DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Voßkuhles Salatsoße

Darf ein Journalist ein Essen beim Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts so einfühlsam schildern, dass alle denken, er sei dabei gewesen?

Es geht ums Dressing. Also um Geschmack. In einem Text vom 10. Juli hatte SZ-Innenpolitikchef Heribert „Rechtsstaat“ Prantl ein Essen im Heim Andreas Voßkuhles, des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, vor den Augen der LeserInnen entstehen lassen. Bei Voßkuhle, schrieb Prantl, beginne eine Einladung in der Küche: „Der eine Gast putzt die Pilze, der andere die Bohnen, der dritte wäscht den Salat. (…) Voßkuhle selbst rührt das Dressing.“

Wer das las, der konnte nicht anders als sicher sein, dass in diesem Bunde Prantl mindestens der Dritte gewesen sei. War er aber nicht, sagt nun das Gericht: Prantl sei zu keinem Zeitpunkt von Voßkuhle zu einem privaten Essen eingeladen worden. Schon am Donnerstag wusste das die FAZ. Und schrieb es auf Seite 1: „Andreas Voßkuhle mag kein Dressing. Aber er muss damit leben, dass ihm das von vermeintlichen Zeugen seiner Kochkunst angedichtet wird.“ Prantl meldete sich inzwischen per SMS: „Die Küchenszene ist das Produkt anschaulicher Schilderungen prominenter Teilnehmer.“ Na dann. Hauptsache, die Schilderung ist „anschaulich“. AW