Sehnsucht nach der Regionalliga

Team der Woche: Hertha BSC scheitert im Ligapokal nach einfallslosem Spiel mit 3:4 im Elfmeterschießen an Stuttgart. Damit geht der Mannschaft eine Prämie durch die Lappen, die sie gut für einen Stürmer hätte gebrauchen können

Irgendwann wurde es doch noch laut in der spärlich gefüllten LTU-Arena. Nach dreieinhalb wenig erbaulichen Halbzeiten und langen Phasen des Schweigens fand die Befindlichkeit des Publikums endlich eine passende Ausdrucksform: „Fortuna, Fortuna“, riefen die Zuschauer während der ermüdenden Ligapokal-Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Hertha BSC Berlin, die torlos, und gänzlich frei von aufregenden Torszenen in einem Elfmeterschießen endete. Das Publikum rief nach Fortuna Düsseldorf, einem Regionalligisten – drastischer hätte die Kritik am Spiel der Bundesligaspitzenvereine kaum ausfallen können.

Immerhin: Als alles überstanden war, durften sich ein paar hundert Bremer und ebenso viele Stuttgarter im Gefühl des Sieges auf den Heimweg machen. Werder Bremen besiegte Bayer Leverkusen mit 1:0 und der VfB zeigte sich im Elfmeterschießen gegen die Hertha nervenstärker. Neuzugang Jon Dahl Tomasson verwandelte den letzten Schuss, nachdem Nico Kovac und Thorben Marx das Tor verfehlt hatten. „Wir befinden uns mitten in einer sehr kraftraubenden Vorbereitung, da hat es am Schluss einfach an Konzentration gefehlt“, suchte Torhüter Gerhard Tremmel nach erklärenden Worten für die erfolglosen Elfmeterschützen, während Trainer Falko Götz kritisierte, dass „die Feldüberlegenheit in der regulären Spielzeit“ nicht in einen Torerfolg umgesetzt werden konnte.

„Das ist wirklich sehr ärgerlich“, meinte auch Dieter Hoeneß, der angefressen wirkende Hertha-Manager. Denn für sein Team wäre es besonders wichtig gewesen, weit zu kommen in diesem Wettbewerb. Der klamme Klub sucht weiterhin dringend einen Stürmer von Format. Da hätten die 1,8 Millionen Euro, die dem Sieger wirken, durchaus eine gewisse Schubkraft entfalten können. „Diesen Zusammenhang haben wir nie hergestellt, das werde ich nicht kommentieren“, sagte Hoeneß zwar. Doch die Partie hatte einmal mehr gezeigt, dass dem Angriff eine Verstärkung bestens zu Gesicht stünde. Marcelinho hatte einen schwachen Tag, und deshalb blieb die Mannschaft ohne eine einzige gute Torchance.

Auf das mittlerweile zermürbende Stürmerthema angesprochen pochte Hoeneß indessen darauf, dass „ja auch Gilberto und Bastürk noch nicht dabei waren“, und dass die Stürmer deshalb ohne gute Zuspiele blieben. Außerdem ging von diesen beiden Mittelfeldspielern in der abgelaufenen Saison eine enorme Torgefahr aus. Bastürk hat eine Innenbanddehnung im Knie, soll aber zum Saisonstart am 6. August wieder gesund sein, und Gilbertos Fehlen war eine Mischung aus Schonungsmaßnahme nach dem Urlaub und Strafe, wegen des eigenständig verlängerten Brasilienaufenthalts. Oliver Schröder vertrat den Brasilianer auf der rechten Seite und machte ein ordentliches Spiel. Gerne hätte Falko Götz auch den jungen Nachwuchsoffensiven Solomon Okoronkwo aufgestellt. Doch augrund „ungeklärter Fragen wegen der Spielberechtigung des nigerianischen Verbandes“, musste das Talent draußen bleiben, wie Hoeneß erläuterte.

Im Gegensatz zum Düsseldorfer Publikum waren die Berliner aber durchaus zufrieden mit der eigenen Leistung. Falko Götz sah eine „kompakte Ordnung“, sagte es sei „ärgerlich als aktivere Mannschaft zu verlieren“ und monierte lediglich, „der letzte Kick hat gefehlt“. So betrachtet war es ein Spiel für Taktikfüchse. Giovanni Trapattonis Stuttgarter agierten ebenfalls ordentlich sortiert und defensivstark, so dass wenig Erbauliches für die auf ein Fußballfest eingestellten Düsseldorfer Zuschauer zustande kam. Wären sie etwas zahlreicher gekommen – offiziell waren 20.395 Besucher da – hätten sie sich wenigstens selbst feiern können. Daniel Theweleit