Infineon überprüft sein Kontrollsystem

Das Unternehmen war schon länger über Sonderzahlungen an Manager informiert. Passiert ist aber wenig

BERLIN taz ■ Morgen wird der Chiphersteller Infineon über seine aktuelle Geschäftslage berichten. Doch mehr noch als die voraussichtlich noch immer roten Zahlen dürfte die Frage im Mittelpunkt stehen, welche Folgen die jüngste Korruptionsaffäre für Infineon haben wird. Denn mittlerweile werden auch Schwächen im internen Kontrollsystem deutlich. Deshalb soll das nun überprüft werden, teilte der Konzern am Wochenende mit.

Bereits im vergangenen Jahr hätten nämlich Anwälte der Agentur BF-Consulting, die für Infineon das Rennsport-Sponsoring übernommen hatte, einen brisanten Kontoauszug vorgelegt. Dieser habe Zahlungen von BF Consulting an den früheren Infineon-Manager Harald Eggers belegt, berichtet der Spiegel. Eggers ist neben dem bisherigen Chef der Speicherchip-Sparte, Andreas von Zitzewitz, der zweite Mann, gegen den die Staatsanwaltschaft ermittelt. Eggers soll 50.000 Dollar erhalten haben. Auch über Zitzewitz, der insgesamt 259.000 Euro in bar erhalten haben soll, hätten die Anwälte Andeutungen gemacht.

Dennoch blieb Zitzewitz damals im Amt, juristische Konsequenzen wurden nicht gezogen. Infineonvertreter erklärten dazu, dass eine Überprüfung der Vorgänge keine Belege für ein Fehlverhalten von Zitzewitz erbracht habe. Außerdem sei die Glaubwürdigkeit von Udo Schneider, dem Chef der BF-Consulting, „sehr fraglich erschienen“. Dieser habe sich zunächst geweigert, Beweise vorzulegen, und seine Anschuldigungen später sogar öffentlich widerrufen. Infineon verlangte deshalb lediglich, dass Eggers das an ihn gezahlte Geld an den Konzern überweist.

Die ganze Affäre trifft das Unternehmen zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. Denn gerade im nach Zitzewitz’ Rücktritt nur kommissarisch von Infineon-Vorstandschef Wolfgang Ziebart geführten Speicherchip-Geschäft tobt ein harter Wettbewerb. Sinkende Preise haben zu Umsatzeinbrüchen und geringen Gewinnmargen geführt. Experten schätzen, dass Infineon zurzeit bei der Entwicklung moderner Produktionstechniken zum Beispiel etwa drei bis vier Monate hinter dem Konkurrenten Samsung liegt. Die Suche nach einem neuen Chef könnte diesen Rückstand noch vergrößern. Außerdem soll die Sparte möglicherweise auch an die Börse gebracht werden.

STEPHAN KOSCH