Keifende Frauen

Beim WDR hat man sich nach „Dittsche“ eine neue Improvisationsshow ausgedacht. Im „Coffeshop“ streiten sich ab morgen drei Frauen. Preisverdächtig ist das nicht. WDR, Sonntag, 22.30 Uhr

VON PEER SCHADER

Es gibt Leute, die finden es witzig, wenn Olli Dittrich sich einen schrubbeligen Bademantel anzieht, in einem Imbiss rumsteht und bei einem Bier oder zwei mit dem Wirt in lustigem Dialekt diskutiert, was wieder alles in der Bild-Zeitung steht. Andere Leute wiederum finden das ziemlich nervig. Aber die konnten sich nicht wirklich durchsetzen. Mit seiner WDR-Reihe „Dittsche – das wirklich wahre Leben“ hat Dittrich deshalb nicht nur einen Grimme-Preis gewonnen (was ja so schwer auch wieder nicht ist), sondern auch das Genre der Impro-Comedy erfunden, in der Schauspieler ohne festen Text einfach das erzählen, was ihnen gerade einfällt. Sat.1 nennt das „Schillerstraße“ und ist recht erfolgreich damit, RTL hat „Frei Schnauze!“, bei dem sich Comedians regelmäßig den mittellustigen Anweisungen von Moderator Mike Krüger fügen müssen.

Prompt ist dem WDR eingefallen, dass es ja nicht schaden könnte, selbst noch eines dieser modernen Impro-Formate im Programm zu haben, zumal der Sender ja quasi Impulsgeber für die Spontanspäße war. Am Sonntagabend läuft deshalb erstmals „Coffeeshop“, noch eine Reihe ohne festes Drehbuch, diesmal über „die moderne Frau von Mitte dreißig“. Die heißt Andrea, wird von Susanne Pätzold (Ex-„Switch“) gespielt, besitzt – wie originell! – einen Coffeeshop namens „Coffeeshop“ und muss sieben Folgen lang mit ihren Freundinnen Sandra und Maren sowie Stammgast Marlon allerlei kleine Problemchen improvisieren.

In der ersten Folge bedeutet das vor allem: intensiv streiten, weil Geld in der Kasse fehlt und Andrea ihre Freundinnen verdächtigt. Wer Spaß daran hat, Frauen zuzusehen, wie sie sich ankeifen, wird „Coffeeshop“ mögen. Lustig oder besonders originell aber ist das nicht. Auch dann nicht, wenn die Regie ins Geschehen eingreift, ohne dass die Darsteller vorher davon wissen. Einblendungen sollen den Zuschauern ankündigen, auf welchen Kniff spontan reagiert werden muss: „Die drei werden gleich von einem Handy unterbrochen“, steht am Bildschirmrand, wenn kurz danach ein Handy klingelt, „Marlon kommt gleich mit einem konstruktiven Tipp“, bevor Stammgast Marlon erscheint, und wenn Maren eine SMS von einem gewissen „F. M.“ bekommt, weiß der Zuschauer sofort: „Sie hat keine Ahnung, wer F. M. ist“ – Sekunden bevor Maren laut und deutlich sagt, dass sie keine Ahnung hat, wer eigentlich „F. M.“ ist. All das hat auf das Spiel keinen unmittelbaren Einfluss und ist deshalb ebenso überflüssig wie unwichtig. Als Zuschauer fühlt man sich hoffnungslos unterschätzt.

Dass „Coffeeshop“ nicht funktioniert, liegt vermutlich aber auch an den Stereotypen, die Pätzold und ihre Kolleginnen spielen müssen. Andrea ist die zickige Ladenbesitzerin, Sandra (Sabine Krappweis) die Esoterische mit den Räucherstäbchen und Maren (Christiane Wagner) die, die ihre Männerbekanntschaften nicht mehr auseinander halten kann. Da liegt es nahe, sich bloß Bemerkungen auszudenken, die zu den simpel gestrickten Charakteren passen – große Improvisationskunst ist dafür jedoch nicht von Nöten. Immerhin: Mit Drehbuch wäre „Coffeeshop“ deswegen wohl auch nicht witziger geworden.