Der Flaggenretter

Eigentlich war er im Urlaub, aber Mittwoch vergangener Woche hielt es den Kapitän der „MS Deutschland“ nicht mehr: Andreas Jungblut, 59, eilte nach London, wo sein Schiff derzeit als deutscher Olympiastützpunkt vor Anker liegt, um seiner „Besatzung beizustehen“, wie die Bild-Zeitung schrieb. „Ich bin kein Francesco Schettino“, sagte Jungblut unter Verweis auf den Kommandanten der havarierten „Costa Concordia“ – „ich lasse meine Crew im Sturm nicht alleine.“

Mit dem „Sturm“ waren die Pläne der Reederei gemeint, die „MS Deutschland“, das „Traumschiff“ aus der ZDF-Fernsehserie, künftig unter der Flagge Maltas fahren zu lassen – aus Kostengründen. Die anderen deutschen Kreuzfahrtschiffe tun dies schon lange, doch beim „Traumschiff“ schaltete sich sogar Bundespräsident Joachim Gauck ein. Am Montag schließlich gab die im schleswig-holsteinischen Neustadt sitzende Reederei nach: „Angesichts des großen Interesses an der Flagge unseres Traumschiffes Deutschland haben wir heute entschieden, die Deutschland unter deutscher Flagge zu belassen“, erklärte die Geschäftsführung.

Zuvor hatte die Reederei der Bild-Schilderung widersprochen, Kapitän Jungblut sei bei seinem Besuch in London „von Bord geflogen“: „Als Kapitän Jungblut in London an Bord kam, wurde er freundlich gefragt, ob er nicht seinen Urlaub genießen wolle. Dieses hat Kapitän Jungblut offensichtlich als unfreundlichen Rauswurf aufgefasst“, hieß es in einer „Richtigstellung“ auf Facebook.

Wie am Wochenende durchsickerte, soll die „Deutschland“ pro Jahr 1,5 Millionen Euro Verlust einfahren. „Der Malteser bleibt im Schrank, jetzt müsst ihr uns aber auch alle dabei helfen“, ließ Geschäftsführer Konstantin Bissias verbreiten. Die Geschäftsführung hoffe nun auf „die in Aussicht gestellte deutliche Wiedererhöhung der Flaggenförderung“ durch die Bundesregierung. Vor zwei Jahren ist die Reederei vom Münchner Finanzinvestor Aurelius übernommen worden. WIE