hat über Jahrzehnte seine enzyklopädische „Verfassungsgeschichte“ geschrieben. Bis heute ein Standardwerk – für ihn auch eine Aufarbeitung der NS-Zeit?
Dem stimme ich zu. Es war ein verborgener, aber in der Sache klarer Kommentar zur NS-Zeit, diese Epoche aus der Verfassungsgeschichte auszuklammern: Die Verfassungsgeschichte endete mit der nationalsozialistischen Machtübernahme; danach gab es keine Verfassung mehr. Ich bin davon überzeugt, ohne die Verwicklung meines Vaters in diese Zeit und die Tatsache, dass er das bereute, wäre es nicht zur „Verfassungsgeschichte“ gekommen.
Ihr Vater hatte eine Beziehung zu dem Philosophen Martin Heidegger, der ebenfalls eine Zeitlang den Nationalsozialismus stark begrüßt hat.
Ja, das begann schon, als mein Vater noch in Freiburg lebte. Heidegger hatte wie mein Vater seine Professur verloren, war aber trotzdem noch ein gefeierter Philosoph. Mein Vater war Mitglied des Freiburger Privatseminars von Heidegger.
Wie sah dieser Kontakt zu Heidegger aus?
Wenn mein Vater in den späteren Jahren während der Semesterferien in Freiburg war, stand Heidegger einmal in der Woche nachmittags vor der Tür und holte ihn zu einem Spaziergang ab. Er hat nie erzählt, worüber sie gesprochen haben. Allerdings standen Heideggers Werke ziemlich vollständig im Philosophieregal unseres Hauses. Ab und zu zitierte mein Vater vor dem Abendessen einen besonders spröden Satz Heideggers, etwa: „Der Satz vom Grund ist der Satz in das Sein als Sein, das heißt als Grund.“ Über einen so geschraubten Satz durfte herzhaft gelacht werden. Später hatte ich auch selbst Kontakt zu Heidegger.
Wie kam das?
In meiner Familie gab es fünf Juristen: meine Eltern und drei Ihrer fünf Söhne. So waren meine Eltern vollständig überrascht, dass ich Theologie studieren wollte. Sie akzeptierten es, fanden es aber nicht richtig. Deshalb sollte ich Heidegger besuchen, um mich von ihm beraten zu lassen. Es war ein ernstes, freundliches Gespräch in Heideggers Studierstube. Richtig abgeraten hat er mir nicht, er wollte nur, dass ich meinen Entschluss ernsthaft prüfe. Dafür gab er mir ein paar Lesetipps aus dem Bereich der Religions- und Theologiekritik.
Nach langen Kämpfen in der Professorenschaft und in der Politik hat Ihr Vater 1957 wieder einen Lehrstuhl bekommen, an einer winzigen Hochschule in Wilhelmshaven.
Ja, und bedenkenswert ist: Bevor es in Wilhelmshaven losging, hatte er wegen einer Erkrankung eine Sprachstörung, etwa zwischen 1955 und 1957. Er musste wieder lernen, flüssig zu reden. Um das zu üben, las er meiner Mutter abends vor.
Als Student lebten Sie sogar eine Zeitlang mit Ihrem Vater in einer Wohnung. Wie kam das?
Als die Wilhelmshavener Hochschule für Sozialwissenschaften in die Göttinger Universität eingegliedert wurde, mietete mein Vater für die Semestermonate eine Wohnung in Göttingen. Dort gab es ein Zimmer für einen studierenden Sohn. Zuerst zog ich ein, dann mein Bruder Gerhard.
Was fanden Sie gut daran?
Eine 2-Junggesellen-Wirtschaft hat auch etwas Lustiges. Ich habe es sehr gern gemacht. Mit seinen Söhnen verbrachte er so zweieinhalb Jahre von den sechs Jahren, die er in Göttingen noch lehrte.
War das von Ihrem Vater nicht vereinnahmend?
Nein. Er sagte nicht: „Du kannst jetzt nicht wieder weggehen“, oder Ähnliches.
Ist es nicht seltsam, in diesem Alter noch mit seinem Vater zu leben?
Wie gesagt: Er ließ uns Söhnen alle Freiheit. Wir gluckten nicht unausgesetzt zusammen. Morgens beispielsweise lebten wir bewusst aneinander vorbei. Mein Vater war ein absoluter Morgenmuffel. Er konnte nicht mit anderen zusammen frühstücken. So machte ich zunächst Frühstück und frühstückte allein. Dann kam er pünktlich, sobald ich zur Vorlesung ging. Wenn ich mittags nach Hause kam, kochte ich etwas Schnelles für uns. Das hat er sehr genossen. Es war für ihn emotional wohl eine Umkehrung der Kartoffeln mit Salz. Und für mich war es auch gut, denn ich war lange genug in die Mensa gegangen.
Haben Ihre Kommilitonen von der Vergangenheit Ihres Vaters gewusst?
Bestimmt, aber das war vor 1968. Da hat das keine Rolle gespielt. Ich kann mich nicht entsinnen, dass dies jemals von den Kommilitonen angesprochen wurde. Ich habe keine Distanzierung von meinem Vater oder von mir erlebt.
Ihr Vater musste sich an der Universität der Auseinandersetzung der 68er mit der NS-Zeit nicht mehr stellen, weil er schon im Sommersemester 1968 in Pension ging.
Ja. Es war für ihn eine weise Entscheidung. Außerdem wollte er sich wohl voll auf die „Verfassungsgeschichte“ konzentrieren, weil er spürte: Ich muss mich ranhalten.
Haben Sie während Ihrer gemeinsamen Zeit in Göttingen über die Zeit des Nationalsozialismus gesprochen?
Ich habe keine prägende Erinnerung an ein solches Gespräch. Ich kann mich nur – das war nach meinem Studium – an einen Verlagsempfang des Kohlhammer-Verlags bei der Frankfurter Buchmesse 1966 erinnern. Dort hielt mein Vater einen Vortrag zu dem Projekt seiner „Verfassungsgeschichte“. Ein Thema war die „Vergangenheitsbewältigung“. Mein Vater kritisierte damals das Wort „bewältigen“. Es sei ein fragwürdiger Begriff, da man diese Vergangenheit nicht „bewältigen“ könne.
Wie fanden Sie das?
Das haben ja später viele gesagt, aber 1966 war es etwas Neues.
Haben Sie am Ende dann nie mit Ihrem Vater über seine Rolle in der NS-Zeit geredet?
Doch, das war kurz vor seinem Tod, etwa um das Jahr 1987 herum, als ich zusammen mit ihm den letzten Band einer gemeinsamen Quellenedition zum Staat-Kirche-Verhältnis vorbereitete. Dabei entstanden Auseinandersetzungen mit meinem Vater darüber, welche Dokumente in diesen Band hineingehörten, also zum Beispiel: Gehören die Einführung des „Arierparagrafen“ und die Stellungnahme des Theologen und späteren Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffers kurz danach, am 15. April 1933, dazu?
Ging es auch darum, welche Schuld er in der NS-Zeit hatte?
Ja, in den Gesprächen ging es auch um seine Rolle im Jahr 1933 sowie darum, wie er in den späteren Jahren damit umgegangen ist. Diese Gespräche gingen weiter bis in sein Todesjahr 1990.
Wurden die Gespräche mit Ihrem Vater auch mal laut?
Nein, die Gespräche über diese Fragen waren zwar kontrovers, aber nicht laut. Das ging gar nicht bei meinem Vater. Bei den Debatten über die Quellenedition war es auf diese Weise am Ende sehr viel Arbeit für ein Kapitel von etwa 50 Seiten. Aber es war toll, dass ich es mit ihm besprechen konnte. Ich hatte dadurch, dass es einen Anknüpfungspunkt für solche Gespräche gab, einen großen Vorteil vor anderen meiner Generation.
Sie haben sich von Ihrem Vater nicht mehr verabschieden können, als er starb.
Als mein Vater im Sterben lag, verabredete meine Mutter mit den einzelnen Söhnen unterschiedliche Besuchstage. Ich wollte an einem Samstag hinfahren, aber meine Mutter sagte: Da kommt schon jemand, komm lieber am Montag. Sie sorgte bis zum letzten Tag dafür, dass mein Vater aufstand und an die frische Luft ging. Als er sich mit ihr am Sonntag auf den Weg machen sollte, brach er beim Beginn des Spaziergangs vor dem Haus zusammen und starb.
Haben Sie das Ihrer Mutter nachgetragen?
Es hat mich geschmerzt, aber ich habe es ihr nicht nachgetragen. Das konnte sie ja nicht voraussehen. Darüber, dass ich zu spät kam, erschrak ich sehr, und die Enttäuschung war groß. Es war wichtig, dass ich dann da war, um meiner Mutter beizustehen und die Beerdigung vorzubereiten. Aber es ist sicher nachvollziehbar, wie herb es für mich war, dass sich die Hoffnung, meinen Vater noch einmal zu sehen, nicht erfüllte.
■ Philipp Gessler, 45, taz-Reporter, hat kürzlich eine Biografie über Wolfgang Huber veröffentlicht. Sie ist im Kreuz-Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro