LESERINNENBRIEFE
:

Die Partei hat nichts gelernt

■ betr.: „Der starke, schwache Steinmeier“, taz vom 29. 9. 09

Ich finde es schon beschämend, wie der Spitzenkandidat – ohne die innerparteiliche Diskussion abzuwarten – sich selbst nach vorne zum Fraktionschef putscht.

Wenn jetzt alle Personen innerhalb der SPD ausgetauscht werden außer Walter Steinmeier, hat die Partei nichts gelernt und wird weiter Stimmen verlieren. Schade, denn für mich sind SPD und Grüne die einzig wählbaren Parteien. PATRICIA FREYTAG, Düsseldorf

Weiter wie bisher?

■ betr.: „Der Niedergang der stolzen Sozialdemokraten“,taz vom 28. 9. 09

Rückblickend betrachtet war es ein Fehler, Kurt Beck aus dem Amt zu mobben (putschen). Kurt Beck wollte einen vorsichtigen Rückzug aus Agenda 2010 und Hartz IV. Die Personen Müntefering, Steinmeier und Steinbrück signalisierten ein Weiter mit Hartz und Agenda. Das kam bei vielen verprellten Wählerinnen und Wählern nicht gut an.

Jetzt muss ein anderer Kurs gefahren werden. Die Partei muss wieder auf den sozialen Ausgleich und auf Gerechtigkeit achten. Das soll die Partei auch laut kundtun. Ein weiterer Todesstoß wäre es, wenn mit einem Fraktions- und Parteivorsitzenden Steinmeier das Signal kommt: Wir machen weiter wie bisher. Das wäre dann das endgültige Aus. MARION MANNECK, Essen

Was will diese Partei wirklich?

■ betr.: „Der Niedergang der stolzen Sozialdemokraten“

Schröder und Konsorten haben die SPD entleert, verkauft und die meisten Mitglieder politisch vergewaltigt. Sie haben Reformen gemacht, die den elementaren Wert der Gerechtigkeit missachtet haben, als die Lasten einseitig der Unter- und Mittelschicht aufgebürdet wurden, während die (Groß-)Unternehmen und Vermögenden abkassieren konnten. Man denke an 1998, als Hoffnungen auf „Innovation und soziale Gerechtigkeit“ nach 16 Kohl-Jahren aufkamen. Die Enttäuschung ist immer noch groß. Was will diese Partei eigentlich wirklich, wen vertritt, wen repräsentiert sie? Glaube doch keiner, dass Steinmeier dies wüsste oder auch nur danach suchen würde. MAIK HARMS, Hamburg

Was ist „sozialdemokratisch“?

■ betr.: „Der Niedergang der stolzen Sozialdemokraten“, „Schwarz-Gelb ist sinnlos“, taz vom 28. 9. 09

Je weniger Wählerstimmen die SPD erhält, desto gewichtiger wird der Begriff „sozialdemokratisch“ für die Erklärung von Veränderungen. „Schwarz-Gelb hat gewonnen, weil Merkel fast schon sozialdemokratisch wirkte“, so Stefan Reinecke. Für Franz Walter ist die FDP die „einzige nicht sozialdemokratische Partei“. Vermutlich ist aber mit dem Begriff nichts mehr wirklich erklärbar, da ihm der Inhalt verlustig gegangen ist. Oder was ist das Sozialdemokratische der Sozialdemokraten? Und sind die Sozialdemokraten neben der FDP die zweite Partei, die nicht sozialdemokratisch ist?

WOLFGANG POHL, Berlin

„Uns ist alles egal“

■ betr.: „Im Namen des Volkes: Vier Jahre“, taz vom 28. 9. 09

Das deutsche Wahlvolk, insbesondere die Nichtwählerschaft, hat „mehrheitlich“ gesprochen: „Uns ist alles egal, ihr könnt mit uns machen, was ihr wollt; wir zahlen alle Schulden und Boni, und wir schlucken allen Atommüll und jede Sozialkürzung.“ Wenn sich Regierung und Wirtschaft ein Volk wählen dürften: Sie könnten sich „vorläufig“ kein besseres wünschen. NORBERT FRANZ SCHAAF, Koblenz