Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berliner Bühnen

Wer momentan im Sommerloch nach Theater fischt, muss lange angeln. Doch wo Gefahr droht, wächst bekanntlich auch das Rettende! Gleich hinter den verwegenen Fischern, die ihre Köder an der Museumsinsel in die Spree werfen, befindet sich Berlins Sommerbühne number one: das Hexenkessel Hoftheater, welches große Erfolge feiert, weil es unerschrocken nicht nur dem Wetter, sondern auch allen hochkulturellen Ansprüchen trotzt. Und damit tolle Theaterklassiker höchst spielfreudig vom Sockel holt. Am Mittwoch kommt „König Hirsch“ von Carlo Gozzi heraus. Gozzi war ein italienischer Dichter, der im 18. Jahrhundert ebenso zarte wie schräge Komödien über Menschen schrieb, die wundersam immer wieder den Zwängen, in denen sie stecken, entkommen können. Gozzi inspirierte damit unter anderem Georg Büchner zu seinem Stück „Leonce und Lena“. In „König Hirsch“ nun will ein König heiraten, den Tiere im Wald großgezogen haben. Die richtige Frau zu finden, ist ja schon unter normalen Umständen schwierig. Im vorliegenden Fall kommen zu allen vorab bestehenden Komplikationen noch allerlei traumspielhafte Verwicklungen hinzu. Happy End nicht garantiert. Es inszeniert der bulgarische Regisseur Stefan Moskov, der seine Laufbahn unter anderem einst als Regieassistent der Theaterlegende Giorgio Strehler begann und in Deutschland zu den Entdeckern des Schauspielers Samuel Finzi gehört. Die Szenerie, die Moskov für seine Version des Stücks wählte, ist ein Bühnenbild, das aus verschiebbaren Papierwänden besteht, die bemalt, zerrissen oder verstellt werden können. Auch Kostüme und Requisiten sind aufwändig aus Papier gefertigt, wie uns vorab das Theater informiert. So brächen immer wieder neue Ideen durch die dünnen Wände. Und wir hoffen, dass am Mittwoch durch die Wolken kein Regen bricht.

■ „König Hirsch“: Hexenkessel Hoftheater, ab Mittwoch