piwik no script img

„Auch hier gibt es Übergriffe“

Über die Diskriminierung von Homosexuellen

Wolfgang Preussner

■ 51, ist Teil des Vorstands vom Lesben- und Schwulenverband Hamburg. Er ist Pensionär und hat als Gärtnermeister gearbeitet.

taz: Herr Preussner, wann wurden das letzte Mal Ihre Menschenrechte wegen Ihrer sexuellen Orientierung verletzt?

Wolfgang Preussner: Das war bei unseren letzten Reise nach Sankt Petersburg. Dort haben einige Aktivisten eine Demonstration gemacht. Wir wollten hin, wurden aber von unseren Partnern aufgefordert, nicht daran teilzunehmen. Die Gefahr war zu groß, verhaftet zu werden.

Welche Länder sind denn die problematischsten für Schwule und Lesben?

Uganda zum Beispiel oder der Iran – dort gibt es noch Todesurteile gegen Lesben und Schwule. Auch viele muslimische Länder sind schwierig. In vielen Staaten der Welt werden Lesben und Schwule verfolgt und in vielen mit dem Gefängnis oder gar dem Tode bedroht.

Wie sehen Repressalien noch aus?

In vielen Staaten ist es schlicht verboten und gesellschaftlich nicht toleriert, dass zwei Männer Arm in Arm auf der Straße gehen. Gar nicht davon zu reden, dass sich zwei Männer auf den Mund küssen. Aber das ist in Hamburg auch nicht in allen Gegenden unproblematisch.

Woran denken Sie?

Wenn man sich in Sankt Georg in den Straßen Richtung Moschee rumtreibt, dann muss man sich schon überlegen: Was macht man, was macht man nicht. Wir haben auch hier Übergriffe auf Lesben und Schwule. Die werden dann angegriffen, ausgeraubt, beschimpft oder bespuckt. Das hat in Hamburg auch noch nicht aufgehört. Wir kriegen bestimmt eine Meldung im Monat über solche Vorfälle.

Wie erklären Sie sich, dass die Situation noch so schwierig ist?

Am Ende ist es immer die Angst und Unwissenheit. Trotz aller Studien, die belegen, dass Homosexualität keine Krankheit ist, fehlt bei vielen noch die Erkenntnis, dass wir ganz normale Menschen sind. Die auch nur ihre Rechte haben wollen, wie alle anderen auch. Deswegen klären wir ja auf an jeder Stelle, wo wir können.  INTERVIEW: DKU

Podiumsdiskussion zur Menschenrechtssituation von Lesben, Schwulen, Trans*, Bi- und Intersexuellen und (LGBTI) weltweit: 19.30 Uhr, Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM), An der Alster 40

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen