Der Teuere

Ich will der Mannschaft helfen“, sagt Diego. Er meint damit tatsächlich das Fußballteam des VfL Wolfsburg. Kraft seines Arbeitsvertrages ist der Brasilianer noch bis zum Sommer 2014 an die Niedersachsen gebunden. Tatsächlich sucht Felix Magath nach einer Möglichkeit, den Großverdiener loszuwerden. Der VfL-Boss möchte seine Personalplanungen bis Ende Juli abschließen, um mit einem eingespielten Team in die Bundesliga starten zu können. Doch auf die Frage, ob Diego bleibt oder geht, findet sich keine schlüssige Antwort.

Warum ist es bloß so schwer, einen begnadeten Kicker wie Diego gewinnbringend zu integrieren oder gewinnbringend zu verkaufen? Der 27-Jährige gilt als Problemfall, seitdem er in einem Anfall von Bockigkeit das Wolfsburger Team mitten im Abstiegskampf der Saison 2010/11 im Stich gelassen hatte. Diego und Magath haben den Vorfall bis heute nicht aus der Welt räumen können. Die beiden verbindet bloß dieses Stück Papier, das dem Spieler angeblich ein Jahresgehalt von sechs Millionen Euro garantiert und ihn schwer verkäuflich macht. Zuletzt war Diego an Atletico Madrid ausgeliehen. Bisher ist keiner gewillt, den teuren Egoisten zu kaufen.

Auf Diego, der gerade an einer sportiven Dienstreise des VfL Wolfsburg nach China teilgenommen hat, warten kuriose Wochen. Bis Ende August muss sich entscheiden, ob er bei seinem Arbeitgeber als Rückkehrer oder als Abgang verbucht wird. Dass Magath den bei ihm in Ungnade gefallenen Spielgestalter plötzlich wieder lobt, bleibt Teil seiner Verkaufsstrategie. Er macht den einst verstoßenen Star fit, stellt ihn in Testspielen auf und tut so, als könne er Diego auch behalten.

„Verkauft“ oder „Ausgeliehen“ heißt es, wenn ein Spieler zum nächsten Verein wechselt. Bei Diego könnte es in Kürze heißen: „Weggelobt“.  CHRISTIAN OTTO