Millionendeal mit Luxuslinern

KREUZFAHRTSTANDORT Studie der Handelskammer weist volkswirtschaftlichen Nutzen von mehr als 200 Millionen Euro im Jahr für Hamburg nach

Trockenblumen für Kreuzfahrtschiffe werden von Hamburg aus vertrieben

Hamburgs Handelskammer hat ganz genau nachgerechnet. Und ist zu einem Ergebnis gekommen, das sie selbst überrascht hat. Immerhin 204,5 Millionen Euro haben die Kreuzfahrtschiffe im Hafen im vorigen Jahr der Hansestadt an Wertschöpfung eingebracht. So steht es in einer neuen Studie der Kammer über die „Wirtschaftliche Bedeutung der Kreuzschifffahrtsbranche“.

In die Berechnung eingeflossen sind alle Wertschöpfungspotenziale sowohl von Passagieren und Tagestouristen als auch von Unternehmen und Zulieferfirmen. Neben Schiffsausrüstern hätten sich auch zunehmend Dienstleister in der Hansestadt angesiedelt. „So werden Trockenblumen und Teppiche für Kreuzfahrtschiffe von Hamburg aus vertrieben, der Innenausbau hier geplant oder IT-Lösungen und Weinklimaschränke entwickelt“, fasst die Untersuchung zusammen.

Kamen 2005 noch 32 Kreuzfahrtschiffe mit 35.837 Passagieren nach Hamburg, waren es im vorigen Jahr bereits 118 Schiffe mit 314.500 Passagieren. Für das laufende Jahr rechnet Hamburg mit 164 Schiffsanläufen und mehr als 400.000 Passagieren, 100 Schiffe waren bis zu diesem Wochenende bereits da gewesen, für 2013 liegen schon mehr als 100 Anmeldungen vor.

Hinzu kommen weitere Veranstaltungen, die regelmäßig Hunderttausende Schaulustige anlocken. Beim Hafengeburtstag Mitte Mai fand die angeblich größte Schiffstaufe der Welt vor den Landungsbrücken statt. Die „Aidamar“ der Rostocker Reederei Aida wurde, begleitet von ihren Schwesterschiffen „Aidasol“, „Aidablu“ und „Aidaluna“, getauft, mehr als zehntausend Menschen schauten zu, der gesamte Hafengeburtstag lockte über 1,4 Millionen Besucher an die Kais. Vorige Woche wurden die Luxusliner der britischen Cunard-Reederei, die „Queen Mary 2“ und die „Queen Elizabeth“, mit einem Feuerwerk geehrt, sieben große Kreuzfahrer haben sich bereits für die „Hamburg Cruise Days“ vom 17. bis 19. August angekündigt.

All das sorge, so die Kammerstudie, nicht nur durch Entsorgung, Proviant und Treibstoff für Umsatz. Zudem gebe jeder Passagier, der seine Reise in Hamburg beginnt oder beendet, mehr als 75 Euro aus, Crewmitglieder noch einmal 25 Euro. Tagestouristen ließen durchschnittlich 45 Euro in Hamburg. Außerdem lösten die Kreuzfahrer und begleitenden Events und Messen bis zu 3.000 Geschäftsreisen im Jahr aus, die mit Ausgaben von 469 Euro zu veranschlagen seien. Allein aus diesem Sektor ergebe sich eine Wertschöpfung von fast 18 Millionen Euro. Die Kreuzschifffahrt, so die Studie, „gewinnt somit in Hamburg als Wirtschaftsfaktor zunehmend an Bedeutung“. SVEN-MICHAEL VEIT