Betr.: kinotaz nord

A

Achterbahn Deutschland 2008, R: Peter Dörfler

„Der Dokumentarfilm zeichnet das wechselvolle Leben des Schaustellers Norbert Witte und seiner Familie nach, die nach zahlreichen Pleiten und unermüdlichen Neuanfängen im Jahrmarktsgeschäft in verschiedensten Ländern an einem missglückten Drogendeal zu zerbrechen drohte, der dem Sohn eine langjährige Haftstrafe in Peru einbrachte. Fesselt der Film schon allein durch die turbulente Vita, der er sich annähert, gewinnt er zusätzlich durch seine Sensibilität im Umgang mit den Protagonisten sowie seine bestechende formale Gestaltung, nicht zuletzt die atmosphärische Kameraarbeit. Das ebenso spannende wie dichte Porträt einer widerspruchsvollen Persönlichkeit.“ (Der Spiegel) KI

Antichrist Dänemark/Deutschland 2009, R: Lars von Trier, D: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg

„In seinem jüngsten Film „Antichrist“ stellt Lars von Trier alle Zeichen auf Schock. Die Bilder sind düster, verwunschen und rätselhaft, sodass man den Film weniger realistisch denn als Tour de Force durch eine Psyche in Not verstehen möchte. Horrorfilm und Psychodrama verschränken sich, Szenen großer Tragik kippen ins Komische. Im Mittelpunkt ein Paar - gespielt von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe -, das sich nach dem Tod seines drei Jahre alten Sohnes in eine Waldhütte zurückzieht. Ein Parforceritt - mit einem Problem: Lars von Trier fährt so viele Geschütze auf, bringt so viele große Fragen ins Spiel und ist so idiosynkratisch in seinen ästhetisch-moralischen Entscheidungen, dass es schwer fällt, ihm bedingungslos zu folgen.“ (taz) H, HB, HH

Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger

„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) HB, HH, KI“

Away We Go - Auf nach Irgendwo USA 2009, R: Sam Mendes, D: John Krasinski, Maya Rudolph

„Burt und seine schwangere Freundin Verona sind zwar schon über 30, aber so richtig erwachsen fühlen sich die beiden noch nicht. Als Burts Eltern kurz vor der Geburt ihrer Enkeltochter beschließen, nach Belgien auszuwandern, begeben sich die beiden auf eine Reise quer durch die USA - in der Hoffnung, irgendwo den idealen Platz zum Leben zu finden.Mit großer Herzenswärme und einem wunderbaren Gespür für die (tragi)komischen Momente des Lebens folgt Regisseur Sam Mendes den werdenden Eltern auf ihrem Selbstfindungstrip durch Nordamerika. „Away We Go“ erzählt von der Angst, die Zukunft nicht zu meistern, zeigt aber auch, was es heißt, eine Familie zu gründen - und was dabei alles schiefgehen kann.“ (Cinema) H

B

Beim Leben meiner Schwester USA 2009, R: Nick Cassavetes, D: Cameron Diaz, Abigail Breslin

„Anna wurde gezeugt, um als Spenderin von Blut und Knochenmark ihrer leukämiekranken Schwester das Leben zu schenken. Nun klagt sie für ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit gegen ihre Eltern. Das mit Cameron Diaz und Alec Baldwin prominent besetzte Hollywood-Melodram um einen zersetzenden familiären Konflikt macht dabei die Standpunkte beider Parteien nachvollziehbar. Als Videobilder integrierte Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit weichen schonungslosen Bildern der Krankenhaus-Leidensgeschichte der beiden Mädchen. Auch die Schattenseiten moderner medizinischer Errungenschaften werden deutlich.“ (Rheinischer Merkur) BS, GÖ, H, HB, OS, SN

Berlin `36 Deutschland 2009, R: Kaspar Heidelbach, D: Karoline Herfurth, Sebastian Urzendowsky

„Eine Episode der Nazi-Olympiade 1936 in Berlin: Die heute 95jährige Gretel Bergmann-Lambert, damals eine Hochsprungmeisterin, sollte durch einen als Mädchen getarnten Konkurrenten aus der Qualifikation geworfen werden. Nazi-Deko und Nazi-Klischees anstelle einer überzeugenden Erzählperspektive.“(tip) BHV, H, HB, OS

Birdwatchers - Im Land der roten Menschen Italien 2008, R: Marco Bechis, D: Leonardo Medeiros

„Birdwatchers - Das Land der roten Menschen“ berichtet vom Versuch einer gewaltlosen Rückeroberung. Einige Indianer des Guarani-Stammes verlassen ihr Reservat im brasilianischen Regenwald, weil sie dort keine Nahrung mehr finden. Sie schlagen auf einem gerodeten Gebiet, wo sie einst ihre Vorväter begruben, ihr Lager auf. Regisseur Marco Bechis lässt den Zuschauer die Verzweiflung seiner Helden teilen und erzählt doch immer wieder mit bezwingender Leichtigkeit von den störrischen und pfiffigen Landbesetzern.“ (Der Spiegel) OL

C

Carriers USA 2009, R: Àlex Pastor, David Pastor, D: Lou Taylor Pucci, Chris Pine

„Endzeit-Thriller um eine Gruppe von vier Jugendlichen, die einer tödlichen Epidemie zu entkommen versuchen, von der bereits ein Großteil der Menschheit ausgelöscht wurde. In teils recht drastischen Bildern geht der auf Schock und Coolness gebügelte Paranoia-Film auf der Handlungsebene mit einer derart verharmlosenden Naivität mit dem Pandemie-Thema um, dass sich bisweilen unfreiwillige Komik breit macht; die Dimensionen seiner Geschichte weiß der Film einzig durch oberflächliche Effekte zu vermitteln.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, LG, OS, SN

Chéri Großbritanien 2009, R: Stephen Frears, D: Michelle Pfeiffer, Rupert Friend

„Chéri“ ist ein junger, schöner Mann, mit dem eine Kurtisane im Paris der Belle Epoque eine Affäre beginnt. 20 Jahre nachdem Pfeiffer in Stephen Frears‘ Film „Gefährliche Liebschaften“ das Opfer erotischer Ränke darstellte, lässt derselbe Regisseur sie nun die souveräne Regentin männlicher Leidenschaften spielen. Nach dem Roman der 1954 verstorbenen französischen Schriftstellerin Colette inszeniert Frears eine geistreiche, kurzweilige Salonkomödie. Jeder Dialogsatz ist so geschliffen, als diene er nur dem Zweck, das Gegenüber zu sezieren. „Chéri“ ist ein Degenfilm ohne Degen, aber voller eleganter Wortgefechte. Da bieten die Kostüme, in denen die Menschen ihr Inneres zu verbergen versuchen, oft keinen Schutz mehr, da liegen Gefühle und seelische Verletzungen plötzlich bloß. Doch wie ein guter Degenfilm trifft „Chéri“ zwar mitten ins Herz, verliert aber nie seine Leichtfüßigkeit.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu

“,Chiko‘, ein türkischer Kleinganove, und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses ,Hexenkessel‘ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) HH

Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft Frankreich 2009, R: Anne Fontaine, D: Audrey Tautou, Alessandro Nivo

„Regisseurin Anne Fontaine (“Das Mädchen aus Monaco“) erzählt nur die jungen Jahre der Gabrielle „Coco“ Chanel - vom Waisenmädchen zur erfolglosen Nachtclubsängerin bis zur gelangweilten Aristokratengeliebten, die langsam ihr Talent entdeckt. Hauptdarstellerin Audrey Tautou (“Die fabelhafte Welt der Amélie“) porträtiert die spätere Designerin souverän als opportunistisches Biest und charismatische Kämpferin zugleich. Damit rettet sie den sonst solide erzählten Film vor seinem unpassend sentimentalen Finale.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL

Coraline USA 2009,R: Henry Selick

„Coraline“ ist der erwachsenste Animationsfilm in 3 D, den Hollywood bislang produziert hat. Nach einer Vorlage des Kinderbuchautors Neil Gaiman entwirft Regisseur Henry Selick (“Nightmare Before Christmas“) eine schillernde und furchterregende Welt, die se ine elfjährige Titelheldin gefangen nimmt. Durch eine geheime Tür im Haus ihrer Eltern tritt Coraline in eine abenteuerliche Gegenwirklichkeit ein. Selten zuvor war ein Film so bunt und so schwarz zugleich. „Coraline“ ist ein Meisterwerk von Filmkünstlern, die kaum geradeaus gucken können vor lauter Vorstellungskraft und ihr Publikum Bild für Bild mit ihrem Einfallsreichtum beschenken.“ (Der Spiegel) H, HB, HH

D

Dance Flick – Der allerletzte Tanzfilm USA 2009, R: Damien Dante Wayans, D: Shoshana Bush, Damon Wayans jr.

„Tanzfilm-Parodie der Wayans-Familie (“Scary Movie“) mit zahlreichen, meist unverbundenen Gags, die äußerst rumpelig daherkommen und kurz nach der Pointe verpuffen. Inszenatorisch und schauspielerisch gerät „Dance Flick“ nie in Schwung.“ (tip) H, OS

Dark Star USA 1973, R: John Carpenter, D: Brian Narelle, Dan O‘Bannon

„Vier Astronauten sind seit zwei Jahrzehnten in ihrem Raumschiff unterwegs, um instabile Planeten zu zerstören, was nicht ohne Rückwirkung auf die Besatzung bleibt. Glänzende, mit viel Phantasie und Humor inszenierte Genreparodie vor allem auf Kubricks ,2001‘, England 1965-68, die ihre Ausgangssituation in sarkastischer Konsequenz bis zum Ende durchspielt. Mit nur 60.000 Dollar Produktionskosten realisiertes Kinodebüt von John Carpenter; inzwischen ein Kultfilmklassiker.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

District 9 Südafrika 2009, R: Neill Blomkamp, D: Sharlto Copley, Jason Cope

„20 Jahre ist es her, dass zigtausend notgelandete Außerirdische in einem südafrikanischen Auffanglanger untergebracht wurden. Als die Besucher umgesiedelt werden sollen, infiziert sich der unbedarfte Beamte Wikus (Sharlto Copley) mit Alien-DNA und gerät zwischen die Fronten. Gedreht im „Cloverfield“-Augenzeugenstil und gespickt mit superben Computertricks wirkt das bizarre Flüchtlingsszenario in „District 9“ völlig realistisch - sogar beim alienwaffenstarrenden Actionfinale. Die Geburt eines Genreklassikers!“ (Cinema)BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Die drei ??? - Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price

„Mit dem Geheimnis des verfluchten Schlosses will Ober-Fragezeichen Justus Jonas das Rätsel um den mysteriösen Tod seiner Eltern lösen. Seine besserwisserische Art ist auch im zweiten Teil nervtötend, die Slapstick-Einlagen bleiben krampfhaft. Ein deutscher Kinderfilm, der auf Hollywood macht, es aber nicht schafft.“ (tip) BHV, GÖ,H

E

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 USA 2009, R: Tony Scott, D: John Travolta, Denzel Washington

„Mehrere bewaffnete Männer überfallen mitten am Tag die New Yorker U-Bahn und entführen den Zug Pelham 123. Geschickt entkoppeln sie zwei Wagen und platzieren sie mitten im Tunnel auf einer Anhöhe. Keine Chance also für die Polizei, die Geiseln unblutig zu befreien. „The Taking of Pelham 123“ ist das gleichnamige Remake des Walter Matthau-Thrillers aus den Siebziger Jahren. Regisseur Tony Scott und Drehbuchautor Brian Helgeland nahmen sich dieser Story wieder an und transformierten sie zeitgemäss ins heutige New York. Letztlich ist dies ein akzeptabler Hollywood-Thriller, dem ein bisschen mehr Eigenheit und Mut gut getan hätte, um wirklich einzuschlagen. Aber alleine für den dauerfluchenden John Travolta und die beachtliche Nebendarstellerriege lohnt sich ein Kinobesuch allemal.“ (outnow) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Es kommt der Tag Deutschland/Frankreich 2008, R: Susanne Schneider, D: Iris Berben, Katharina Schüttler

„„Es kommt der Tag“ erzählt von einer früheren Terroristin, die sich ihrer Vergangenheit stellen muss. Ihre Tochter, die sie als Kleinkind zur Adoption freigegeben hatte, spürt sie in Frankreich auf, wo sie unter neuem Namen ein bürgerliches Leben führt. Die Regisseurin Susanne Schneider lässt zwei Rebellinnen aufeinanderprallen und macht daraus einen mitreißenden Konflikt der Generationen. Auf kleinstem Raum geht es um das große Ganze, um gesellschaftliche Verhältnisse, politisches Engagement und familiäre Verantwortung, um Wut, Verzweiflung und Liebe. Der Zuschauer sieht zwei Frauen zu, die einander so lange verletzen, bis sie spüren, dass sie aus dem gleichen Fleisch und Blut sind - seit langer Zeit das packendste Duell, das sich zwei deutsche Schauspielerinnen auf der Leinwand lieferten.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH

Evet, ich will! Deutschland 2008, R: Sinan Akkus, D: Pinar Erincin, Mickey Hardt

„Vier unmögliche Liebesfälle zwischen Kurden und Türken, Religiösen und Säkularen, Christen und Moslems sowie schwulen Türken und Deutschen im multikulturellen Berlin. Eine augenzwinkernde, mit Wortwitz und Situationskomik inszenierte Komödie, temporeich und mit einem Hauch von „Lubitsch-Touch“ inszeniert. Ohne pädagogisch in den Vordergrund geschobene Toleranzbotschaften appelliert die Komödie selbstironisch an die interkulturelle Alltagskompetenz seines Zielpublikums.“ (filmdienst) H, HB, HH,OS

F

Die fast vergessene Welt USA 2009, R: Brad Silberling, D: Will Ferrell, Danny McBride

„Ein Wissenschaftler und seine Assistentin geraten zusammen mit einem tölpelhaften Begleiter durch einen Unfall in eine Parallelwelt, wo ihnen Dinosaurier und andere seltsame Geschöpfe nachstellen. Abenteuerkomödie mit wenigen gelungenen Gags, in denen der Reiz des aufwändigen Settings und das Slapsticktalent des Hauptdarstellers genutzt werden; der große Rest des Film verliert sich statt dessen in Fäkal-Humor und einer schleppenden, uninspirierten Handlung.“ (filmdienst) DEL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OS, SN

Fighting USA 2009, R: Dito Montiel, D: Channing Tatum, Terrence Howard

„Nur mit den Klamotten, die er am Leib trägt, kommt der muskulöse Shawn in die große Stadt. Dort gerät er an den windigen Geschäftemacher Harvey, der das Kämpferherz des Jungen erkennt und damit Geld verdienen will. Der Plan geht auf: Bei illegalen Kämpfen, bei denen die Halbwelt mit hohen Summen zockt, gerät Shawn regelmäßig so in Rage, dass er die grimmigsten Hau-degen k.o. schlägt. Es sind jedoch nicht die Prügel-szenen, die den Film ausmachen, sondern seine Milieuschilderungen und die schäbigen Ecken New Yorks, wo Underdogs wie Harvey - toll gespielt von Terrence Howard, der schon für „Hustle & Flow“ seine Oscar- und eine Golden-Globe-Nominierung erhielt - ums Überleben kämpfen.“ (Cinema) H

Final Destination : The Death Trip USA 2009, R: David R. Ellis, D: Krista Allen, Nick Zano

„Der neuerliche Aufguß der Final Destination-Reihe ist alles andere als originell. Das »Malen nach Zahlen«-Schema tauscht bloß Initiationsunfall und Todesarten der späteren Opfer aus, ansonsten erzählt „Final Destination 4“ die altbekannte Mär von ein paar Schablonencharakteren, die dem Tod von der Schippe springen und dann nach und nach bei bizarren Unfällen dran glauben müssen. Immerhin nutzt der Film von David R. Ellis die 3D-Technologie ausgiebig, um dem Zuschauer etwas fürs Geld zu bieten, was vor allem in der gelungenen Auftaktsequenz für Stimmung sorgt, doch schnell wünscht man sich, daß das Drehbuch zumindest ansatzweise soviel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ (schnitt.de) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Die Frau des Zeitreisenden USA 2009, R: Robert Schwentke, D: Rachel McAdams, Eric Bana

„Die Frau des Zeitreisenden“ leidet darunter, dass sich ihr Mann vor ihren Augen oft in Luft auflöst und plötzlich wieder auftaucht. Dabei weiß Clare , dass Henry nichts dafür kann: Ein genetischer Defekt lässt ihn durch die Zeiten reisen. Diese bizarre Prämisse würde sich für eine Komödie gut eignen, doch Robert Schwentkes Verfilmung des Bestsellers von Audrey Niffenegger will von großen Gefühlen erzählen. Die vielen Sprünge reißen den Zuschauer aber aus der Liebesgeschichte heraus und zwingen ihn zu einer Hirnakrobatik, die eher Kopfschmerz als Herzschmerz auslöst.“ (Der Spiegel) DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

Fräulein Stinnes fährt um die Welt Deutschland 2008, R: Erica von Möller, D: Sandra Hüller, Bjarne Henriksen

„Die deutsche Industriellentochter Clärenore Stinnes war 1927 die erste Frau, die um die Welt reiste. Der Film von Erica von Moeller (“Hannah“) kombiniert Teile einer Stinnes-Doku aus dem Jahr 1931 mit nachgestellten Spielszenen, die Stationen der strapaziösen Expedition zeigen. Der Mix aus Liebesgeschichte und Porträt einer Frühemanzipierten erinnert an den thematisch verwandten Jeanette-Hain-Film „Die Reise nach Kafiristan“.“ (Cinema) HL

G

Gangs Deutschland 2008, R: Rainer Matsutani, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle

„Ein Teenager, Mitglied einer Berliner Gang, wird durch seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, in gefährliche Konfrontationen mit anderen Gangs verwickelt. Gleichzeitig verliebt er sich in eine Tochter aus gutem Hause. Blutleer-synthetischer Film um jugendliche „Bad Boys“, der Klischees und Posen des Genres variiert, aber weder mit guten Darstellern noch mit einer originellen Handlung aufwartet und auch kein Gespür für sein Berliner Setting erkennen lässt.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Das Geheimnis des Regenbogensteins USA 2009, R: Robert Rodriguez, D: Jimmy Bennett, Jake Short

Wie ein Diktator herrscht Mr. Black über die Einwohner von Black Falls. Seine größte Erfindung ist eine multifunktionale Black Box, die sich in fast jeden Gegenstand verwandeln lässt. Aber das ist noch nichts verglichen mit dem magischen Stein, der eines Tages vor den Füßen des elfjährigen Toe landet und all seine Wünsche in Erfüllung gehen lässt.Das allein wäre schon abgedreht genug, doch Rodriguez hat seine durchgeknallte Geschichte außerdem in einzelne Episoden unterteilt, zwischen denen die Handlung mehrfach vor- und zurückspringt. Der Film ist so vollgepackt mit abstrusen Ideen, dass Sie auf keinen Fall blinzeln sollten - Sie würden garantiert was verpassen.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OS

Gigante Uruguay/ Deutschland/ Argentinien 2009; R: Adrian Biniez, D: Horacio Camadule, Leonor Svarcas

Nachdem mit „Whisky“ Uruguay als Filmland im Grunde erst entdeckt wurde, kommt von dort nun von dort mit „Gigante“ von Adrián Biniez ein ähnlich leiser und melancholischer Film. Der Gigant des Titels ist der übergewichtige Ladendetektiv in einem Supermarkt, der nachts auf dem Monitor einer der Überwachungskameras eine Putzfrau sieht und sich in sie verliebt, aber nicht den Mut aufbringt, sie anzusprechen. (hip) FL, GÖ, H, HB, HH, KI, OS

Gran Torino USA/Australien 2008, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley „Ein alter ehemaliger Fließbandarbeiter lebt voller Vorurteile in einer Vorstadtsiedlung, die in der Hand eingewanderter Hmong-Asiaten ist. Belastet durch Erinnerungen an den Korea-Krieg, wird er mit einer örtlichen Gang konfrontiert und erntet die Dankbarkeit einer Hmong-Familie, wobei ihn sein Sinn für Integrität und Gerechtigkeit in einen Verteidiger der Wehrlosen verkehrt. Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden, findet vielmehr zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“ (filmdienst) HB, HH

H

Hangover USA 2009, R: Todd Philips, D: Bradley Cooper, Ed Helms

„Ein Grundgesetz für Vergnügungssüchtige in den USA lautet: Was in Las Vegas geschieht, bleibt in Las Vegas. Regisseur Todd Phillips (“Old School“) hat für seine Sauf- und Raufkomödie das Prinzip noch einmal verschärft: Was genau ist in Vegas eigentlich passiert? Dies fragen sich die drei Männer Anfang dreißig, die in der Wüstenstadt einen deftigen Junggesellenabschied feiern, sich am nächsten Morgen aber an nichts mehr erinnern können. Wo kommt das Baby auf dem Sofa her? Warum ist ein Tiger im Badezimmer? Warum fehlt ausgerechnet dem Zahnarzt der Gruppe ein Zahn? Und wo ist der Bräutigam in spe abgeblieben? „Hangover“ (Kater) ist eine Detektivgeschichte - rekonstruiert werden muss eine Nacht, die mit „enthemmt“ noch zurückhaltend beschrieben ist. Der Blick auf den weißen Mittelschichtsmann ist dabei - trotz aller Zoten und Albernheiten - pessimistisch: ein Spießbürger, der sich den Eskapismus nur leistet, wenn er danach ins gemachte bürgerliche Nest zurückkehren kann.“ (Der Spiegel) FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS

Harry Potter und der Halbblutprinz USA 2009, R: David Yates, D: Daniel Radcliffe, Michael Gambon

„Harry Potter und der Halbblutprinz“ ist die sechste Verfilmung von J. K. Rowlings siebenteiliger Roman-Saga: Diesmal knutschen die jungen Zauberlehrlinge um Potter (Daniel Radcliffe) viel herum und experimentieren mit halluzinogenen Drogen. Da werden Liebestropfen verabreicht, Glückstränke gepanscht, da ist der Blick oft glasig und der Verstand vernebelt. Nur gut, dass sich die Mächte des Bösen, im düsteren Vorgängerfilm noch als faschistischer Trupp gezeichnet, spürbar zurückhalten. Erst in den letzten Minuten des von David Yates inszenierten Films wird die trügerische Waffenruhe brutal beendet.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI, OS

Das Herz von Jenin Israel/Deutschland 2008, R: Leon Geller, Marcus Vetter

„2005 spendete der Palästinenser Ismael Khatib die Organe seines erschossenen zwölfjährigen Sohnes israelischen Kindern. Zwei Jahre später besuchte er diese Kinder. Bewegender Dokumentarfilm über eine schmerzhafte Reise. Zu klug für eine Heiligenlegende, und doch ein hoffnungsvoller Film.“ (tip) OL

Der Himmel über Berlin Deutschland/Frankreich 1986, R: Wim Wenders, D: Bruno Ganz, Otto Sander

„Einer der Engel, die, unsichtbar für die Augen der Erwachsenen, die Menschen Berlins trösten und Anteil an ihrem Weg nehmen, verspürt das Verlangen, die Welt als Mensch zu erfahren, als er sich in eine Trapezkünstlerin verliebt. Er verläßt die Sphäre der Engel und wird sterblich, lernt aber dafür Welt und Menschen in neuen Farben, mit neuerworbener Sinnlichkeit kennen und lieben. Eine poesievolle Liebeserklärung an des Leben, an die Sinnlichkeit und Begrenztheit des irdischen Daseins. In teilweise berauschenden Bildern eingefangen, gerät der Film zwar in die Gefahr, seine Naivität zu sehr zu strapazieren; auf weiteren Ebenen ist er aber eine fantasievolle Hommage an die geteilte Stadt Berlin und eine Reflexion über die Sichtweise des Filmemachens.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Horst Schlämmer - Isch kandidiere! Deutschland 2009, R: Angelo Colagrossi, D: Hape Kerkeling, Alexandra Kamp

„„Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ folgt dem braven Rhythmus einer Nummernrevue. Cameo-Auftritt folgt auf Fake-Interview auf Double-Einlage. Ob die Nummer zündet, ist meist Sache der Mitspieler. Claudia Roth mit Gurkenmaske oder der Reigen der von Gunter Gabriel angeführten Schlagerstars sind sich für nix zu blöd (nein, es ist keine versteckte Kamera im Spiel) – und machen eben jene zweifelhafte oder peinliche Figur, die man auch sonst von ihnen kennt. Aber wenn Bushido einen HSP-Rap hinlegt (auch die Jugend will als Wahlvolk gewonnen sein) oder Jürgen Rüttgers mit trockenem rheinischem Humor für den Kollegen mit der Dornkaat-Schwäche landesväterliche Gefühle hegt, kann Schlämmer noch so sehr den Horst machen: Der Satiriker sieht blass aus neben so viel Selbstironie. Wenn Kerkelings in wenigen Monaten zusammengeschusterte Politklamotte, die mit dem Wahltag ihrem Verfallsdatum entgegenschreitet, überhaupt etwas vorführt, dann die halbseidene Republik, die schale Welt der Domians, Gabriele Paulis und Bernhard Brinks.“ (Tagesspiegel) GÖ, H, HB, HH, SN

I

Ice Age 3 -Die Dinosaurier sind los USA 2009, R: Carlos Saldanha

„„Ice Age 3 “ erzählt von einem prähistorischen Kulturschock. Ein Säbelzahntiger, zwei Mammuts und ein Faultier stoßen im Eis auf eine bizarre Unterwelt: einen Super-Iglu, in dem tropische Pflanzen und Dinosaurier gedeihen. Regisseur Carlos Saldanha zeigt im dritten Teil der „Ice Age“-Saga die Tücken der Migration: Die anpassungswilligen Mammuts sind im Dschungel total overdressed, die Saurierbabys wollen sich nicht zu Veganern umerziehen lassen. Viel Hoffnung auf ein Zusammenwachsen der Parallelgesellschaften macht der Film nicht - dafür ist er überaus vergnüglich.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz

„Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

It Might Get Loud USA 2009, R: Davis Guggenheim

„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über drei sehr unterschiedliche E-Gitarristen und ihren Umgang mit dem Instrument: Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) erzählen von ihren Vorbildern, ihrem musikalischen Werdegang und treffen sich zum gemeinsamen Musizieren. Laut und spaßig.“ (tip) HH

J

Jasper und das Limonadenkomplott Deutschland 2009, R: Kay Delventhal, Eckart Fingberg

„Jasper, der abenteuerlustige Pinguin aus der „Sendung mit der Maus“, geht auf große Fahrt. An Bord eines Kreuzfahrtschiffs kommt er den finsteren Machenschaften eines griesgrämigen Limonadenherstellers auf die Spur. Die knuffigen Charaktere und die liebevolle Animation entschädigen für die streckenweise recht krude Story.“ (Cinema) SN

Julie & Julia USA 2009, R: Nora Ephron,D: Meryl Streep, Amy Adams

„Julie & Julia“ ist das komödiantische Doppelporträt zweier Genießerinnen: Julia Child, Gattin eines in Paris stationierten US-Diplomaten, verfällt der französischen Küche, schreibt einen Kochbuchklassiker (“Mastering the Art of French Cooking“) und wird in den sechziger Jahren zur berühmtesten Fernsehköchin Amerikas - und so populär, dass sie in der TV-Show „Saturday Night Live“ parodiert wird und als Inspiration für ein Musical dient. Julie Powell, eine New Yorker Angestellte, kocht Jahrzehnte später Childs Rezepte nach, verfasst darüber einen Blog und macht schließlich selbst als Bestsellerautorin Karriere. Regisseurin Nora Ephron (“Schlaflos in Seattle“) kombiniert die Biografien der beiden Frauen als Mischung aus Emanzipationsdrama und Farce. Dass bei der Zubereitung von Boeuf bourguignon Spannung aufkommt, liegt jedoch vor allem an Hauptdarstellerin Meryl Streep, die Julia Child als wunderbar exaltierte Überköchin spielt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OS

K

Kleine Verbrechen Griechenland/Deutschland/Zypern 2008, R: Christos Georgiou, D: Aris Servetalis, Viki Papadopoulou

„Auf einer beschaulichen griechischen Insel laufen Diensteifer und Ehrgeiz eines jungen Polizisten ins Leere, bis sich sein Schnüffler-Talent an einem mysteriösen Todesfall bewähren kann und er sich statt als Nervensäge als Held qualifizieren kann. Leicht surreal angehauchte Provinz-Groteske, die sich nicht sonderlich originell, aber doch liebenswert-entspannt zur romantischen Liebeskomödie entwickelt.“ (filmdienst) SN

L

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Niani Deutschland 2009,R: Piet de Rycker

„Laura fliegt mit ihren Eltern zum Neujahrsfest nach China, wo sie zusammen mit der gleichaltrigen Ling-Ling ein aufregendes Abenteuer erlebt. Die liebevoll gestalteten Animationen und die Pianoklänge des Chinesen Lang Lang verzaubern nicht nur die kleinen Zuschauer, sondern auch ihre Eltern. Für die jüngsten Laura-Fans ist die aufregende und in manchen Szenen sogar recht unheimliche Handlung dagegen kaum geeignet.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

LOL (Laughing Out Loud) Frankreich 2008, R: Lisa Azuelos, D: Sophie Marceau, Christa Theret

„“La Boum“ mit vertauschten Rollen: knapp 30 Jahre später spielt Sophie Marceau die liberale Mutter, die sich mit dem rasanten Erwachsenwerden ihrer 15-jährigen Tochter Lol arrangieren muss. Hochglanzkomödie, die sich das existenzielle Chaos der Pubertät geschmackvoll vom Leibe hält.“(tip) H, HB, HH, KI, OL, OS

Louise Hires A Contract Killer Belgien 2009, R: Gustave de Kervern, Benoît Delépine, D: Yolande Moreau, Bouli Lanners

„Eine ätzende Burleske über aufgebrachter Arbeiterinnen, die einen amateurischen Auftragskiller engagieren, um sich an ihrem Ex-Boss zu rächen. Effektvoll werden die Perversionen eines total aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaftsliberalismus mit schwarzem Humor denunziert.“ (tip) HB,KI

M

M - Eine Stadt sucht einen Mörder Deutschland 1931, R: Fritz Lang, D: Peter Lorre, Gustav Gründgens

„Peinigender und bewegender zugleich als von Peter Lorre in ,M‘ ist kaum jemals wieder die Qual des Triebtäters gezeigt worden, das Ausgeliefertsein an eine Fehlsteuerung des Hirns. Aber hier gelang Fritz Lang mehr als eine Studie des triebkranken Menschen. ,M‘ ist das Psychogramm einer kranken Gesellschaft, in deren Kellern bereits der Faschismus haust. Fritz Lang muss geahnt haben, dass all die psychischen und politischen Aspekte, die er in ,M‘ hineingepackt hatte, das ganz alltägliche Leben verstellen würden. Geradezu rührend in seiner Banalität wirkt deshalb der Schlusssatz: ,Wir müssen alle viel, viel besser auf unsere Kinder aufpassen‘.“ (Klaus Schneider) HH

Männerherzen Deutschland 2009,R: Simon Verhoeven, D: Nadja Uhl, Florian David Fitz

„Flotte Ensemble-Komödie von Simon Verhoeven über Liebesfreud und -leid männlicher Berlinbewohner, unter anderem mit Til Schweiger als Frauenschwarm und Christian Ulmen als gehemmtem Loser. Es geht durch alle wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Situationen, von Schwangerschaft und Fremdgehen bis hin zu unfreiwilligen Begegnungen mit Krokodilen.“(tip) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander

„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) BHV, GÖ, H, HB, HH, HL KI, OL, OS

Mein halbes Leben Österreich/ Deutschland 2008, R: Marko Doringer

„Mit 30, glaubt Marko Doringer, ist es an der Zeit, eine Familie zu gründen. Dabei hat der österreichische Filmemacher das Gefühl, noch nichts erreicht zu haben. Seine Selbstzweifel bringen ihn auf die Idee, alte Freunde, aber auch seine eigenen Eltern zu besuchen. Deren Lebensentwürfe geben ihm zwar auch keine Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, doch immerhin scheinen sie die selbstironische Larmoyanz des Ich-Erzählers besser ertragen zu können als der Zuschauer.“ (Cinema) HB

Misery USA 1990, R: Rob Reiner, D: James Caan, Kathy Bates

„Nach einem Autounfall im Schneesturm wird ein Bestseller-Autor von einer Krankenschwester in ihrem abgeschiedenen Haus gesundgepflegt. Die begeisterte Leserin seiner Romane entpuppt sich als Psychopathin, die den Schriftsteller gefangenhält und mit teilweise brachialen Mitteln dazu zwingt, die Heldin seiner Erfolgsserie wieder zum Leben zu erwecken. Der auf einer Stephen-King-Vorlage basierende Zweikampf wurde filmisch suggestiv und mit viel Galgenhumor umgesetzt, erfordert aber die Bereitschaft, die abwegige Grundkonstellation zu akzeptieren.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Mullewapp - Das große Kinoabenteuer der Freunde Deutschland 2009, R: Jesper Moeller, Tony Loeser

„Helme Heines Kinderbuchhelden Franz von Hahn, Johnny Mauser und den dicken Waldemar kennt man nur zu dritt, wie sollten sie sonst auch Fahrrad fahren? Jetzt wird den Mullewapp-Fans endlich gezeigt, wie aus dem tierischen Haufen beste Freunde wurden. Während Mäuserich Johnny die Tiere des Bauernhofs mit seinen Schauspielkünsten unterhält, wird Schäfchen Wolke von einem Wolf entführt. Bei der anschließenden Rettungsaktion muss das ungleiche Trio sein erstes Abenteuer bestehen. Der zauberhafte Trickfilm mit den Stimmen von Christoph Maria Herbst, Joachim Król und Benno Fürmann transportiert auf sympathische Weise die bekannte „Freunde“-Botschaft: Man kann alles schaffen, wenn man nur zusammenhält.“ (Cinema) GÖ, H, HB, KI, SN

N

Die nackte Wahrheit USA 2009, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Gerard Butler

„Romantische Komödie mit simpel gestrickten Geschlechterrollen: Fernsehproduzentin Abby glaubt an den einfühlsamen Traummann, TV-Kommentator Mike scheint hingegen überzeugt, dass Männer vor allem mit dem Schwanz denken. Aus dem dünnen Plot ist die Luft nach einer Stunde raus, doch die sympathischen Hauptdarsteller überzeugen und der Umgang mit Sexualität ist erfrischend unverblümt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN9 to 5 - Days in Porn Deutschland 2008, R: Jens Hoffmann

„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über die Porno-Industrie im kalifornischen San Fernandon Valley, der über eine Reihe von Porträts ein vielschichtiges Bild zwischen Schmuddel und Glamour skizziert.“ (tip) H

O

Oben USA 2009, R: Peter (Pete) Docter

„Ein alter Mann bricht mitsamt seinem Haus in das größte Abenteuer seines Lebens auf. Mit diesem wunderschönen modernen Märchen haben sich die Trickser von Pixar selbst übertroffen. Die in San Francisco beheimatete Firma Pixar liefert ja schon seit 1995 regelmäßig Trickhighlights. Mit „Toy Story“ fing es an, viele ihrer weiteren Produktionen wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“ oder zuletzt „Wall-E“ wurden moderne Klassiker. Aber „Oben“ toppt sie alle. Diesem grandiosen Abenteuermärchen gelingt es, die Zuschauer gewissermaßen intravenös an das Gefühlsleben seiner Figuren anzuschließen. Ein Effekt, der schon in der Normalfassung prima funktioniert, aber in der 3-D-Version noch intensiver wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

P

Pandorum USA 2009, R: Christian Alvart, D: Dennis Quai, Ben Foster

„Zwei Astronauten erwachen an Bord eines Raumschiffs. Sie wissen nicht, wer sie sind, wo sie herkommen und worin ihre Mission besteht. Sie erforschen ihre Umgebung und stellen fest, das sie nicht allein an Bord sind. Der deutsche „Antikörper“-Regisseur Christian Alvart legt mit „Pandorum“ den Mittelteil einer geplanten Trilogie vor. Im Dezember kommt sein bereits 2007 gedrehter Horrorthriller „Fall 39“ mit Renée Zellweger ins Kino.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Panzerkreuzer Potemkin Sowjetunion 1925, R: Sergej M. Eisenstein / Live-Musikbegleitung durch das Landesjugendorchester Bremen

„Potemkin ist ein großer, selten geglückter Film. Es gehört schon der Mut der Verzweiflung dazu, den Protest gerade hier anzusetzten. Schlechte Tendenzkunst gibt es sonst genug, darunter schlechte sozialistische Tendenzkunst. Solche Sachen sind vom Effekt her bestimmt, rechnen mit ausgeleierten Reflexen, benutzen Schablonen. Dieser Film aber ist ideologisch ausbetoniert, richtig in allen Einzelheiten kalkuliert, wie ein Brückenbogen. Je kräftiger die Schläge darauf niedersausen, desto schöner dröhnt er. Nur wer mit behandschuhten Fingerchen daran rüttelt, der hört und bewegt nichts.“ (Walter Benjamin) HB

Public Enemies USA 2009, R: Michael Mann, D: Johny Depp, Christian Bale

„Bleihaltige Hetzjagd im Asphaltdschungel von Chicago: Der Gangsterfilm von Starregisseur Michael Mann beschreibt die kriminelle Karriere des legendären Bankräubers John Dillinger.Manns Film basiert auf einem Sachbuch von Bryan Burrough über die amerikanische Kriminalität während der Depressionsjahre. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Dillinger und Purvis steht eindeutig im Mittelpunkt, doch Mann ist auch an einer Typologie des Gangsters interessiert, den er irgendwo zwischen proletarischem Helden und anarchistischem Desperado ansiedelt. Depps Dillinger erinnert zwangsläufig an den James-Cagney-Gangster aus dem Genreklassiker „Der öffentliche Feind“ des Jahres 1931.“ (Cinema) H

S

Salami Aleikum Deutschland 2008, R: Ali Samadi Ahadi, D: Wolfgang Stumph, Anna Böger

„Nie war der Zusammenprall der Kulturen komischer: Die fetzige Völkerverständigungssatire „Salami Aleikum“ des Deutsch-Iraners Ali Samadi Ahadi ist das Feelgood-Movie der Saison und sollte zum Pflichtprogramm für Integrationsgegner und Ausländerfeinde erklärt werden. Der iranische Popstar Navid Akhavan spielt den schmächtigen Tagträumer Mohsen Taheri, der kein Blut sehen kann, obwohl er der Sohn eines Metzgers ist. Der Zufall und ein Motorschaden verschlagen ihn in das Ex-DDR-Kaff Oberniederwalde, wo er auf schlecht gelaunte Einheimische, rechte Hohlköpfe, ein Lämmchen namens Wojtila und eine vegetarisch lebende Ex-Kugelstoßerin trifft. Er erobert das Herz der stämmigen Maid und verwickelt sich in ein groteskes Lügengespinst, das die chronisch klammen Einwohner der verschnarchten Provinzeinöde über Nacht von Reichtum und Wohlstand träumen lässt.“ (Cinema) HB, OL,OS

Schande Australien/Südafrika 2008, R: Steve Jacobs, D: John Malkovich, Jessica Haines

„Coetzees Roman kreist um einen südafrikanischen Literaturprofessor (Malkovich), der mit seiner Tochter Opfer einer brutalen Attacke durch schwarze Jugendliche wird. Eine hochkomplexe Erzählung über die Transformationen im Post-Apartheid-Südafrika.“ (tip) HB, HH, OL

Schreibe mir - Postkarten nach Copacabana Deutschland 2009, R: Thomas Kronthaler, D: Júlia Hernández Fortunato, Friedrich Mücke

„Drei Frauengenerationen unter einem bolivianischen Dach: Die gemütliche Oma schwärmt von ihrem verstorbenen Gatten aus Bayern, die zickige Mama verliebt sich immer in die falschen Typen, und die pubertierende Tochter sucht in dem chaotischen Haushalt nach einer eigenen Identität. Das handlungsarme Getratsche macht den Film zur Telenovela.“ (Cinema) GÖ

Selbst ist die Braut USA 2009, R: Anne Fletcher, D: Sandra Bullock, Ryan Reynolds

„Die New Yorker Verlagsmanagerin Margaret Tate verbreitet unter ihren Untergebenen Angst und Schrecken; insbesondere ihr Assistent Andrew hat unter den Launen seiner Chefin zu leiden. Doch dann droht der Karriereknick: Ms. Tate, gebürtige Kanadierin, soll wegen eines Visavergehens aus den USA ausgewiesen werden. Retten kann sie nur eine (Schein-)Ehe mit einem Amerikaner. Der Assi Andrew springt widerwillig als Lückenbüßer ein. Zur Bewährungsprobe für das Pseudo-Paar wird der Antrittsbesuch bei den Eltern des Bräutigams in Alaska. Natürlich ist der Rest der Geschichte so vorhersehbar, wie es sich für eine romantische Komödie aus Hollywood gehört - in diesem Fall allerdings betulicher und schwerfälliger inszeniert als nötig. Regisseurin Anne Fletcher (“27 Dresses“) kombiniert ungeniert Versatzstücke aus Filmen wie „Green Card“, „Der Teufel trägt Prada“ oder „Ein Chef zum Verlieben“ (ebenfalls mit Sandra Bullock), bis die Hochzeitsglocken läuten.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH, OS

Stellet Licht - Stilles Licht Mexiko/Frankreich 2007, R: Carlos Reygadas, D: Cornelio Wall, Maria Pankratz / Originalfassung mit Untertiteln

„Magische Bilder in unendlich langen Einstellungen entführen den Zuschauer in die Welt der Mennoniten: tiefreligiöse deutschstämmige Bauern in Mexiko. Vordergründig geht es um den inneren Konflikt eines siebenfachen Vaters, der zwei Frauen liebt. Aber eigentlich handelt die Geschichte vom Zauber der Langsamkeit.“ (Cinema) HB

Die Strände von AgnèsFrankreich 2009, R: Agnès Varda

„Schon ihr erster Film „La Pointe Courte“ war eine Hommage an das Meer; mit ihrem neuen, autobiografischen Filmessay kehrt Agnès Varda, die „Oma der Nouvelle Vague“, nun zu diesen Anfängen zurück. Die Autorin, Fotografin, Regisseurin und Kamerafrau „sammelt“ dabei mithilfe des Kinos gleichsam Küsten und Ufer, die in ihrem Leben eine Rolle gespielt haben, und lässt den Zuschauer an den Schätzen ihres reichen Lebens teilhaben. Der mit einem César, dem französischen Filmpreis, für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnete Film fügt sich zu einem Bildermosaik, das durch seine sommerliche Leichtigkeit und sanfte Melancholie verzaubert.“ (Rheinischer Merkur) H, HB

Der Sturm Deutschland 2009, R: Hans-Christian Schmid, D: Kerry Fox, Anamaria Marinca

„Die Anklage gegen einen Ex-Befehlshaber der jugoslawischen Armee wegen Menschenrechtsverletzung vor dem Tribunal am Internationalen Gerichtshof in Den Haag droht zusammenzubrechen, als der Hauptbelastungszeuge Selbstmord begeht. In der Schwester des Toten entdeckt die engagierte Anklägerin Hannah Maynard jedoch eine weitere Zeugin der Gräuel, die allerdings zögert, vor Gericht auszusagen … Ein überzeugender Politthriller mit starken Hauptdarstellerinnen in einer um Authentizität bemühten Inszenierung, die dafür sorgen, der Ahndung von Menschenrechtsverletzungen Dringlichkeit zu verleihen.“ (Rheinischer Merkur) HB

Sueños cubanos - Kubanische Träume Deutschland 2009, R: Hans-Peter Weymar

„Für den Streifen, der aus Anlass des 50. Jahrestages der Kubanischen Revolution in diesem Jahr entstanden ist, wurden Kubanerinnen und Kubaner von Havanna bis Bayamo im äußersten Osten des Inselstaates interviewt. Portraitiert wird unter anderem ein Parkwächter, der an Havannas Uferpromenade Malecón wohnt; ein Schriftsteller, der sich mehr Mut für Neuerungen bei der Regierung wünscht; eine Ärztin, die die Errungenschaften des kubanischen Gesundheitssystems preist und ein Musikstudent, dem der Slogan „Sein wir wie der Che“ nicht über die Lippen gehen will.“ (cuba-si.de) HH

Summertime Blues Deutschland 2009, R: Marie Reich, D: Francois Goeske, Sarah Beck

„Im Gegensatz zu anderen, betont coolen Teenie-Komödien stehen in dieser Romanverfilmung einmal die zarten bis hitzigen Emotionen des 15jährigen Alex im Vordergrund, dessen Eltern ihm nach der Scheidung das Leben nicht gerade leicht machen. Regisseurin Marie Reich versteht sich in ihrem Erstling bereits bestens auf eine sichere Führung der Nachwuchsdarsteller durch dieses emotionale Gefühlschaos zwischen Patchwork-Familien, erster Liebe und verschiedenen Kulturen. So werden viele jugendrelevante Themen, wie die Definition von Familie und die Suche nach einem Zuhause, ernst genommen und sensibel mit viel Herz und Humor auf die Leinwand gebracht - noch dazu mit überaus charmanten Protagonisten! Eine schön anzusehende, temporeiche Sommerkomödie.“ (Filmbewertungstelle Wiesbaden) H, HB

T

Taking Woodstock USA 2009, R: Ang Lee,D: Jeffrey Dean Morgan, Emile Hirsch

„Obwohl das eigentliche Festival nur am Rand in die Handlung einbezogen wird, fängt der Film die Atmosphäre und optimistische Aufbruchsstimmung der Flowerpower-Bewegung überzeugend ein. Psychedelische Drogenträume fehlen ebensowenig wie die Nackten im See oder andere ikonenhaften Bilder, die vom „Woodstock“-Dokumentarfilm Michael Wadleighs in Erinnerung geblieben sind. Der Sommer der Liebe wird für den verschüchterten Helden Elliot zur Befreiung von alten Zwängen: Er nabelt sich von den übermächtigen Eltern ab und erlebt beim Tanzen sein ganz persönliches Coming-out. Lee zelebriert das Woodstock-Festival als letzten Moment der Unschuld, bevor auch die schöne Utopie von Love & Peace zerbrach.“ (Cinema) GÖ, HB, HH, OS

Tortuga – Die unglaubliche Reise der Meeresschildkröte Großbritannien/Österreich/Deutschland 2008,R: Nick Stringer

„Tierfilm über ein Karettschildkrötenweibchen, das nach dem Schlüpfen auf einer langen (Lebens-)Reise beim Umrunden des Atlantiks begleitet wird, bis es schließlich selbst Mutter wird. Getragen von einer omnipräsenten Erzählerstimme, zielt der Film mehr auf eine wohlig-betuliche Poetisierung des Tierlebens ab als auf die Vermittlung von Fakten. Bis auf einige kritische Spitzen gegen die Umweltverschmutzung durch den Menschen nutzt der Film sein Sujet für bildgewaltige, aber weder dramaturgisch spannend aufbereitete noch erkenntnisfördernde Unterhaltung.“ (filmdienst) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

V

Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre

„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Deutschland 2009,R: Margarethe von Trotta, D: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung

„Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten Gestalten der Kirchengeschichte. Filmemacherin Margarethe von Trotta widmet ihr eine Filmbiografie, die Hildegard (Barbara Sukowa) vom Eintritt ins Kloster bis zum Sterbebett begleitet. Dabei ist erfreulich, dass die Regisseurin ihrer Figur die Ecken und Kanten belässt; allerdings wird für die Würdigung ein hoher Preis gezahlt: Dramaturgisch bekommt der Film die Facetten seiner Hauptfigur nicht in den Griff und bleibt ohne Fokus, sodass es ihm schwer werden dürfte, außerhalb der Kreise, die sich für die prominente Frauengestalt interessieren, neuen Zuschauern ihr Wirken nahezubringen.“ (Rheinischer Merkur) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

W

Die Welt ist groß und Rettung lauert überall Deutschland, Italien, Bulgarien, Slowenien 2007, R: Stephan Komandarev, D: Miki Manojlovic, Carlo Ljubek

„Ein Großvater holt seinen Enkel Alex aus Berlin ab, um mit ihm auf einem Tandem in die bulgarische Heimat zu fahren. Die heitere Geschichte ihrer Radtour wird unterbrochen von Rückblenden in Alex‘ Kindheit. Damals floh der Junge mit den Eltern vor dem Kommunismus, doch der Westen brachte kein Glück. Wird es im heutigen Bulgarien besser sein? Etwas hölzern inszenierter, aber liebenswerter Film dank seiner kauzigen Figuren.“ (Cinema) GÖ, HB

Whisky mit Wodka Deutschland 2009,R: Andreas Dresen, D: Henry Hübchen, Corinna Harfouch

„Weil die Produktionsfirma von seinen Ausfällen die Nase voll hat, engagiert man mit dem deutlich jüngeren Arno Runge kurzerhand einen Ersatzschauspieler, mit dem - für alle Fälle - Ottos Szenen fortan stets noch einmal gedreht werden. Großes unterhaltsames Kino von Andreas Dresen, brillant geschrieben von Wolfgang Kohlhaase: witzig, anrührend und immer haarscharf auf der Schneide zwischen Komik und Tragik balancierend.“ (tip) GÖ, HB, HH, KI, SN

Wickie und die starken Männer Deutschland 2009, R: Michael Bully Herbig,D: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus

„Winnetou, Raumschiff Enterprise und Kaiserin Sissi waren schon dran; jetzt hat Regisseur Michael Bully Herbig den Zeichentrickwikinger Wickie zum Kinostar erkoren. Wickie, ein Kinderheld seit Mitte der siebziger Jahre, ist der Sohn des Wikingerchefs und klüger als alle Erwachsenen zusammen; immer wieder rettet er sie vor Gefahren. So weit, so Grundschüler-kompatibel. Herbig, selbst in einer Nebenrolle als spanischer Chronist zu sehen, verzichtet diesmal auf jede parodistische Zuspitzung: Er hat einfach nur einen sehr braven Kinderfilm inszeniert, der erwachsene Bully-Fans schnell ermatten lassen dürfte. Wie klagte schon der weiße Held im „Schuh des Manitu“: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Wie das Leben so spielt USA 2009, R: Judd Apatow, D: Adam Sandler, Seth Rogen

„Adam Sandler als arrivierter und Seth Rogen als angehender Komiker in einem (selbst-)reflexiven Buddy-Movie aus der Comedy-Szene von Los Angeles. Apatows dritter (und bisher ernstester) Film reflektiert die Schwierigkeit, mit Penis-Witzen Geld zu verdienen und dabei erwachsen zu werden.“ (tip) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) GÖ, HH

Wüstenblume Großbritannien/Deutschland 2009,R: Sherry Horman,D: Liya Kebede, Timothy Spall

„“Wüstenblume“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller der Somalierin Waris Dirie, die Ende der siebziger Jahre ihre Heimat verließ, in London eine Karriere als Model machte und später von der Uno zur Sonderbotschafterin gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien ernannt wurde. Leider strengt sich die Regisseurin Sherry Hormann etwas zu sehr an, aus der harten Lebensgeschichte von Dirie ein Feel-Good-Movie zu machen. Auf schnellstem Weg rast sie nach London und holt die afrikanische Vorgeschichte ihrer Heldin dann in sperrigen Rückblenden nach. Zwar macht der Film schon früh klar, dass Waris (gespielt von dem Model Liya Kebede) als Kind beschnitten wurde, dann mag er aber eine gute Stunde lang nicht mehr daran denken, um am Ende pathetisch gegen die Genitalverstümmelung aufzurufen.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Z

Zerrissene Umarmungen Spanien 2009, R: Pedro Almodóvar, D: Penélope Cruz, Rubén Ochandian

„Der Spanier Almodóvar, der bald 60 Jahre alt wird, erzählt in seinem neuen Werk „Zerrissene Umarmungen“ vom Alptraum jedes Filmregisseurs: dem Verlust des Augenlichts. In seiner Geschichte erblindet der Held, der Regie-Routinier Mateo Blanco, bei einem Autounfall, nachdem er gerade einen neuen Film abgedreht hat. Die Bilder, die er inszeniert hat, wird er nie mehr sehen können. Andere Menschen müssen sie ihm nun beschreiben. „Zerrissene Umarmungen“ ist ein kunterbuntes Melodram, eine Tour de Force durch die Kino- und Kleidungsstile der vergangenen 50 Jahre - und eine cinephile Reflexion über das Regieführen.“ (Der Spiegel) H, HH