Große Fan-Gemeinde

Die Angst, dass ihm jemand seinen Laden wegschnappen könnte, hat Herbert vom „Schlemmer- Eck“ nicht. „Mein Vermieter ist froh, dass er mich hat. Der hat keinen Bock auf ’n Yuppie-Laden“, sagt Herbert. Die frühere Werftarbeiterkneipe auf dem Hamburger Berg, die nicht nur im Namen die Ecke trägt, sondern auch im Wortsinne eine Eckkneipe ist, ist heute Anlaufstelle für St. Pauli Fans, die Turbojugend und das Feiervolk. Die Alten kommen nur noch selten.

Auf das Gentrifizierungsthema angesprochen reagiert Herbert säuerlich. „Is’ doch alles Mist“, sagt er. „Die, die am lautesten ‚Gentrifizierung‘ schreien, sind doch die, die die Arbeiter hier aus dem Viertel vertrieben haben.“ Er selbst lebt seit den 50ern im Stadtteil. Seit 25 zapft und kocht er im „Eck“.

Zu den Spielen seines Lieblingsvereins, des FC St. Pauli, kann er schon lange nicht mehr gehen. „Fünf Minuten nach dem Spiel rennen die mir hier schon die Bude ein – wie soll denn das gehen?“, sagt Helmut.

Am Wochenende, wenn der Hamburger Berg zur Partymeile wird, findet sich in der Kneipe selten ein freier Platz. Dann kriegt Herbert Unterstützung hinter dem Tresen: „Das kannste dann nicht alleine machen, da brauchste mindestens drei Leute“, sagt er.

In seiner Zeit auf St. Pauli hat er viele Kneipen kommen und gehen sehen. Ihm selbst geht es nicht schlecht, er profitiert von seiner Lage. „Vielen hier ist das Geld zu Kopf gestiegen“, sagt Herbert. „Die verkaufen teuer an Investoren und beschweren sich später über den Verfall des Viertels.“

Dass um seinen eigenen Laden herum immer mehr der alteingesessenen Kneipen schließen müssen oder aufgehübscht werden, das hängt für ihn eng zusammen mit diesen sich ändernden Ansprüchen der Menschen im Viertel. „Is’ aber halt so“, sagt Herbert und geht in die Küche, um ein Schnitzel mit Bratkartoffeln zu machen, für Stamm-Schlemmer Hajo.  ALW