„Das war etwas Besonderes“

Pro Familia feiert 30 Jahre Medizinisches Zentrum

■ ist Landesgeschäftsführerin von Pro Familia Bremen und seit Jahren im Bereich Frauengesundheit tätig.

taz: Sie feiern den 30. Jahrestag des Medizinischen Zentrums. 1979 erhielt Pro Familia die Zulassung, Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen. Wie war das damals, Frau Siebe?

Annegret Siebe: Das war für die Zeit etwas ganz Besonderes. Es gab in Deutschland kein ambulantes Angebot, um Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen, die Frauen aus Norddeutschland mussten dafür bis nach Holland fahren.

Und als Pro Familia damit in Bremen begann, waren Sie Vorreiter. Für viele Frauen eine Erleichterung, aber sicher wurden Sie auch angefeindet.

Wir wurden angegriffen, sogar einen Brandanschlag mit Molotowcocktail gab es, die Räumlichkeiten brannten aus. Dabei wurde es Zeit, den Frauen hier mit der schonenden Absaugmethode eine gute Betreuung anzubieten. In den ersten Jahren kamen die Frauen teilweise aus 150 Kilometern Entfernung, heute ist das Angebot viel besser geworden.

Gibt es denn immer noch Widerspruch?

Es gibt immer wieder Versuche, uns das Leben schwer zu machen. Mit Anzeigen oder bösen Briefen etwa. Für manche ist ein Schwangerschaftsabbruch offenbar immer noch moralisch verwerflich.

Sie begehen das Jubiläum mit einer Fachtagung zu „Familienplanung, Verhütung und Schwangerschaftsabbruch bei Migrantinnen“. Welche Rolle spielt das in der Praxis?

Uns bewegt das sehr. Viele Migrantinnen kommen zu uns, auch ihnen wollen wir eine gute Betreuung anbieten. Sie haben ganz eigene Fragen, zum Beispiel zum Gesundheitssystem, es gibt die Sprachschwierigkeiten, das Misstrauen gegenüber Ärztinnen und Ärzten. Das wollen wir mit Expertinnen und Experten erörtern. INTERVIEW: FEZ