brief des tages
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Mitarbeiter:innen haben das Nachsehen

„Flughöhe null“, taz vom 6. 10. 20

Es sind immer die Mitarbeiter, die die Ver­lierer sind, wenn Vorstände sich verspekuliert haben. Die Lufthansa-Aktie wurde ja schon vor dem Auftreten von Covid-19 schwächer notiert. Lufthansa-Chef Spohr hatte versucht, ganz Europa zum Lufthansa-Operations­gebiet zu machen, indem fast jede Milchkanne außerhalb Deutschlands zweimal täglich angeflogen wurde, hauptsächlich, um Fernreisende über die Hubs München und Frankfurt in die weite Welt zu bringen.

Nach dem Ausbruch der Pandemie war es ein teurer Fehler der Politik, den Lobbyisten nachzugeben und mal eben 9 Milliarden Euro in dieses gescheiterte Geschäftsmodell zu pumpen. Es wurde deutlich, dass mehr als die Hälfte der Jets und die entsprechenden Mitarbeiter nicht mehr eingesetzt werden könnten. Noch gravierender ist aber: Flugzeuge, die vorher als Aktiva in der Bilanz dargestellt wurden, sind heute praktisch nichts mehr wert. Den ökonomischen Totalverlust könnte nur eine endgültige Verstaatlichung zur Aufrechterhaltung eines Rumpfflugplans abmildern.

Dietmar Rauter, Kronshagen