Studis zahlen, die Unis sparen

Trotz Studiengebühren sparen Nordrhein-Westfalens Universitäten am Personal: Duisburg-Essen baut 52 Professorenstellen ab, Bochum sieht 200 Jobs in Gefahr. Fakultäten fusionieren auch in Köln

VON ANDREAS WYPUTTA

Nordrhein-Westfalens Universitäten stellen sich neu auf. Bis 2010 kürzt die frisch fusionierte Universität Duisburg-Essen 52 Professorenstellen, außerdem müssen 47 wissenschaftliche Mitarbeiter gehen. Die Bochumer Ruhr-Universität befürchtet langfristig den Verlust von bis zu 200 Arbeitsplätzen. Auch die Universität zu Köln soll effizienter werden: Die Erziehungswissenschaftliche Fakultät wird geschlossen, an der Stelle der alten heilpädagogischen Fakultät entsteht der neue Fachbereich Pädagogik, Psychologie und Rehabilitation.

Als Schwächung des Angebots wollen die Hochschulen die Sparpläne aber nicht verstanden wissen. „Durch die Fusion stimmte das Verhältnis zwischen Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern nicht mehr“, sagt Beate Kostka, Sprecherin der Uni Duisburg-Essen. Insgesamt werde das Angebot der Hochschule attraktiver: 815.000 Euro würden in die Verbesserung des Lehrangebots, in Gleichstellungsmaßnahmen, in die Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses investiert, so Kostka.

„Es geht uns weniger um Einsparungen. Wir wollen uns besser aufstellen“, sagt auch Wolfgang Mathias, Sprecher der Universität Köln. Die größte Hochschule Deutschlands setzt auf ihren guten Draht zum neuen Innovationsminister Andreas Pinkwart (FDP): „Wir haben in vielen Fächern einen enormen Zulauf“, betont Mathias. „Stellenkürzungen sind nicht eingeplant.“

Der Hintergrund: Künftig werden die Unis um die Studierenden konkurrieren müssen – und für die werden, wie von der neuen CDU-geführten Landesregierung beschlossen, ab dem Sommersemester 2006 auch noch Studiengebühren von bis zu 500 Euro pro Semester fällig. Auch zwischen den Universitäten herrscht künftig das Konkurrenzprinzip. Mit der so genannten leistungsorientierten Mittelvergabe knüpft das Land den Geldfluss an Bedingungen: Wichtig sind die Zahl der Studierenden, die Zahl der Absolventen und Doktoranden ebenso wie eingeworbene Drittmittel. „Wie noch von SPD-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft beschlossen, werden künftig bis zu 20 Prozent des Gelds leistungsbezogen vergeben“, sagt ein Sprecher Pinkwarts. Über noch weitergehende Neuregelungen habe der neue Innovationsminister Pinkwart, der auch Vorsitzender der nordrhein-westfälischen Liberalen ist, noch nicht entschieden. „Wir warten zunächst die Vorschläge einer Arbeitsgruppe ab, die wir zusammen mit der Landesrektorenkonferenz gebildet haben.“

Doch bereits jetzt drohen weitere Mittelkürzungen. Ab 2006 wird der so genannte „Globalhaushalt“ eingeführt – die Universitäten erhalten nicht mehr Geld für bis zu 30 Einzelpositionen, sondern aus einem Topf. Doch auch hier haben die Fachleute der Ex-Ministerin Kraft, die nach der rot-grünen Wahlniederlage den Vorsitz der SPD-Landtagsfraktion übernommen hat, Einsparungen versteckt. Aufgrund der hohen Mitarbeiter-Fluktuation an den Universitäten seien im Schnitt fünf Prozent der Stellen nicht besetzt – und um diesen Betrag will die Landesregierung die „Globalhaushalte“ nun kürzen. „Das könnte den Wegfall von bis zu 200 Stellen im wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Bereich bedeuten“, warnt Josef König, Sprecher der Bochumer Ruhr-Universität – schließlich fehle das Geld in jedem Fall.

In Köln und Duisburg wird da vorsichtiger formuliert. „Nicht abzuschätzen“ seien die finanziellen Neuregelungen, sagt Beate Kostka von der Universität Essen-Duisburg. „Was den Globalhaushalt angeht, rechnen unsere Fachleute noch.“ Überhaupt hoffen die Unis auf ihre Strukturreformen: „Noch kann niemand sagen, wie sich die leistungsbezogene Mittelvergabe ab 2006 auswirkt“, sagt Kostka. „Schließlich wissen wir noch nicht, wie viele Studierende im kommenden Jahr bei uns eingeschrieben sind – oder wie viele Absolventen oder Doktoranden wir dann haben werden.“