LESERINNENBRIEFE
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Buchstabe gewordener Schrott

■ betr.: „Lieber Lungenkrebs als Langeweile“, taz vom 31. 7. 12

Ich lese Ihre Artikel immer gern – sie lassen mich nicht kalt, sie thematisieren oft Unbequemes und sind mitunter rotzfrech. Ihr flammender Pro-Raucher-Appell aber ist Buchstabe gewordener Schrott: Mein Vater starb vor fünf Jahren, von wegen der „lustigen“ Überschrift, an Lungenkrebs. Rauchen hat sein Leben nicht glamourös, nicht gefährlich und interessant gemacht, sondern lediglich seine Lungen zerfressen. Das mag Sie nicht schrecken, aber dass Sie Ihrer stinkenden Sucht nun nicht mehr allerorten frönen können, ist, zumindest für mich, ein großes Plus an Lebensqualität.

MICHAEL SCHOLZ, Hamburg

Schöner sterben mit Marlboro

■ betr.: „Lieber Lungenkrebs als Langeweile“, taz vom 31. 7. 12

Dummes pubertäres Gequatsche, unausgegoren und ziemlich wenig lustig. Das sollte es doch aber wohl sein?

Die Individualisierung der Gesundheits- und Lebensrisiken passiert ja schon länger und überall, gerade das Rauchen oder Nichtrauchen ist vielleicht der einzige Bereich, wo es einigermaßen gerechtfertigt wäre. Immer noch ist die Verharmlosungsstrategie der Tabakindustrie erfolgreich: Rauch kann – könnte Ihnen und ihrer Umgebung schaden oder – vielleicht? – tödlich sein? Aber sterben müssen wir ja alle sowieso und schöner gehts mit Marlboro …

Mann eh, Deniz, ich zumindest bin froh, dass ich in Restaurants und in der Bahn nicht mehr dazu gezwungen werde, passiv mitzurauchen. Und das Essen schmeckt auch besser ohne Gestank.

Keine Angst, ich bin kein militanter Nichtraucher. Und ich bin ziemlich tolerant. Habe mich eher gewundert und gefreut, dass es gelungen ist, die Rauchverbote in Flugzeug, Bahn und Restaurants durchzusetzen gegen starke Lobby …

Was Du schreibst, ist leider (nicht ganz) richtig: Auf dem Spielplatz sitzen heute die kleinen Dummies, die sich ganz stolz fühlen, dass sie rauchen, aber die sind heute nicht mehr zwölf, sondern sieben!

WOLFRAM ROGER, Kinderarzt, Bremen

Manipuliert durch Tabakindustrie

■ betr.: „Lieber Lungenkrebs als Langeweile“, taz vom 31. 7. 12

Ich finde es immer lustig, dass Leute, die sich als freie, unabhängige, antikapitalistische Menschen darstellen, sich mittels Biochemie durch die Tabakindustrie manipulieren lassen.

HANS HOLLÄNDER, taz.de

Gut gebrüllt, Löwin

■ betr.: „Der Haken mit der Inklusion“, taz vom 26. 7. 12, Leserinnenbrief: Spar- statt Erfolgsmodell“, taz vom 31. 7. 12

Ich habe bis vor gut einem Jahr als Grundschullehrer in Schleswig-Holstein gearbeitet und bin als Kreisvorstandsmitglied der GEW noch nah dran an der Realität.

Deshalb wage ich es, in Frage zu stellen, ob es in unserem angeblichen Inklusionsmusterland LehrerInnen gibt, die der Kollegin ernsthaft widersprechen könnten. Ihre Feststellung, dass „es (…) einer Doppelbesetzung in mindestens allen Hauptfächern (bedarf), um (Integrationskindern) optimal fördern zu können“, sollte eigentlich selbstverständlich sein.

Hoffnung darauf, dass die von einer UNO-Konvention in diesem Sinne geforderte Inklusion in den nächsten Jahren verwirklich wird, habe ich jedoch nicht. Denn auch dieser Regierung geht es in erster Linie um Haushaltskonsolidierung und Einhaltung der Schuldenbremse. Die Bekenntnisse der Regierungsparteien zum Verzicht auf Einsparungen und zu Mehrausgaben für die Schulen sind mit Vorsicht zu genießen und werden nicht ausreichen, die Inklusion ernsthaft voranzubringen, denn „der Haken an der Sache ist, dass sich niemand für die Rechte (dieser) Schüler und Schülerinnen einsetzt.“ Gut gebrüllt, Löwin! HEINZ-HERMANN INGWERSEN, Neumünster

Es gibt Unterschiede

■ betr.: „Beschnittene haben ein genitales Trauma erlitten“,taz vom 25. 7. 12

Es gibt unter vielen auch folgenden Unterschied zwischen Eingriffen in den weiblichen und den männlichen Genitalbereich: Nicht selten ist ein medizinischer Schnitt an der Vorhaut vonnöten, weil sie so eng ist, dass jede Bewegung Schmerzen verursacht. Es stimmt nicht, wenn Herr Franz behauptet, dass ein Eingriff medizinisch grundlos ist; ich allein kenne einige Männer, die froh sind, dass ihre Vorhaut durchtrennt wurde. Nicht nur wegen der Schmerzen durch die Enge, sondern auch damit die Hygiene nicht zu kurz kommt. Von Vergleichbarem im Vulva- und Vaginalbereich habe ich noch nie gehört, obwohl ich seit drei Jahrzehnten gegen diese grausame Praxis, der nicht nur im Sudan, sondern zum Beispiel auch in Ägypten immer noch bis zu 90 % der Frauen und Mädchen zum Opfer fallen, ankämpfe. Dass eine solche Verstümmelung häufig als Asylgrund bei uns nicht anerkannt wird, ist auch bekannt.

Und was meinen Sie, Herr Franz, mit „jeder noch so kleinen rituellen Verletzung (bei Mädchen)“? Ich jedenfalls kenne keine kleine rituelle Verletzung im Vulva- und Vaginalbereich.

Übrigens bin ich gegen jede körperliche Beeinträchtigung von Kindern: Babys schreien auch meistens bei der Taufe. Wer will schon grundlos kaltes Wasser über den Kopf gegossen kriegen?

MARIA SCHMIDT, Berlin