Im SPD-Personalkarussell

RUNDERNEUERUNG Dem scheidenden Hamburger SPD-Landeschef Ingo Egloff folgt Bundesarbeitsminister Olaf Scholz. Der wird auch im SPD-Bundesvorstand für einen Stellvertreterposten gehandelt

Mit dem Rücktritt kam Egloff einer innerparteilichen Debatte um seine Zukunft zuvor

Der eine wie auf einer Trauerfeier, der andere wie in einer Zukunftswerkstatt: So präsentierten sich der scheidende Hamburger SPD-Chef Ingo Egloff und Noch-Bundesarbeitsminister Olaf Scholz am Montagabend im Kurt-Schumacher-Haus, der Hamburger SPD-Zentrale. Wachwechsel war angesagt.

Er übernehme „die Verantwortung“ für die Wahl-Niederlage der Hamburger SPD, teilte Egloff mit und trete deshalb „als Landesvorsitzender mit sofortiger Wirkung“ zurück. Nach dem Ergebnis, das Hamburgs CDU erstmals bei Bundestagswahlen mehr Stimmen beschert hatte als der SPD, könne man nicht „zur Tagesordnung übergehen“.

Egloff kam damit einer innerparteilichen Debatte um seine Zukunft zuvor. Dass er zuerst Ex-Bürgermeister Ortwin Runde als Direktkandidat in Hamburg-Wandsbek verdrängt hatte, dann aber den Wahlkreis an die CDU verlor, nehmen ihm viele Genossen übel. Zudem war es dem Landeschef nicht gelungen, in Eimsbüttel den parteiintern angefeindeten Kandidaten Danial Ilkhanipour zu verhindern, der putschartig seinen Vorgänger Niels Annen abgelöst hatte. Dass Ilkhanipour Annens Stimmenergebnis von 2005 fast halbierte und den Wahlkreis ebenfalls verlor, wird auch Egloff angekreidet.

Der neue starke Mann ist nun sein Vorvorgänger Olaf Scholz, der Hamburgs SPD schon 2000 bis 2004 führte. Scholz wurde vom Landesvorstand einstimmig für die Egloff-Nachfolge vorgeschlagen und soll auf einem Parteitag am 6. November inthronisiert werden. Er wolle „die lange Liebesgeschichte zwischen den Hamburgern und ihrer SPD“ wieder „erblühen“ lassen, sagte Scholz. Zudem kündigte er die abschließende Aufarbeitung der „Stimmzettel-Klau-Affäre“ an, die 2007 dem damaligen Hamburger SPD-Chef Mathias Petersen die Bürgermeister-Kandidatur gekostet hatte.

Scholz sitzt wieder für seinen Wahlkreis Altona im Bundestag und gilt als heißer Kandidat für einen Vize-Parteivorsitz der Bundes-SPD. MARCO CARINI