„Der Pissbogen kann weg!“

FÜHRUNG Alexander Press erzählt, was Kunst im öffentlichen Raum ist und was weg kann

■ 31, Doktorand der Kunstwissenschaften, veranstaltet seit drei Jahren die Stadtführung „Ist das Kunst oder kann das weg?“.

taz: Herr Press, welche Kunst kann weg?

Alexander Press: Die von Immendorff, dessen „Affenskulptur“ ja vorm Hauptbahnhof gestanden hat. Aber die ist ja auch glücklicherweise wieder weg. Und der „Klangbogen“ auf der Bürgerweide: Dauernd ist der kaputt, und er wird nicht ohne Grund „Pissbogen“ genannt – kann auch weg!

Und überall ist Bernd Uiberall – kann der nicht auch weg?

Nein, denn seine Skulpturen fügen sich sehr schön in die Orte ein. Die verdienen den Namen „Kunst im öffentlichen Raum“ wirklich!

Aber von ihm sind doch auch diese Kugeln, die in jeder noch so kleinen Fußgängerzone stehen!

Heute kann man solche Kugeln ja sogar im Baumarkt kaufen, um Gartenbrunnen damit zu dekorieren. Aber Uiberalls Kugeln empfinden ein Boule-Spiel nach. Seine Kugeln sind keine Deko-Kugeln!

Ihre Tour führt auch unter den Gustav-Deetjen-Tunnel zum „Ornament“ von Norbert Radermacher. Hat dieses Abgas-verdreckte Mosaik eigentlich jemals ein Mensch bemerkt, der nicht an Ihrer Führung teilgenommen hat?

Das habe ich mich auch schon mal gefragt. Aber Radermacher hat mit Absicht solche „Unorte“ ausgewählt, um Kunst außerhalb einer sauber gepflegten Kunsthalle zu präsentieren. Das ist sehr konsequent.

Zur Kunst im öffentlichen Raum gehört ja auch das Viertel mit seinen Graffitis ...

... unbedingt, aber das sprengt den Rahmen der Veranstaltung. Dazu gibt es eine eigene Führung namens „Graffiti – Kunst aus der Dose“. Die findet auch einmal im Monat statt!  INTERVIEW: SIMONE SCHNASE

18 Uhr, am „Kolonial-Elefanten“