Konkurrenz zur großen Fußball-WM

Henning Scherf kommt aus Japan zurück und ist fasziniert von den Roboter-Fußballern, deren WM 2006 in Bremen statt findet. Zugleich rüffelte der die parteiinterne Kritiker, die über die Unabhängigkeit der Bremer Justiz reden wollen

Der RoboCup 2006 ist eine große Chance für Bremen, schwärmt der Bürgermeister

Bremen taz ■ Henning Scherf (SPD) strahlt wie ein kleines Kind. Donnerstag kehrte Bremens Bürgermeister von einer fünftägigen Japan-Reise zurück, die Erfüllung eines Jugendtraumes, wie er bekennt. Im fernen Osten besuchte er vor allem die RoboCup Federation, die Weltmeisterschaft der Roboter-Fußballer. Im kommenden Juni wird das Turnier erstmals in Bremen ausgetragen, parallel zur offiziellen Fußball-WM.

„Das ist eine große Chance für Bremen“, schwärmt Scherf, sichtlich vom Technikfieber gepackt. Mit mehr als 20.000 BesucherInnen rechnet Ubbo Visser von der Universität Bremen, zugleich Cheforganisator des RoboCups 2006. In Japan zogen die Fußball spielenden Roboter viermal so viele ZuschauerInnen an, das japanische Fernsehen berichtete zur besten Sendezeit.

Ähnliches erhofft sich Henning Scherf auch für Bremen: „Das muss ein echtes Highlight werden.“ Die sportlichen Voraussetzungen stimmen – das „GermanTeam“ belegte beim RoboCup den ersten Platz, angeführt von einer Arbeitsgruppe der Universität Bremen.

Handfeste Ergebnisse hat Scherf aus Japan nicht mitgebracht. Zwar stand ein Besuch in einem Technologiepark für mobile Kommunikation auf dem Programm. Dort sprach die Bremer Delegation, zu der auch Wirtschaftsvertreter gehörten, über mögliche Kooperationen mit Bremer Unternehmen. Der Yokusuka Research Park, so Scherf, „ist ein idealer Partner.“ Konkrete Projekte wurden in Japan aber noch nicht vereinbart.

In die Niederungen der Bremer Politik mochte sich Scherf noch nicht begeben. Die Einladung der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen zur Debatte um die Unabhängigkeit der Bremer Justiz nannte er schlicht „frech“. Einen eigenen Justizsenator könne sich Bremen nicht leisten, so Scherf. Im übrigen kämen seine KritikerInnen aus denselben Reihen wie zu Zeiten der Ampelkoalition – schon damals war Henning Scherf auch Justizsenator.

Ende der Debatte. Scherf mochte lieber von seinen Reiseeindrücken erzählen. Und darüber philosophieren, ob das, was er in Japan gehört und gesehen habe, „die Zukunft oder das Ende“ der westlichen Zivilisation markiere. Seine Sicht der Dinge hat Scherf auf dem Rückflug schon einmal niedergeschrieben – per Hand, dabei auf dem Boden kniend.

Jan Zier